Dr. Pichlbauer: Der subventionierte Kassen-Hausarzt

Ärztemangel? Komisch, sachlich betrachtet haben wir, auf Einwohner bezogen, die meisten Ärzte UND die meisten Medizin-Absolventen. Unsere Ärzte sind relativ jung. Und die Zahl der Ärzte steigt kontinuierlich. Trotzdem: Es sollte dringend mehr Studienplätze geben, meinen Politiker aller Ebenen. Weil es immer schwerer wird, Kassenstellen zu besetzen. Aber warum? Weil es unattraktiv ist, Kassenhausarzt zu werden? Eigentlich ist es die Ärztekammer, die sich um die beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Ärzte kümmern müsste – attraktive Arbeitsplätze gehören da wohl dazu. Und die Kassen sind verantwortlich, dass wir (Selbstverwaltung im Pflichtversicherungssystem, dessen Vorteil die politische Unabhängigkeit sein soll) zwei Hausärzte in angemessener Entfernung vorfinden. Zusammen müssen sie Sorge tragen, die ohnehin im EU-Vergleich wenigen Hausarztordinationen zu besetzen – doch, was erleben wir?

Umgeleitete Steuergelder

Immer mehr Bürgermeister leiten Steuergelder um, um Ordinationen zu finanzieren, übertragen also das wirtschaftliche Risiko vom kassenfinanzierten Arzt auf die Kommune. Denn, gibt es keinen Arzt, wird der Bürgermeister verantwortlich gemacht. Und weil der politische Druck stärker wird, steigen jetzt auch Länder ein, um den „Ärztemangel“ zu beheben! Landesrat Drexler fordert mehr Studienplätze und plant junge Steirer an private Medizin-Unis zu senden. Im Burgenland will Landesrat Norbert Darabos Stipendien (500 € pro Monat) verteilen und 50.000 € Startgeld für Hausarztordinationen zahlen. Doch, wie wird diese Subventionitis enden? Sehr schnell werden sich die Kassen-Kammer-Verhandlungen an diesen „Geldsegen“ gewöhnt haben und in die Tarife einpreisen. Dieses Verhalten zeigen die aktuellen „Verhandlungsergebnisse“: Hausärzte leben nicht von Kassentarifen, sondern quersubventionierenden Hausapotheken oder Einnahmen aus dem kassenfreien Raum. Und dann? Werden die Steuer- Subventionen weiter steigen? Und wie schaut es eigentlich mit Gemeinden aus, die in diesem Wettbewerb nicht mithalten können? Wo werden deren Pflichtversicherte ihren Arzt finden?

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune