29. Jän. 2016

Flunarizin als Wirkstoff gegen HCV-Genotyp

Ein bereits 1967 entdeckter Arzneistoff, der bei der Prävention von Migräne und der Therapie von Schwindel zum Einsatz kommt, könnte deutschen Forschern zufolge bei einem von sieben Hepatitis C-Virus-Genotypen wirksam sein.

HCV-infizierte Zellen
HCV-infizierte Zellen

 

Da nicht alle an Hepatitis C erkrankten Patienten Zugang zu kostenintesiven Medikamenten haben, suchten Wissenschaftler des TWINCORE-Zentrums für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, einem joint venture zwischen der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforchung, in Substanzsammlungen nach kostengünstigen Therapieoptioenen für Patienten mit chronischen HCV-Infektionen.

Paula Perin und ihr Team analysierten bereits für die Therapie anderer Erkrankungen zugelassene Wirkstoffe auf deren Eignung zur HCV-Therapie und wurden tatsächlich fündig: Sie gehen davon aus, in dem in Europa und Kanada eingesetzten Arzneimittel Flunarizin einen geigneten Kandidaten gefunden zu haben. Ihre Erkenntnisse publizierten die Wissenschaftler im Fachmagazin Hepatology.

Flunarizin bremst HC-Viren vom Genotyp II während des Viruseintritts

Bei der Verschmelzung der Virusmembran mit der Wirtszelle stört Flunarizin die Verschmelzung und verhindert das Eindringen der Viren in die Leberzelle, allerdings nur bei Viren vom Genotyp II, schreiben die Forscher. Um auch eine Waffe gegen die sechs anderen Genotypen zu bekomen, möchten sie nun mit Unterstützung von Kooperationspartnern versuchen, den Wirkstoff leicht zu verändern.

Perin PM, Haid S, Brown RJ, Doerrbecker J1, Schulze K2, Zeilinger C3, von Schaewen M4, Heller B4, Vercauteren K5, Luxenburger E6, Baktash YM7, Vondran FW8,9, Speerstra S10,11, Awadh A11,12, Mukhtarov F10,11, Schang LM10,11,12, Kirschning A3, Müller R6, Guzman CA2, Kaderali L13, Randall G7, Meuleman P5, Ploss A4, Pietschmann T1,9.
Flunarizine prevents hepatitis C virus membrane fusion in a genotype-dependent manner by targeting the potential fusion peptide within E1
Hepatology 2016 Jan;63(1):49-62, doi: 10.1002/hep.28111, Epub 2015 Oct 9.

Quelle: TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung