22. Nov. 2017

Apotheke mit Ausblick

Rein zufällig kommt man an der Marco Polo-Apotheke im Bezirk Floridsdorf kaum vorbei. Die von MMag. Helmut Puschacher geleitete Apotheke liegt in einem Wohngebiet und gehört zu einem Gemeindebau. (Pharmaceutical Tribune 19/2017) 

Vorwiegend Stammgäste kommen in die Offizin im Floridsdorfer Gemeindebau.
Vorwiegend Stammgäste kommen in die Offizin im Floridsdorfer Gemeindebau.

Auf dem 42 Hektar großen Gelände des ehemaligen Gaswerks Leopoldau entsteht gerade ein neuer Stadtteil mit 280 Wohnungen. Die nächstgelegene Apotheke ist derzeit die Marco-Polo-Apotheke. „Die Gegend wird dadurch zusätzlich belebt“, sagt der Konzessionär MMag. Helmut Puschacher. „Schon jetzt ist die Umgebung sozial sehr durchmischt.“ Auf der einen Seite finden sich ältere Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und Kleingartenvereine. Auf der anderen gibt es viele Gemeindebauten. Allen voran der zickzackförmig angelegte Heinz-Nittel-Hof mit über 1.400 Wohnungen, wo alte wie junge Menschen sowie Singles, Paare und kinderreiche Familien leben. „Als diese Bauten errichtet wurden, war auch eine Apotheke eingeplant“, erzählt Puschacher, der den 1983 erbauten Betrieb 2011 von seinen Eltern übernommen hat.

Spät berufen

Der Wahlniederösterreicher ist ein spät berufener Apotheker. Hinter seinem ersten Magistertitel steckt ein Betriebswirtschaftsstudium. „Ich habe erst Karriere in der Privatwirtschaft gemacht und war im Verkauf medizinisch-technischer Geräte tätig.“ Erst mit 33 entschied sich Puschacher für ein Pharmaziestudium. Seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse, speziell jene im Verkauf, kann er heute gut brauchen. Etwa wenn es um Kundenreklamationen oder ein Einkaufsgespräch mit einem Firmenvertreter geht. „Da macht mir niemand ein X für ein U vor“, versichert Puschacher. Jungpharmazeuten ist er eventuell auch als Aspirantenprüfer für die Apothekerkammer ein Begriff, Apothekerkollegen kennen ihn unter Umständen als Mitglied eines Visitatorenteams im Rahmen von Überprüfungen der MA 15.

Kosmetik nachrangig

„Wir sehen uns eindeutig als Nahversorger“, sagt Puschacher. Neben dem klassischen Apothekensortiment werden Teemischungen und solche aus ätherischen Ölen angeboten. In der warmen Jahreszeit erfreuen sich Mischungen gegen Insekten für die Duftlampe bei den vielen Garten- und Balkonbesitzern großer Beliebtheit, in ein paar Wochen werden wieder die Weihnachtsdüfte gefragt sein. Insgesamt liegt der Schwerpunkt bei der Freiwahl in der 80 Quadratmeter großen Offizin eher auf NEM als auf Cremes. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Kosmetik in diesem Umfeld nicht so gut verkauft.“ Da sich Puschachers Betrieb in einer reinen Wohngegend befindet, kommt wenig Laufkundschaft vorbei, dafür aber umso mehr Stammkunden. Auf 80 Prozent schätzt der Konzessionär deren Anteil. Die Senioren kommen gerne zum Blutzucker-Messen, Jung und Alt nützen die Apotheke als erste Anlaufstelle bei medizinischen Wehwehchen, von Verletzungen beim Zwiebel-Schneiden bis zu aufgeschlagenen Knien von Kindern.

FOTOS: MARCO-POLO-APOTHEKE

Egal, ob auf Deutsch, Englisch, Polnisch oder Albanisch beraten wird: „Wir nehmen uns dafür immer viel Zeit und behandeln den Vertrauensvorschuss, der uns von den Kunden gewährt wird, mit Ehrfurcht.“ Die Stammkunden legen, wie auch der Konzessionär selbst, viel Wert auf eine geringe Fluktuation bei den Mitarbeitern. „Dafür lasse ich mir mit dem Einstellen Zeit.“ Derzeit sind neben ihm selbst noch zwei weitere Pharmazeuten an Board des achtköpfigen Betriebs. Puschachers Sohn studiert noch, hilft aber regelmäßig aus. Er hat sich, wie der Vater zunächst auch, für die Wirtschaftsuniversität entschieden. Aber vielleicht wiederholt sich die Geschichte ja und er landet doch noch bei der Pharmazie.

APOPRIVAT
MMag. Helmut Puschacher

ERFOLG Stillstand ist Rückschritt. Sobald man sich zurücklehnt, beginnt auch schon der Abbau.
HUMOR In der warmen Jahreszeit schicken regelmäßig Eltern ihre Kinder vor- bei, damit wir ihnen die Zecken entfernen. Und Zecken gibt es in dieser Gegend erstaunlich viele. Wir erfüllen den Wunsch gerne und haben die Utensilien dafür immer griffbereit. Aber wir schmunzeln doch über diese nicht ganz typische Aufgabenstellung für einen Pharmazeuten.
STRESSABBAU Ich spiele Gymnasium Keybord in einer Rockband, den Nasty Habits. Gemeinsam mit einem Gründungsmitglied  von Deep Purple bringen wir frühe Songs der Band. Damit sind wir bereits in Polen, Ungarn, Deutschland und der Schweiz aufgetreten.

APO-Steckbrief:

  • Marco-Polo-Apotheke Ruthnergasse 89, 1210 Wien
  • www.marcopolo-apo.at
  • Spezialisierungen:  Schüßler-Salze, Homöopathie
  • Spezialitäten: Teemischungen, ätherische Ölmischungen
  • Services: Blutdruck-, Cholesterin-, Blutzucker-Messung