23. Aug. 2017

Alpbacher Gesundheitsgespräche 2017: Thema Migration und Gesundheitssystem

23.08.2017 – Laut Expertinnen wäre es die Aufgabe des Gesundheitssystems, auf Flüchtlinge und Migranten zuzugehen, da sie betreffend gesundheitlicher Versorgung oftmals besonders isoliert wären und Hilfe bräuchten.

Catherine Bertini, ehemalige Generaldirektorin des Welt-Ernährungsprogrammes der UNO, gibt als klares Statement an, dass Integration auch über das Gesundheitssystem stattfinden würde. Man müsse sich mit deren Situation im Herkunftsland, während der Migration und beim Ankommen beschäftigen.  Die Kommunikation über sprach- und kulturelle Barrieren hinweg sei der entscheidende Faktor. Außerdem betonte Bertine, dass immigrierte Frauen besondere Aufmerksamkeit benötigen, denn während die Kinder durch die Schule und die Männer durch die Arbeit die Sprache lernen würden, seien die Frauen oft zu Hause isoliert.

Bertine gibt auch zu bedenken, dass Europa durch die Migration derzeit finanziellen und politischen Belastungen ausgesetzt ist. Umso mehr sei es zu befürworten, dass Hilfe bereits in den Herkunftsregionen der Flüchtlinge erfolgt. „Versorgung und Hilfe für die Migranten kosten in Europa 16 Mal mehr Geld als in der Herkunftsregion.“

Tiina Saarikoski (Internationales Rotes Kreuz, Genf) stellte klar, dass jeder Mensch, egal welchen Status er in einem Land hat, das Recht auf eine bestmögliche Gesundheitsversorgung hat, denn Gesundheit ist für alle da. Auch betonte sie, dass Flüchtlinge und Migranten weder besondere Herausforderungen für das Gesundheitswesen noch Gefahren für die Ankunftsländer darstellen würden. Die Bedürfnisse seien ähnlich wie bei uns, chronische Erkrankungen, Verletzungen oder kleinere akute Erkrankungen. Es sei außerdem zu keinem einzigen Krankheitsausbruch durch Flüchtlinge in Europa gekommen.

Auch Saarikoski verwies auf die Kommunikation als entscheidenden Punkt in der Gesundheitsversorgung. Parallelsysteme wären nicht leistbar, nach der Ersthilfe bei der Ankunft sollten Flüchtlinge und Migranten möglichst schnell ins reguläre Gesundheitssystem transferiert werden, so Saarikoski.

Auch Alice Wimmer, Expertin für Öffentliche Gesundheit der Caritas Wien, gab zu bedenken, dass ein mangelndes Wissen über den Zugang zum Gesundheitswesen und in Gesundheitsfragen selbst, sprachliche Barrieren sowie soziale Benachteiligung sich nachteilig für die Betroffenen und das Gesundheitssystem auswirken. Auf der anderen Seite seien mit den aktuellen Migrationsbewegungen vor allem junge und gesunde Menschen zu uns gekommen, die durchaus arbeiten und in das System einzahlen könnten, so Wimmer.

Quelle: APAMED