30. Okt. 2015

Zwangsrabatte statt Gesundheitsreform?

Weil die Gesundheitsreform am Platz tritt und auch der Finanzplan zu scheitern droht, zeigt die Gesundheitspolitik ihren Zynismus. Die Reform würde vorsehen, dass Behandlungs- und Versorgungsprozesse inklusive der Versorgung mit Medikamenten sektorenübergreifend am Patientenbedarf zu orientieren sind. Ein Blick auf den von der OECD erhobenen Medikamentenverbrauch bei Volkskrankheiten zeigt, dass es eine bedarfsgerechte Versorgung NICHT gibt. Wenn Österreicher etwa nur halb so viele Antihypertensiva einnehmen wie der europäische Schnitt und wir damit weit abgeschlagen an letzter Stelle stehen, dann sollte man sich fragen, ob unsere Bluthochdruckpatienten kriegen, was sie brauchen. Gleiches gilt für Antidiabetika, auch hier liegen wir an letzter Stelle und erreichen kaum die Hälfte des EU-Schnitts. Nur bei den Cholesterinsenkern liegen wir nicht an letzter Stelle – da hat Estland die rote Laterne, und der Abstand zum EU-Schnitt beträgt „nur“ 50 Prozent.

Natürlich kann man sich fragen, inwieweit der Medikamentenkonsum Pharma-getriggert ist, aber bei solchen Werten und weit hinter Ländern, die strikte Regeln haben, reicht diese Erklärung nicht aus. Hier gibt es offensichtlich Unterversorgung, die in der Folge dazu führt, dass Krankheitsverläufe schwerer als nötig sind und medikamentös vermeidbare Krankenhausaufenthalte nicht vermieden werden. Da liegt der politische Gewinn: Kassen geben weniger für Medikamente aus, und Länder können sich über ausgelastete Spitäler freuen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune