11. Juni 2014

Spiegelneuronen zittern bei Fußball-WM mit

Morgen Abend um 22:00 Uhr heißt es: Anpfiff für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Wenn sich Fußballfans freuen oder mit “ihrer” Mannschaft mitleiden, sind Spiegelneuronen mit im Spiel.

Finale der 14. Fußball-Europameisterschaft 2012, Kiew, Foto: Wolfram Huber

1992 hatte der italienische Forscher Giacomo Rizzolatti mit Vittorio Gallese bei Experimenten mit Affen erstmals Spiegelneuronen entdeckt und dargelegt, wie diese spontane Anteilnahme, emotionale Aspekte zwischenmenschlicher Kommunikation sowie das Einfühlen in Gefühlsvorgänge von Mitmenschen möglich machen. Die speziellen Nervenzellen in der Großhirnrinde werden in der unmittelbaren Planungsphase kurz vor einer Handlung aktiv.

„Spiegelneuronen könnten dafür verantwortlich sein, dass wir uns in jemanden hineinfühlen können, und uns in die Lage versetzen, das ‚Selbst‘ vom ‚Nicht-Selbst‘ zu unterscheiden“, erklärt Dr. Ornella Valenti von der Abteilung für Kognitive Neurobiologie am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien in einer Aussendung der Universität..

Je mehr das Gesehene früheren Erfahrungen, insbesondere in Bezug auf die Beobachtung von motorischen Aktivitäten, entspreche, desto stärker würden die Spiegelneuronen “feuern”. So sei es auch möglich, dass bei einem Fußballmatch die Fans einer siegreichen Mannschaft feiern, während andere gleichzeitig weinen. Menschen würden “ihre” Mannschaft beobachten und deren Emotionen kopieren.

Fans, die selbst viel Fußball spielen oder gespielt haben, die wissen, wie das Spiel funktioniert, können ein Spiel besser “lesen”, so Valenti. Studien hätten gezeigt, dass diese Fußball-Experten die Aktionen während des Spiels besser vorhersagen können. Dabei würden die Spiegelneuronen mehr als bei anderen “feuern”, die weniger vom Fußball verstehen. Bei Kontrollgruppen, die noch nie oder selten ein Fußballmatch gesehen und selbst nicht gespielt hatten, würden die Spiegelneuronen nicht oder kaum “feuern”.

Valenti: „Spiegelneuronen befähigen uns offenbar dazu, die Absichten anderer intuitiv zu erfassen. Und umso mehr, je besser uns diese Absichten oder Handlungen aus eigener Erfahrung bekannt sind.“

>> Giacomo Rizzolatti, Leonardo Fogassi, Vittorio Gallese: Mirrors in the Mind

Quelle: MedUni Wien, APA