Sauer macht nicht immer lustig

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AN DER TARA  – Schmerzen hinter dem Brustbein, saures Aufstoßen, nächtliche Asthmaanfalle können Zeichen für Sodbrennen sein. (Pharmaceutical Tribune 01/2017)

1 Kundenwunsch

„Die Kekse während der Feiertage haben mir ganz ordentliche Beschwerden gemacht. Der Sekt hat dann noch das Übrige getan. So macht das Feiern wirklich keinen Spaß“, lautet das Problem eines stattlichen Mittfünfzigers. Er klagt weiter: „Jetzt ist aber noch nicht Schluss, es geht doch erst die Ballsaison los! Gibt es da nicht etwas für mich?“

2 Hintergrundwissen

Etwa 50 Prozent der Bevölkerung leiden zumindest gelegentlich unter Sodbrennen. Steigt die Magensäure in die Speiseröhre, wird die dort ungeschützte Schleimhaut gereizt. Dafür ist häufig ein stressiger Lebensstil verantwortlich. Neben Kaffee, Kohlensäure und Alkohol können aber auch Medikamente, wie nichtsteroidale Antirheumatika und Bisphosphonate, Beschwerden machen. Hinter dem Reflux des Mageninhalts kann eine Funktionsstörung des unteren Speiseröhrenschließmuskels stecken, aber auch eine Magenpförtnerenge, Speisenröhrenkrämpfe oder ein Zwerchfellbruch können ursächlich beteiligt sein.

Außerdem kann die Speiseröhrenmuskulatur insgesamt zu schwach sein. Dann wird aufsteigender Mageninhalt nicht in ausreichendem Maß zurückgepresst. Aus diesem Grund sollten vor allem Raucher auf Zigaretten verzichten, denn Nikotin begünstigt die Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters. Auch Progesteron weist diese Wirkung auf, was neben dem erhöhten Platzbedarf des Fetus dazu beiträgt, dass 45 bis 70 Prozent der Schwangeren, vor allem im letzten Trimenon, unter Sodbrennen leiden.

3 Therapiemöglichkeiten

In der Selbstmedikation steht ein breites Spektrum an Medikamenten zur Behandlung von Sodbrennen zur Verfügung:

  • Bei leichteren Beschwerden sind Magnesium-, Calcium- und Aluminiumsalze ausgezeichnet geeignet. Sie neutralisieren die überschüssige Magensäure und führen rasch zur Erleichterung. Optimal ist daher die Einnahme ein bis zwei Stunden nach den Mahlzeiten.
  • Werden Basenpulver eingenommen, so sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht zu viel Carbonat enthalten, da diese Säure anziehen und nach einer kurzen Phase der Erleichterung, die Beschwerden wieder erneut auftreten.
  • Auch Hydrotalcit und Magaldrat sind sehr beliebt, da sie ebenfalls neutralisierend wirken. Wird Letzteres als Gel eingenommen, so legt es sich wie ein Balsam auf die angegriffenen Schleimhäute.
  • Beliebt sind Protonenpumpenhemmer, die das Enzym H+/ K+-ATPase in den Belegzellen des Magens hemmen und somit sowohl die basale als auch die stimulierbare Sekretion von Magensaft hemmen. Für die Selbstmedikation sind Pantoprazol und Omeprazol für einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen vorgesehen. Pantoprazol hat im Gegensatz zu Omeprazol den Vorteil, dass es mit dem Cytochrom-P450- Enzymsystem keine nennenswerten Interaktionen eingeht.
  • Ebenso zur kurzzeitigen Behandlung dient der H2-Antagonist Ranitidin.
  • Für Kunden, die pflanzliche Alternativen bevorzugen, steht Alginat zur Verfügung, dass beim Kontakt mit der Magensäure ein zähflüssiges leichtes Gel bildet und die Magenschleimhaut sofort schützt. Geringe Mengen an Hydrogencarbonat sorgen für die Ausbildung von Kohlendioxid, wodurch sich das Gel wie eine Schutzschicht auf dem Mageninhalt ausbildet. Diese stellt dann eine physikalische Barriere dar, die einen Rückfluss in die Speiseröhre verhindert.

Sollten die Beschwerden sehr häufig auftreten, Schluckbeschwerden verursachen oder sogar Schmerzen in der Brustregion, die Zeichen eines Myokardinfarktes sein könnten, hinzukommen, so empfiehlt es sich, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Nicht behandeltes Sodbrennen kann auf Dauer zu narbigen Verengungen der Speiseröhre, Bildung von Geschwüren und einem Barrett Ösophagus mit erhöhtem Risiko für ein Speiseröhrenkarzinom führen.

4 Empfehlung

Probleme, wie sie der Kunde zu Beginn schildert, sind eine Aufforderung, voll aus dem pharmazeutischen Beratungsrepertoire zu schöpfen. Dabei kommt die Empfehlung besonders gut an, wenn wir unsere Fragen gezielt stellen und uns der Kunde mit seinen Antworten wichtige Informationen geben kann. Automatisch erhöht der Kunde damit seine Redezeit, was, wie Studien zeigen, auch dazu beträgt, dass uns ein Kunde sympathisch findet und die Empfehlung besser angenommen wird. Die Empfehlung könnte wie folgt lauten: „In der Ballsaison schlucken Sie täglich eine von diesen Tabletten. Sollten Sie trotzdem Beschwerden haben, so können Sie eines von diesem Säckchen nach jedem Essen einnehmen!“

Kundentipps:

  • Gönnen Sie sich häufiger eine gute Mahlzeit, dafür sollen die Portionen kleiner sein!
  • Bevorzugen Sie Proteine und sparen Sie bei Zucker und Fett!
  • Genießen Sie Ihre Mahlzeit in Ruhe und im Sitzen!
  • Verschieben Sie Ihr Dinner in die frühen Abendstunden!
  • Verzichten Sie auf Zigaretten!
  • Schranken Sie Ihren Kaffeekonsum ein!