18. Okt. 2017

Design will Demenz erlebbar machen

KUNSTPROJEKT – Wie fühlt es sich an, wenn man sich auf die eigenen Sinne nicht mehr verlassen kann? (Medical Tribune 41/17)

Weiche Gummiseile anstelle von Holz machen eines der Stuhlbeine instabil. Unter Belastung knickt es ein und lässt den, der sich auf den Sessel setzt, zu Boden stürzen.
Weiche Gummiseile anstelle von Holz machen eines der Stuhlbeine instabil. Unter Belastung knickt es ein und lässt den, der sich auf den Sessel setzt, zu Boden stürzen.

Etwas unschlüssig stehen die Schüler der HBLA Oberwart vor einem gedeckten Tisch. Gläser, Geschirr, Besteck und Sitzmöbel, die im hellen Foyer des Ingrid-Leodolter-Pflegewohnhauses im 15. Wiener Gemeindebezirk aufgebaut sind, scheinen nur auf den ersten Blick zu ihrem ursprünglichen Zweck benutzbar. Einer Verwendung hält keines der speziellen Designobjekte stand. Und das ist Teil des Konzepts. Denn auch demente Menschen könnten sich plötzlich nicht mehr auf ihre Sinneseindrücke verlassen und verlieren zunehmend die Orientierung im Alltag. Sessel, die beim Draufsetzen nachgeben, Trinkgläser mit eingebohrten Löchern, aus denen die Flüssigkeit ausrinnt, wenn man sie zum Mund führt – all das macht ganz unmittelbar erlebbar, was es bedeutet, wenn die eigenen Sinneseindrücke keine zuverlässige Orientierung mehr bieten. So wie der Stuhl, der unter dem Gewicht des Ausstellungsbesuchers einknickt, so bricht auch für Menschen in frühen Stadien der Demenz nach und nach weg, was zuvor als sicher galt. Worauf kann man sich noch verlassen?

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune