7. Juni 2015

VirSCAN sucht simultan nach 206 Viren

US-amerikanische Forscher konnten mit der neuen Analysemethode “VirSCAN”, die nur einen einzigen Blutstropfen benötigt, bei 569 Probanden Antikörper gegen durchschnittlich zehn von 206 Virusarten nachweisen.

Bei klassischen Blutanalysen kann nur nach einem Keim auf einmal gesucht werden, bei "VirScan" hingegen sei dies simultan für Hunderte Viren möglich.
Bei klassischen Blutanalysen kann nur nach einem Keim auf einmal gesucht werden, bei “VirSCA” hingegen ist dies simultan für 206 Viren möglich.

In ihrer Forschungsarbeit präsentieren der Genetiker und Molekularbiologie Stephen J. Elledge von der Harvard Medical School und vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und sein Team das Hochdurchsatzverfahren VirSCAN (Systematic viral epitope scanning), das sich zur umfassenden Analyse antiviraler Antikörper in Humanseren eignet und weniger als 1 μ Blut benötigt.

Übliche serologische Verfahren zur Detektion viraler Infektionen beschränken sich vorwiegend auf die Prüfung einzelner Pathogene zu einem einzelnen Zeitpunkt und eignen sich daher primär, um spezifische klinische Hypothesen zu überprüfen. Elledge stellte mit seinen Kollegen im Fachmagazin Science am 5. Juni 2015 eine neue Methode vor, mit der die Forscher das Blut von 569 Probanden aus den USA, Südafrika, Thailand und Peru auf das Vorliegen von mehreren Pathogenen untersucht hatten.

VirSCAN ist jedenfalls nicht für die Diagnostik individueller Infektionen gedacht, sondern für den Bereich der Seroepidemiologie. Die Wissenschaftler können sich vorstellen, dass damit eines Tages Assoziationen zwischen in der Vergangenheit durchgemachten Virusinfektionen und bestimmten Krankheiten oder Bevölkerungsstrukturen erkannt werden können.

Mangelhafte Methodik

Der Virologe Thomas Mertens vom Universitätsklinikum Ulm, der auch als Präsident der Gesellschaft für Virologie fungiert, ist von dem neuen Verfahren beeindruckt, weist aber auch auf einige Mängel hin, der für epidemiologische Untersuchungen durchaus interessant sei. Für den praktischen klinischen Alltag sieht Mertens derzeit allerdings noch keinen Nutzen. Werde der Test aber weiterentwickelt, könne man damit große epidemiologische Studien durchführen. Die aktuell vorliegenden Resultate sind für den Virologen jedenfalls nicht sonderlich überraschend: “Wie viele Menschen in unterschiedlichen Populationen und Regionen haben Antikörper gegen welche Viren? Dass es hier große Unterschiede gibt, wissen wir schon seit langem.” Auch die Probandenzahl von 569 Patienten aus vier Kontinenten sei “sehr limitiert”. Zudem seien durch “VirScan” nur lineare Epitope erfassbar seien – und nicht die weitaus komplexeren, diskontinuierlichen Epitope.

George J., Tomasz Kula, Qikai Xu, Mamie Z. Li, Suzanne D. Vernon, Thumbi Ndung’u, Kiat Ruxrungtham, Jorge Sanchez, Christian Brander, Raymond T. Chung, Kevin C. O’Connor, Bruce Walker, H. Benjamin Larman, Stephen J. Elledge
Comprehensive serological profiling of human populations using a synthetic human virome
Science 5 June 2015, Vol. 348 no. 6239, DOI: 10.1126/science.aaa0698

Quelle: Howard Hughes Medical Institute, APA