20. Sep. 2015

Phase I-Studie: TAU-Impfung gegen Alzheimer

Wiener und Grazer Forscher arbeiten an der Entwicklung einer TAU-Protein-basierten Impfung gegen Morbus Alzheimer.

Foto: BilderBox.com
Die Alzheimer-Forschung arbeitet gegenwärtig intensiv an der Entwicklung von Medikamenten, die den Krankheitsprozess verlangsamen, vor allem in Form einer Hemmung der Bildung der krankheitstypischen Eiweißablagerungen im Gehirn (Aß und TAU-Protein) oder deren Abbau. Dazu werden auch immunologische Ansätze erforscht, z. B. die Verabreichung von Antikörpern gegen diese Proteine oder die Stimulation von spezifischen körpereigenen Abwehrstoffen, oder Substanzen, die Schlüsselenzyme der pathologischen Eiweißsynthese oder zum vorzeitigen Zelltod führende Prozesse hemmen.

 

Anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September informierte Peter Dal-Bianco von der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Wien, der auch als Präsident der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft fungiert, über ein Kooperationsprojekt seiner Klinik mit der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie und der Medizinischen Universität Graz: Im Rahmen einer Studie wird an der Entwicklung einer TAU-Protein-basierten Impfung gearbeitet, mit der eines Tages die Alzheimer Demenz bekämpft werden könnte.

Aus dem Welt-Alzheimer-Bericht 2015 geht hervor, dass weltweit alle 3,2 Sekunden ein Mensch an einer Demenz erkrankt. Insgesamt sind 46 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen. Bis zum Jahr 2050 dürfte sich diese Zahl laut aktuellen Berechnungen fast verdreifachen. Zu diesem Zeitpunkt wird es weltweit rund 131 Millionen Demenz-Kranke geben, von denen rund zwei Drittel von der Alzheimer-Krankheit betroffen sein werden.

TAU-Aktiv-Immuntherapie

Die Diagnose der Alzheimer Demenz erfolgt mit sehr hoher Zuverlässigkeit durch die Bestimmungen von Beta-Amyloid, Gesamt-TAU und phospho-TAU und die Burteilung des klinischen Bildes. Der Stofftransport auf den Tubuli im Axon entgleist, wenn das TAU-Protein hyperphosphoryliert ist. Diese Störung ist für die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung mitverantwortlich.

Derzeit gibt es mehrere Impfstudien in fortgeschrittenen Phasen. An den Kliniken in Wien und Graz wird die TAU-Protein-basierte Impftherapie erforscht, die zur Reduktion des pathologischen TAUs beitragen und eine weitere Verschlechterung der Gedächtnisleistung stoppen soll. Die Phase II-Studie ist bereits im Laufen.

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Die Alzheimer Demenz manifestiert sich in ihrer vererbten Form (Präsenilin-Gen-Mutation) ab der Lebensmitte und nimmt in ihrer wesentlich häufigeren sporadischen Variante ab dem 7. Lebensjahrzehnt mit dem Alter exponentiell zu, sodass unter 90-Jährigen mindestens jede dritte Person betroffen ist. Je älter Menschen sind, desto wahrscheinlicher ist die Alzheimer Demenz mit anderen Gehirnerkrankungen kombiniert, wie Atherosklerose, Stoffwechselstörungen und anderen degenerativen Demenzformen, zum Beispiel Parkinson-Demenz.

 

>> World Alzheimer Report 2015. The Global Impact of Dementia

Quelle: Medizinische Universität Wien, B&K Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung