17. Feb. 2016

Dr. Stelzl: Ich werd noch zum Werwolf

Prinzipiell scheren mich die Mondphasen relativ wenig. Meine Pflanzen gieße ich, wann ich Zeit habe, umgetopft werden sie, wenn sie sich aus zu kleinen Töpfen selber herausgegraben haben, und zum Friseur gehe ich sowieso nur dann, wenn es gar nicht mehr anders geht. Wenn der Blick in den Spiegel Entsetzen auslöst oder ich mein eigenes Spiegelbild gar nicht mehr erkenne. Und da ist es völlig wurscht, welche Mondphase wir gerade haben. Und ich glaube auch nicht, dass die Haare zu irgendeiner Zeit besser nachwachsen, mehr glänzen oder glatter werden. So weit also bin ich eine Ungläubige.

Eine Ausnahme allerdings gibt es: Ich glaube mittlerweile felsenfest an die Wirkung des vollen Mondes. Wenn die riesige gelbe Kugel den Horizont ausfüllt und die Stadt belagert und die Nacht in ein kaltes und trotzdem helles Licht taucht: dann fangen alle an zu spinnen. Anders lässt es sich kaum ausdrücken. Mittlerweile nehme ich mich da selber gar nicht mehr aus. Ich habe auch angefangen, bei Vollmond schlecht zu schlafen, Schwachsinn zu träumen und nächtens durch die Wohnung zu wandeln. Ich kann mich gerade noch zurückhalten in dem Bedürfnis, das Ding am Himmel anzuheulen. Und am darauffolgenden Tag bin ich müder und gereizter als normal.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune