6. Apr. 2015

Ebola-Impfstoff rVSV-ZEBOV: Resultate der Phase I-Studie

In Gabun, Kenia, Genf und Hamburg nahmen seit November 2014 insgesamt 158 Probanden an einer klinischen Phase I-Studie mit einem experimentellen, in Kanada entwickelten Zaire Ebola-Impfstoff teil. Erste, vielversprechende Ergebnisse einer Datenanalyse der ersten Probanden wurden nun veröffentlicht und fließen nun in weitere Studien in Westafrika ein, in welchen die ermittelten optimalen Impfdosen eingesetzt werden.

Ebola-Viren
Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das Zaire Ebola-Virus konnte an vier Standorten in Afrika und Europa erfolgreich durchgeführt werden.

 

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Deutschland), in Genf (Schweiz), in Lambaréné (Gabun) und in Kilifi (Kenia) haben Wissenschaftler die Vakzine „rVSV-ZEBOV“ parallel an insgesamt 158 freiwilligen gesunden erwachsenen Probanden untersucht. Die ersten Resultate wurden am 1. April im New England Journal of Medicine publiziert.

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) initiierte Studie wird an Standorten in USA, Europa und Afrika durchgeführt. Untersucht werden die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Impfstoff-Kandidaten rVSV-ZEBOV-GP, der von der kanadischen Gesundheitsbehörde entwickelt und von dem kleinen amerikanischen Unternehmen NewLink Genetics produziert wurde. Zwischenzeitlich hat das Pharmaunternehmen Merck die Rechte an dem Wirkstoff erworben und finanziert weitere Phase I-, aber auch Phase II- und III-Studien.

Der Impfstoff rVSV-ZEBOV-GP basiert auf einem replizierenden Virus, bei dem das Hüllenprotein, das vom Immunsystem erkannt wird, durch ein Ebola-Virus (EBOV)-Hüllenprotein ersetzt wurde.

Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigenden Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben die Sicherheit, die Verträglichkeit und die Art der Immunantwort auf diese Vakzine erstmals am Menschen getestet.

Sicherheit und Verträglichkeit: Im Zusammenhang mit dem Impfstoff wurden keine schweren Nebenwirkungen verzeichnet, in einigen Fällen kam es kurzzeitig zu leichtem Fieber. In Speichel und Urin wurden keine Viren nachgewiesen. In den ersten Tagen wurden teilweise geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden, so die Forscher.

Wirkung auf das Immunsystem: Alle Probanden bildeten durch die einmalige Impfung Antikörper, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren und im Reagenzglas die Infektion durch das Ebola-Virus hemmen konnten. Stephan Becker, in dessen Labor an der Philipps-Universität Marburg die Immunantwort bei allen Studienteilnehmern untersucht worden war, erklärte, dass der Impfstoff das Potenzial habe, auch in dramatischen Ausbrüchen wie dem aktuellen Ebola-Virusausbruch eingesetzt zu werden.

Die ersten Ergebnisse der parallel durchgeführten Phase-I-Studien zeigen, dass der Ebola-Impfstoff-Kandidat rVSV-ZEBOV in den eingesetzten Dosen das Immunsystem effektiv stimuliert.

Aktuell werden in Lambaréné weitere Erwachsene geimpft, um eine optimale Dosierung des Impfstoffs zu finden. Noch diesen Monat wird damit begonnen, auch Jugendliche und Kinder zu impfen.

Die Ergebnisse der Studien fließen in weitere Studien ein, in denen die ermittelten optimalen Impfdosen eingesetzt werden. In Guinea, wo die Ebola-Epidemie immer noch viele Todesopfer fordert, wird der Impfstoff bereits in einer größeren Phase II/III-Studie getestet. Dort werden die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten geeimpft. Insgesamt werden in den kommenden Wochen rund 10.000 Menschen an dieser Testreihe teilnehmen.

S.T. Agnandji, A. Huttner, M.E. Zinser, P. Njuguna, C. Dahlke, J.F. Fernandes, S. Yerly, J., J-A. Dayer, V. Kraehling, R. Kasonta, A.A. Adegnika, M. Altfeld, F. Auderset, E.B. Bache, N. Biedenkopf, S. Borregaard, J.S. Brosnahan, R. Burrow, C. Combescure, J. Desmeules, M. Eickmann, S.K. Fehling, A. Finckh, A.R. Goncalves, M.P. Grobusch, J. Hooper, A. Jambrecina, A.L. Kabwende, G. Kaya, D. Kimani, B. Lell, B. Lemaître, A.W. Lohse, M. Massinga-Loembe, A. Matthey, B. Mordmüller, A. Nolting, C. Ogwang, M. Ramharter, J. Schmidt-Chanasit, S. Schmiedel, P. Silvera, F.R. Stahl, H.M. Staines, T. Strecker, H.C. Stubbe, B. Tsofa, S. Zaki, P. Fast, V. Moorthy, L. Kaiser, S. Krishna, S. Becker, M.-P. Kieny, P. Bejon, P.G. Kremsner, M.M. Addo, and C. A. Siegrist
Phase I Trials of rVSV Ebola Vaccine in Africa and Europe – Preliminary Report
New England Journal of Medicine, online first release on April 1, 2015, DOI: 10.1056/NEJMoa1502924

>> Fiercevaccines: GlaxoSmithKline and Merck Ebola vaccines succeed in Phase II Liberian trials

Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung, Universitätsklinikum Tübingen