30. Nov. 2016

Dr. Stelzl: Bagatelldelikt oder doch Kapitalverbrechen?

Wessen bin ich schuldig? Keine Angst, ich habe nicht den Dackel der Oma aus dem Nachbarhaus über den Haufen gefahren. (Auch nicht die Oma.) Ich habe auch keinem Pollenallergiker einen Wiesenblumentee verschrieben und alle Guidelines brav eingehalten. Ich spreche von meinem Vergehen gegen die deutsche Sprache. Dabei liebe ich diese Sprache. Ich weiß noch, was ein Genetiv ist und auch ein Plusquamperfekt. Ich verwende sogar beide häufig und mit Freude. Unter anderem, um ihr Aussterben möglichst lange hinauszuzögern und zu verhindern, dass sie allzu schnell in Vergessenheit geraten.

Noch mehr liebe ich nur das Spanische – all diese wunderbaren Formen des Perfekts, die man wie die Schindeln eines Daches übereinanderstapeln kann und oben drauf noch mit einem Condicional garnieren. Damit kann man in seitenlangen Sätzen präzise und verständlich ausdrücken, was wo und wie passiert ist, passiert sein hätte können und möglicherweise vielleicht noch geschehen wird. Aber ich schweife ab. Bei aller Liebe zur Sprache gibt es etwas, das ich noch nie wirklich konnte: nämlich rechtschreiben. Übertroffen wird diese Unfähigkeit nur noch von meinem Unvermögen, Beistriche dorthin zu setzen, wo sie hingehören. Dazu kommt ein bisschen Legasthenie und ein bisschen Stress und assoziatives Drüberlesen, und fertig ist der Fehlercocktail.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune