13. Dez. 2017

Biosimilars ermöglichen eine hohe Kostenersparnis

Foto: tibor13 gettyimages

PROGNOSE – Eine IQVIA-Studie ortet durch Biosimilars ein Einsparungspotenzial von 320 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. (Medical Tribune 49/17) 

320 Millionen Euro – so viel Geld könnte durch den Einsatz von Biosimilars bis zum Jahr 2021 eingespart werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Auftragsforschungsinstituts IQVIA (vormals IMS-Health und Quintiles), die im Auftrag des österreichischen Biosimilarsverbandes durchgeführt wurde. Die Zahlen beruhen auf einer Schätzung der Kostenentwicklung durch Biologika und tragen dem Umstand Rechnung, dass es seit heuer eigene Preisregelungen für Biosimilars gibt. Die IQVIA-Studie schätzt, dass ohne Biosimiliars in Österreich in den nächsten fünf Jahren 2,3 Milliarden Euro für Biologika ausgegeben werden müssten. Mit Biosimilars ließen sich die Ausgaben um 3,2 Millionen auf 1,98 Millarden senken. Dr. Martin Spatz, General Manager von IQVIA, nennt diese Hochrechnung eine „realistische Prognose“, die berücksichtigt, dass im entsprechenden Zeitraum nur fünf neue Biosimilars auf den österreichischen Markt kommen werden. Im europäischen Vergleich hat sich der Biosimilarsmarkt in Österreich nur sehr zögerlich entwickelt. In Europa gibt es insgesamt 37 Biosimilars zu 15 Wirkstoffen, in Österreich dagegen derzeit nur 16 Biosimilars zu neun Wirkstoffen.

Fehlende Preisregelung war lange ein Hemmschuh

Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, Mitbegründerin und Präsidentin des österreichischen Biosimilarsverbandes, ist überzeugt, dass sich das zumindest teilweise durch die erst so spät implementierte Biosimilars-Preisregelung erklären lässt. „Es gab einige Hersteller von Biosimilars, die zwar in anderen Ländern ihre Produkte auf den Markt gebracht haben, nicht aber in Österreich, weil hier die Erstattung nicht adäquat geregelt war“, so Möritz- Kaisergruber, die auch Geschäftsführerin von Astro-Pharma ist, einem Unternehmen, das unter anderem Medikamente internationaler Hersteller in Österreich vertreibt und Infliximab- und Rituximab-Biosimilars im Portfolio hat.

Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber will Vorbehalte gegenüber Biosimilars ausräumen.
Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber will Vorbehalte gegenüber Biosimilars ausräumen.

Die Präsidentin des Biosimilarsverbandes weist darauf hin, dass das Einsparungspotenzial durch die Biosimilars nur dann ausgeschöpft werden könne, wenn sie nach Markteintritt auch rasch und in hohem Ausmaß eingesetzt würden. Den im europäischen Vergleich „hohen Aufholbedarf“ in diesem Bereich veranschaulicht sie am Beispiel der letztlancierten Infliximab-Biosimilars. Diese hätten in Österreich nur einen Marktanteil von 27,3 Prozent. In Deutschland seien dagegen 38,2 Prozent des Infliximab-Marktes durch Biosimilars abgedeckt, in Frankreich 35 Prozent, in Spanien 44,6 Prozent, in Italien 57,5 Prozent und in Großbritannien gar 83,2 Prozent. Dort verfolge man gezielt die Strategie, die Biosimilars „vom ersten Tag an mit Quoten“ einzusetzen, so Möritz-Kaisergruber.

Biologika in immer mehr Indikationen relevant

Bereits in den letzten Jahren ist der Biologika-Anteil am Pharmamarkt stark gewachsen (von 15 Prozent im Jahr 2006 auf 24 Prozent im Jahr 2016). Es sei zu erwarten, dass dieser Trend auch in den nächsten Jahren anhalten dürfte, zeigt sich Spatz überzeugt. Auch die Indikationen, in denen Biologika relevant sind, werden immer mehr. Als Beispiele führt Spatz Alzheimer, Asthma und HIV an. Die Biosimilars-Entwicklung ziehe mit 92 Wirkstoffen in den Pipelines entsprechend nach, so der IQVIA-Manager.

Pressegespräch; Wien, November 2017

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune