7. Juni 2016

„Entsetzlich müde“ trotz langem Schlaf

Illustration: Kim NovakIhnen sitzt ein 28-jähriger, sehr adipöser (140kg bei 165cm) junger Mann gegenüber, der sichtliche Schwierigkeiten hat wach  zu bleiben: „Ich bin tagsüber so entsetzlich müde, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann – da kann ich überhaupt nichts dagegen tun. Ich schlaf’ jeden Tag mindestens 8 Stunden, aber selbst das scheint zu wenig. Ich bin nie frisch und ausgeschlafen. In der Früh wache ich mit Kopfschmerzen auf, und selbst in meinen munteren Phasen kann ich mich kaum konzentrieren. Mein Studium leidet inzwischen sehr darunter, daher komm’ ich nun auch zu Ihnen.“ Außerdem beschweren sich seine WG-Kollegen ständig über sein lautes Schnarchen. Bei der klinischen Untersuchung fällt Ihnen außerdem eine sehr große Zunge auf. RR 170/90 mmHg, P 90, Temp: 37,4 C° Pulmo: frei, Cor: deutlicher Pulmonalton. Keine Vorerkrankungen bekannt, keine Dauermedikation. Wie lauten Ihre Differenzialdiagnosen, und wie ist Ihr weiteres Vorgehen?

„Es drängt sich die Diagnose eines Schlafapnoesyndroms auf“

Foto: PrivatOÄ Dr. Ingrid Kaluza
FÄ f. Pulmologie, Leiterin des Schlaflabors sowie der Spezialambulanzen für Schlafassoziierte Atmungsstörungen, KH Hietzing, Wien
Bei diesem jungen Mann drängt sich vor allen eine Diagnose, nämlich ein Schlafapnoesyndrom (SA) auf. Tagesmüdigkeit bei ausreichendem Schlaf, Konzentrationsschwierigkeiten, lautes Schnarchen, morgendliche Kopfschmerzen sind klassische Symptome des SA. Aufgrund der Adipositas kommt differenzialdia­gnostisch noch eine Obesitas-Hypoventilationssyndrom (OHS) in Frage. Jedenfalls besteht der dringende Verdacht auf eine schlafassoziierte Atmungsstörung. Eine ambulante Polygrafie (Screening) ist indiziert und schnell verfügbar. Wird die klinische Verdachtsdiagnose bestätigt, soll eine polysomnografische Bestätigung im Schlaflabor erfolgen.

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