MS wirft lange Schatten voraus
Dem ersten demyelinisierenden Ereignis bei Multipler Sklerose dürfte ein mehrjähriges Prodromalstadium vorausgehen. Das bietet Chancen für einen früheren Therapiebeginn, wirft aber auch Grundsatzfragen auf. (Medical Tribune 22/2017)
Prodromalstadien sind bei neurodegenerativen Erkrankungen keine Seltenheit. Bevor die ersten Positivsymptome auftreten, erleben etwa drei Viertel der Schizophrenie-Patienten eine mehrjährige Phase, die von Depression und Negativsymptomatik gekennzeichnet ist. Auch der klinischen Manifestation der Parkinson-Krankheit geht eine Phase unspezifischer Beschwerden voran, die von Geruchsstörungen und Obstipation über die REM-Schlaf-Verhaltensstörung bis zur Depression reichen. Zudem mehren sich seit Längerem die Belege dafür, dass bei einigen neurodegenerativen Krankheiten bereits lange vor den ersten klinischen Anzeichen histopathologische Veränderungen vorhanden sind – so finden sich bei Morbus Alzheimer die ersten Plaques sogar schon Jahrzehnte vor der Diagnose in den Gehirnen Betroffener. Auch für die Multiple Sklerose wurde, basierend auf kleineren Studien, immer wieder die Existenz eines Prodromalstadiums diskutiert.