1. Juni 2014

MERS- und SARS-Virus lassen sich blockieren

Eine internationale Forschergruppe fand einen Weg, um sowohl das MERS- als auch das SARS-Virus blockieren zu können.

Seit März mehren sich Infektionen mit dem Middle Eastern Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV), das dem SARS-Erreger ähnelt. Vor allem in Saudi-Arabien gibt es dutzende Fälle, kürzlich wurden auch in den USA zwei Infektionsfälle gemeldet.

Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Coronavirus-infizierten Zelle mit zahlreichen Membranvesikeln, an denen sich die Coronaviren vermehren. Die Bildung dieser Membranvesikel wird durch den neuartigen Blocker gehemmt.
Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Coronavirus-infizierten Zelle mit zahlreichen Membranvesikeln, an denen sich die Coronaviren vermehren. Die Bildung dieser Membranvesikel wird durch den neuartigen Blocker gehemmt.

Prof. Volker Thiel von der Universität Bern und Prof. Edward Trybala von der Universität Göteborg entdeckten nun mit einem internationalen Wissenschaftlerteam auf der Suche nach einem Mittel gegen Coronaviren die Substanz “K22”.

Zuerst fiel auf, dass K22 die Vermehrung eines relativ harmlosen Coronavirus, das im Menschen Rhinitis hervorruft, hemmt. In folgenden Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass die Substanz gegen sämtliche getesteten Coronaviren – auch gegen das MERS- und SARS-Coronavirus – wirkt. Die Viren konnten auch auf menschlichen Lungenepithelzellen, die in den oberen Atemwegen die Eintrittspforte von MERS- und SARS-Erregern darstellen, effektiv gehemmt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden am 29. Mai im Fachmagazin “PLoS Pathogens” veröffentlicht.

K22 greife in menschlichen Zellen in einem sehr frühen Stadium in den viralen Lebenszyklus ein und hemme gezielt die Umformung der zellulären Membranen und verhindere auf diese Weise schon im Ansatz das Entstehen von “Virusfabriken” in der Zelle, beschrieben die Wissenschaftler die Methode. Laut Thiel bestätige die Effizienz, mit der K22 die Virusvermehrung hemmt, dass die Viren bei der Umformung von zellulären Membranen zur Virusvermehrung angreifbar seien. Dieser Prozess stelle sozusagen die “Achillesferse des viralen Lebenszyklus” dar, so die Autoren, die auch davon ausgehen, dass es auch möglich sein sollte, Inhibitoren zu finden, die auch bei zahlreichen anderen Viren gleich wirken, da sich viele Viren auf die gleiche Art vermehren würden wie Coronaviren.

Die bemerkenswerte Wirksamkeit der von K22 vermittelten Hemmung der Replikation des Coronavirus bestätige, dass die Verwendung von Wirtszellmembranen für die virale RNA-Synthese ein entscheidender Schritt beim Coronavirus-Lebenszyklus sei und – noch wichtiger – zeige, dass dieser Schritt auch extrem anfällig für eine antivirale Intervention ist, so die Wissenschaftler.

Bei der Entdeckung von K22 und des neuartigen Wirkungsmechanismus handle es sich allerdings nur um einen ersten, präklinischen Schritt auf dem Weg zu einer therapeutischen Anwendung. “Eine wichtige Lektion der vergangen SARS- und der momentanen MERS-Epidemie ist jedoch, dass dringend Mittel in die Entwicklung von effizienten Medikamenten investiert werden müssen – damit wir in der Zukunft auf Coronavirus-Ausbrüche besser vorbereitet sind und diese Infektionen behandeln können”, erklärt Thiel.

Anna Lundin, Ronald Dijkman, Tomas Bergström, Nina Kann, Beata Adamiak, Charles Hannoun, Eveline Kindler, Hulda R. Jónsdóttir, Doreen Muth, Joeri Kint, Maria Forlenza, Marcel A. Müller, Christian Drosten, Volker Thiel, Edward Trybala
Targeting Membrane-bound Viral RNA Synthesis Reveals Potent Inhibition of Diverse Coronaviruses Including the Middle East Respiratory Syndrome Virus
PLOS Pathogens, Published: May 29, 2014, DOI: 10.1371/journal.ppat.1004166

Quelle: Universität Bern, Universität Göteborg