Was krabbelt denn da?

ABB:: ISTOCK/MAHESH14

In Kindergärten und Volksschulen ist das ganze Jahr Kopflaussaison. In der Beratung heißt es auch mit Mythen aufräumen. (Pharmaceutical Tribune 14-15/2017)  

1 Kundenwunsch

„Ein Läuseshampoo bitte!“, lautet die Bitte der jungen Mutter. „Bis jetzt hatte meine Tochter noch nie Läuse, aber jetzt hat sie Reitunterricht genommen. Wissen Sie, wir mussten uns im Gestüt einen Reithelm ausborgen, und nun hat sie Läuse!“

2 Hintergrundwissen

Die erwachsene Kopflaus wird etwa 3 mm lang und hat Klammerbeine. Mit ihren stechenden Mundwerkzeugen saugen die Läuse Blut und ernähren sich auf diese Art und Weise. Ohne Blut und damit ohne Nahrung kommen Läuse höchstens zwei Tage aus. Meist verhungern sie aber schon nach wenigen Stunden. Da Läuse in allen ihren Entwicklungsstadien auf die Blutmahlzeit angewiesen sind, sind sie fast immer am Haaransatz, vor allem hinter den Ohren und im Nacken, zu finden. Dort legen die Weibchen auch die Eier – täglich zwischen drei und neun Stück. Sie sind etwa 1 mm groß. Schließlich kleben sie die Eier an die Haare, wo sie als Nissen zu sehen sind. Aus den Nissen schlüpfen die Larven, die sich bis zum Erreichen des adulten Stadiums dreimal häuten. Dieser Prozess dauert etwa 17 Tage. Die Übertragung von Wirt zu Wirt erfolgt entweder aktiv, durch schnelles Überkriechen bei Haar- oder Körperkontakt, oder auch passiv über Kämme oder durch das Tragen von Kopfbedeckungen. Darauf ist vor allem bei sportlichen Aktivitäten zu achten, wenn z.B. Helme ausgeliehen werden. Wenn diese nicht nach jedem Tragen gründlich gereinigt werden, folgt dem Sport oft eine böse Überraschung. Wird der Läusebefall nicht behandelt, können bei einem Massenbefall großflächige, nässende Ekzeme mit Lymphknotenschwellungen beobachtet werden. Durch Kopfläuse werden allerdings höchst selten Erreger übertragen und sie sind wirtspezifisch, das heißt, nur beim Menschen zu finden.

3 Therapiemöglichkeiten

Wird ein Kopflausbefall bemerkt, liegt der Befall oft schon zwei bis drei Wochen zurück. Geschwister und Eltern sind dann meist auch schon betroffen. Daher macht es Sinn, die Behandlung der betroffenen Person und aller Kontaktpersonen durchzuführen. Andernfalls ist mit einer ständigen Neuinfektion zu rechnen. Es eignen sich diverse Läuseshampoos und Laussprays, die entweder Dimeticon oder verschiedene Öle, wie Kokosnuss-, Anis-, Neem- und Ylang-Ylang-Öl, enthalten. Allen gemeinsam ist, dass sich die Substanzen rasch auf der Oberfläche der Läuse und in deren Atemöffnungen ausbreiten. Die Eindringtiefe der unterschiedlichen Öle ist verschieden, weshalb sie in diversen Präparaten auch in Kombination Anwendung finden. Ob die Tiere aufgrund des Sauerstoffmangels oder wegen des behinderten Ausschwitzens von Wasser absterben, ist nicht eindeutig geklärt. Positiv ist, dass bei der Anwendung der genannten Inhaltsstoffe mit keinen Resistenzen zu rechnen ist. Um die Heilungsquoten zu erhöhen ist es ratsam, den Vorgang alle drei bis vier Tage zu wiederholen, denn so können die Öle in allen Entwicklungsstadien der Läuse wirken. Gleichzeitig ist es wichtig die Nissen zu entfernen. Dazu eignet sich ein Essigkamm. Das ist ein Lauskamm, der in eine Lösung aus einem Teil Wasser und einem Teil Essig getaucht wird. Dadurch lösen sich die Nissen leichter. Gerne werden auch Sprays zur Prophylaxe und für die Umgebung angewendet. Eine übertriebene Hygiene ist jedoch nicht erforderlich.

4 Empfehlung

Das Auskämmen der Nissen ist für einen guten Behandlungserfolg unbedingt notwendig, höchst effektiv und in der Empfehlung unverzichtbar. Die Empfehlung kann wie folgt kommuniziert werden: „Waschen Sie die Haare Ihres Kindes und die aller Familienangehörigen gleich heute Abend. Lassen Sie das Shampoo so lange einwirken, wie es auf der Packung angegeben ist, und waschen Sie es danach gründlich aus. Dann ist es wichtig, dass Sie sich genug Zeit nehmen, um die Nissen gründlich zu entfernen. Wiederholen Sie diese Prozedur nach einer Woche noch einmal, sodass keine einzige Laus eine Chance hat.“ 

Kopflaus-Mythen gibt es viele – hier die Fakten: 

  • Kopfläuse kann jeder bekommen!
  • Normales Shampoo löst den Klammergriff der Läuse am Haar nicht!
  • Heißes Föhnen bekämpft weder die Läuse noch die Läuseeier!
  • Bei den weißen Nissen handelt es sich um Eihüllen. Diese sind bereits leer und stellen keine Gefahr mehr dar!
  • Kopfläuse können ohne Blut nur wenige Stunden überleben!
  • Einige Produkte sind unter bestimmten Bedingungen entflammbar – gutes Auswaschen hilft!