Dr. Promussas: Was für ein Tag

Kennen Sie das? Es gibt Tage, da hat man das Gefühl, alle Wahnsinnigen der Welt kommen in die Apotheke. Und es gibt Tage, da läuft plötzlich alles wie geschmiert und man hat eine Menge Spaß dabei. Manchmal spürt man das schon beim Aufstehen. Man freut sich mehr als sonst auf die Arbeit und weiß, dass der Tag gut wird. Und so ist es: Es beginnt mit Sonne und jeder Menge freundlicher KundInnen. Wenn noch dazu Monatsanfang ist und die Leute wieder Geld haben, steigert das ebenfalls die Stimmung. SubstitutionspatientInnen machen keine Schwierigkeiten und schlucken brav. ÄrztInnen am Telefon lassen sich eines Besseren belehren, wenn sie unverständliche Dinge aufgeschrieben haben. Kinder lächeln, wenn sie ihre kleine Zeitung und ein Zuckerl bekommen. Dazwischen, auf Mittagspause, können auch lustige Dinge passieren:

Ich gehe forschen Schrittes und hungrigen Magens nach Sri Lanka – Sie wissen, in Meidling kann man überallhin essen gehen. Ein junger Mann auf der anderen Straßenseite grüßt mich laut und deutlich. Ich grüße zurück, weil ich denke, er ist ein Kunde, den ich nicht sofort erkenne. Zu spät registriere ich, dass er meinen Gegengruß zum Anlass nimmt, um mit mir anzubandeln. Da es sonnig und schön ist, tu ich ihm den Gefallen und flirte ein bisserl, tut ja manchmal auch gut. Ganz offen bewundert er meine Schönheit, ich muss grinsen. Als er mein Alter erfährt, reißt er die Augen auf: „Wahnsinn!! Wirklich?? Sie schauen aber viel jünger aus!“ Mein Restaurant ist in Sichtweite und nach genügend Komplimenten verabschiede ich ihn höflich: „Ich habe jetzt ein Date mit meiner Chefin“, flunkere ich. „Schönen Tag noch!“ Als ich fertig bin und zur Theke gehe, um zu zahlen, sitzt dort der nächste Mann, der ein Gespräch beginnt: „Hat es geschmeckt?“, fragt er. „Ja, sehr“, antworte ich wahrheitsgemäß. Sein Blick verschleiert sich. „Ich möchte auch gern essen, hab aber kein Geld. Zahlst du mir ein Essen?“ Fast hätte ich mich darauf eingelassen, habe aber tatsächlich nur den Schein für mein Mittagessen eingesteckt.

Am Nachmittag geht es weiter mit gelungenen Beratungen und zufriedenen KundInnen. Eine liebe Dame, die den bettlägerigen Vater betreut, liefert den Versprecher des Tages: „Heute kommt der Papa aus dem Krankenhaus. Gott sei Dank haben wir ein Pflegebett und einen elektrischen Stuhl organisiert!“ Da ich weiß, was sie eigentlich sagen wollte, lache ich nicht, auch wenn mich dieser Versprecher zugegeben doch ein wenig erheitert. Fröhlich auch der nächste alte Mann, der sein Recht einfordert und einen Jüngeren, der sich vordrängeln wollte, in die Schranken weist, aber so charmant, dass man ihm nicht gram sein kann. Als ich zur üblichen Abschlussfrage nach der Notwendigkeit eines Sackerls komme, winkt er ab: „Ein alter Clochard hat so was immer bei sich!“ Und der Tag endet mit einem Kompliment von einem lieben Kollegen für die Kommentare in diesem feinen Blättchen. Das freut!