16. März 2016

Retschitzegger: Radikalität ­– gute Wurzel

Meist hören wir von Radikalität im negativen Sinn – wenn jemand gewalttätig agiert oder etwas ohne Gefühl, gewaltvoll, abläuft. Dabei ist es die „radix“, die Wurzel, die dem Wort ihren Sinn und Ursprung gibt und gab. Radikal – von der Wurzel aus­gehend. Also können wir uns getrost auf eine radikale PatientInnenorientierung einlassen – den Ursprung der Medizin, der Heilkunde, der Heilkunst. Der Mensch als Quell und Ziel unserer therapeutischen und menschlichen Bemühungen. Es kann einen merklichen Unterschied machen, wenn nicht mehr Gewinnoptimierung und Kennzahlen im Vordergrund stehen, sondern wieder Patientinnen und Patienten diese Position einnehmen.

Oder betreiben wir radikale Kommunikation. Gespräche, die an die Wurzel heranreichen – den Kern menschlicher Beziehungen. Nicht im Leersprech- und Neusprechmodus, nicht im floskelhaften Pseudokommunizieren – sondern im echten Gespräch, in dem Menschen und ihre Hintergründe wahrgenommen, aktuelle Probleme und Leiden gesehen werden, und daraus ein empathischer gefühlvoller Umgang resultiert. Radikale Kommunikation also im besten Sinne des Spürens und Verstehens. Radikales Einfordern von Qualität – weil es um etwas Wichtiges geht. Um Menschen, ihre Behandlungsqualität, ihre Lebensqualität. Auch Unbequemes ansprechen, auf Missstände hinweisen, Fehlentwicklungen nicht einfach hinnehmen. Kolleginnen und Kollegen, die sich zu Wort melden, die ihre Meinung kundtun, um drohende gefährliche Entwicklungen aufzuzeigen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune