2. Juli 2014

Stress schlägt aufs Herz

Chronischer Stress führt zu einer erhöhten Produktion neutrophiler Granulozyten und Monozyten, die sich in den Gefäßwänden ablagern und durch Entzündungsprozesse zum Verstopfen von Arterien beitragen.

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Menschen, die chronischem Stress ausgesetzt sind, haben ein höheres
Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Diese Tatsache ist seit längerem bekannt, jedoch lagen die genauen
Ursachen hierfür bisher im Dunkeln.

Dr. Timo Heidt vom Universitäts-Herzzentrum Freiburg publizierte mit einem Forscherteam an der Harvard Universität in Boston, USA, in der Fachzeitschrift “Nature Medicine” die Ergebnisse einer Forschungsarbeit, die erstmals den Zusammenhang zwischen Stress und schädlichen Gefäßablagerungen erklärt.

Die Forscher fanden heraus, dass chronischer Stress zu einer erhöhten Produktion neutrophiler Granulozyten und Monozyten führt, die sich in den Gefäßwänden ablagern und durch Entzündungsprozesse dazu beitragen, dass Arterien verstopfen können.

„Im Tiermodell konnte gezeigt werden, dass durch Aktivierung des sympathischen Nervensystems über die Regulation eines körpereigenen Botenstoffes, dem Faktor CXCL12, die blutbildenden Stammzellen im Knochenmark angeregt werden. Diese bilden daraufhin vermehrt neutrophile Granulozyten und Monozyten Eine zu große Anzahl dieser Zellen in der Gefäßwand könne zum Aufbrechen entzündlicher Plaques an den Gefäßinnenwänden führen und durch die Verstopfung der Blutzirkulation einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.

Die experimentelle Gabe eines ß3-Rezeptorblockers, der den für die Bildung dieser Entzündungszellen verantwortlichen Rezeptor hemmt und so die Vermehrung der Entzündungszellen begrenzt, bestätigt den von den Forschern gezeigten Zusammenhang: Bei gezielt unter Stress gesetzten Mäusen wurde durch Gabe eines ß3-Blockers die Anzahl der Leukozyten begrenzt und deren Risiko für Arteriosklerose gesenkt wurde. Die Hemmung dieses ß3-Rezeptors könnte somit ein wichtiger therapeutischer Ansatzpunkt sein.

Den Zusammenhang zwischen Stress und dem Immunsystem überprüften die Forscher parallel an 29 ärztlichen Mitarbeitern einer Intensivstation, bei denen aufgrund einer hohen Arbeitsbelastung, Schichtdienst und Entscheidungszwang in kurzer Zeit von einem hohen Stresspegel ausgegangen werden kann. Die Auswertung von Fragebögen zum Stressempfinden des medizinischen Personals und Blutproben ergab einen direkten Zusammenhang zwischen Stress und erhöhter Anzahl an Leukozyten.

Timo Heidt, Hendrik B Sager, Gabriel Courties, Partha Dutta, Yoshiko Iwamoto, Alex Zaltsman, Constantin von zur Mühlen, Christoph Bode, Gregory L Fricchione, John Denninger, Charles P Lin, Claudio Vinegoni, Peter Libby, Filip K Swirski, Ralph Weissleder, Matthias Nahrendorf
Chronic variable stress activates hematopoietic stem cells
Nature Medicine 2014, Published online 22 June 2014, doi:10.1038/nm.3589

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg