26. Apr. 2014

ArzneimittelPROFIL Entecavir Mai 2012

Entecavir - Mai 2012

Hepatitis B ist weltweit die häufigste chronische Virusinfektion der Leber und auch die häufigste leberbedingte Todesursache. Viele mit Hepatitis-B-Virus (HBV) infizierte Personen leiden an einer fortschreitenden chronischen Lebererkrankung mit eingeschränkter Lebenserwartung und haben ein deutlich erhöhtes Risiko, ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln. In den vergangenen Jahren wurden auf dem Gebiet der Therapie der chronischen Hepatitis B entscheidende Fortschritte erzielt. Derzeit stehen mit der Behandlung mit Interferon und der Gabe von Nukleosidanaloga (NUC) wie Entecavir, Lamivudin, Telbivudin oder Nukleotidanaloga (NUT) wie Adefovir oder Tenofovir zwei unterschiedliche Therapiekonzepte zur Verfügung. Während das Ziel einer Therapie mit Interferon die dauerhafte Überführung der immunaktiven, hoch replikativen Form der chronischen Hepatitis B in einen inaktiven „Carrier“-Status mit niedriger Virusreplikation ist, hemmen NUC/NUT die Virusreplikation durch Deaktivierung der HBVDNA-Polymerase.
Aufgrund der unkomplizierten Einnahme einmal täglich oral und aufgrund ihrer Effekte auf die Virus-Suppression ist die Therapie mit NUC/NUT derzeit neben Interferon die Behandlung der Wahl. Diese haben allerdings den Nachteil, dass eine kontinuierliche Langzeitbehandlung zu einer Resistenz gegen NUC/NUT führen kann. Lamivudin, eine der ersten dieser Substanzen, und Telbivudin sind mit hoher Resistenz- und damit hoher Rezidivwahrscheinlichkeit gekennzeichnet, und es wurde notwendig, neuere und potentere NUC/NUT mit geringer Resistenzrate zu entwickeln.
Eine derartige Substanz ist Entecavir. Das Nukleosidanalogon ist seit 2005 bei bisher unbehandelten Patienten mit chronischer Hepatitis B zur Erstlinientherapie zugelassen und kann die virale DNA-Replikation deutlich effektiver reduzieren als Lamivudin. Diese Überlegenheit spiegelt sich histologisch, virologisch und biochemisch sowie in klinischen Studien mit Entecavir versus Lamivudin in der geringeren Langzeitmorbidität und Krankheitsprogression, dem geringeren Auftreten eines hepatozellulären Karzinoms sowie einer niedrigeren Mortalitätsrate wider. Dazu kommt, dass Entecavir eine sehr geringe Resistenzwahrscheinlichkeit hat. Das Risiko ernster Nebenwirkungen ist unter NUC/NUT generell gering.
Wenn auch das Ziel, das Hepatitis-B-Virus komplett aus dem Körper zu eliminieren, selbst mit Entecavir noch immer nicht erreicht ist, so kann damit heute einer Zirrhose, einer Leberdekompensation und einem hepatozellulären Karzinom vorgebeugt werden bzw. kann der histologische Status bei bereits vorhandener Fibrose/Zirrhose stabilisiert oder verbessert werden.

Download: ArzneimittelPROFIL Entecavir Mai 2012

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