17. März 2016

Kopfschmerz und „Schnupfen“

Illustration: Kim NovakMüde und abgeschlagen mit tiefen Augenringen erwartet Sie Ihr erster Patient bereits in der Ordination. „Ich bin heute Nacht mit diesen fürchterlichen Kopfschmerzen vor allem über der Stirn aufgewacht. Trotz Schmerzmittel war an Schlaf nicht mehr zu denken. Sobald ich mich schnäuzen muss, wird es noch viel schlimmer, und leider muss ich mich häufig schnäuzen bei dem Schnupfen“ schildert Herr T. (38 J.) Ihnen sein Leid. „Es geht mir schon seit zwei Tagen nicht so gut. Ich fühl mich abgeschlagen, habe Kopfschmerzen, Schnupfen und dieses Druckgefühl im ganzen Kopf. Dann kamen gestern am Abend auch noch diese Gliederschmerzen hinzu und diese extremen Schmerzen in der Stirn. Darum sitze ich jetzt bei Ihnen, obwohl ich nie zum Arzt gehe, und hoffe Sie können mir helfen!“ Weiters erfahren Sie, dass er kein Fieber gehabt hat, obwohl er heute Nacht immer wieder an Schüttelfrost litt. Auch war er vor ein paar Wochen schon mal erkältet, aber nach zwei etwas schlappen Tagen hat er sich rasch wieder erholt. Der Schnupfen ist inzwischen zäh und mit gelbbräunlichem Sekret. RR 135/80 mmHg, P 80, Temp. 37,6°C, Pulmo: bds frei, VA Wie können Sie Herrn T. weiterhelfen? Gibt es mögliche Komplikationen, die zu beachten sind?

„Die Symptome suggerieren eine akute bakterielle Rhinosinusitis“

Foto: PrivatDr. Anette Runge
Assistenzärztin der HNO-Univ.-Klinik, MedUni Innsbruck
Die Symptome von Herrn T. suggerieren eine akute bakterielle Nasennebenhöhlenentzündung als Komplikation der zurückliegenden Erkältung. Hierfür sprechen die nasale Obs­truktion, das „häufige Schnäuzen“ eitrigen Sekrets, die gut lokalisierbaren Stirnkopfschmerzen und die später hinzugetretene Minderung des Allgemeinzustands. Nase und Nebenhöhlen bilden eine funktionelle Einheit, weswegen auch der „banale Schnupfen“ als akute Form der viralen Rhinosinusitis aufgefasst wird. Eine Kontaktinfektion mit Rhino- und Coronaviren führt bradikininvermittelt zu einer nasalen Schleimhautschwellung, verstärkten Sekretproduktion und Ausschüttung von Entzündungsmediatoren. Im weiteren Verlauf können vor allem Streptokokkus pneumoniae, Hämophilus influenzae und Moraxella catarrhalis eine akut bakterielle Rhinosinusitis verursachen.

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