30. Aug. 2016

Kein Benefit bei Therapie der Schlafapnoe

Eine nächtliche CPAP-Atemunterstützung (Continuous Positive Airway Pressure) über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren konnte das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zur Standardbehandlung bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und obstruktiver Schlafapnoe (OSA) nicht verbessern, so das überraschende Ergebnis der australischen SAVE-Studie.1

Caucasian male with sleep apnea wears a CPAP machine mask in bed.

CPAP versus Standardtherapie

OSA ist assoziiert mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Aus diesem Grund wurde die SAVE-Studie (Sleep Apnea Cardiovaskular Endpoints) von Erstautor Dr. Doug McEvoy vom Adelaide Institute for Sleep and Health an der Flinders University in Adelaide, Australien, initiiert. Ihre Ergebnisse wurden im Rahmen des Europäischen Kardiologenkongresses in Rom präsentiert und zeitgleich im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Eingeschlossen waren Patienten mit moderater bis schwerer OSA aus 89 Zentren und sieben Ländern. Die Teilnehmer waren vorwiegend älter (durchschnittlich 61 Jahre), übergewichtig, männlich und alle hatten Koronararterien- oder zerebrovaskulärer Erkrankung. Insgesamt wurden 2.717 Patienten randomisiert und erhielten entweder die Standardbehandlung oder zusätzlich dazu CPAP. Die Teilnehmer waren für die Studie geeignet, wenn sie mindestens mehr als drei Stunden bei einer Schein-CPAP pro Nacht eine Woche vor Studienbeginn adhärent waren. Die Standardbehandlung umfasste begleitendes Management des kardiovaskulären Risikos basierend auf den nationalen Leitlinien, sowie Ratschläge für gesundes Schlafverhalten und Lebensstilmaßnahmen, um OSA zu minimieren.
Der primäre Endpunkt war definier als Tod aufgrund jeglicher kardiovaskulären Ursache, Myokardinfarkt oder Schlaganfall, und Hospitalisierung aufgrund von Herzversagen, akutem Koronarsyndrom oder einer transitorischen ischämischen Attacke.

Kein Unterschied im primären Outcome

In der Studie zeigte sich, dass 42 Prozent der Patienten unter CPAP eine gute Adhärenz hatten (durchschnittlich vier oder mehr Stunden pro Nacht). Der durchschnittliche Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI, ein Maß für den Schweregrad der OSA) sank von 29 auf 3,7 Ereignisse pro Stunde unter CPAP, was für eine gute Kontrolle der OSA sprach.
Trotzdem zeigte sich nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 3,7 Jahren, dass es keinen Unterschied im primären Outcome zwischen den beiden Gruppen gab. Insbesondere trat bei 17 Prozent der Patienten in der CPAP-Gruppe und 15,4 Prozent der Patienten in der Standard-Gruppe ein schweres kardiovaskuläres Ereignis auf. (HR 1,10, 95% CI 0,91-1,32, p=0,34).
„Dieses Ergebnis war unerwartet. Es ist nicht klar, warum die CPAP-Atemunterstützung das Outocme nicht verbessert hat“, kommentiert McEvoy die zunächst enttäuschenden Studiendaten. „Möglicherweise waren die durchschnittlichen 3,3 Stunden CPAP-Adhärenz pro Nacht nicht ausreichend genug, um den erhofften Effekt auf die kardiovaskulären Ergebnisse zu zeigen.“

Aber höhere Lebensqualität

Dennoch ist interessant zu erwähnen, dass CPAP das Wohlbefinden der Patienten (definiert anhand von Symptomen wie Tagesschläfrigkeit, gesundheitsbezogene Lebensqualität und Stimmung wie depressive Symptome) und Teilnahme am Berufsleben verbesserte. „Das zeigt, dass die CPAP-Behandlung sich dennoch lohnt, weil die Patienten dadurch weniger schläfrig, weniger depressiv und produktiver sind und eine bessere Lebensqualität haben“, ergänzt McEvoy und abschließend: „Weitere Forschung ist daher notwendig, um herauszufinden wie kardiovaskuläre Risiken bei Personen mit OSA reduziert werden könnten. Nachdem frühere Studien eine größere Assoziation zwischen OSA und Schlaganfall zeigten als zwischen OSA und kardiovaskulären Erkrankungen, sollten zukünftige Studien zu diesem Thema Patienten mit OSA und Schlaganfall als Zielgruppe wählen.“

1. McEvoy RD et al., CPAP for Prevention of Cardiovascular Events in Obstructive Sleep Apnea, N Engl J Med. August 28, 2016; doi: 10.1056/NEJMoa1606599