30. Sep. 2015

Patientenbericht Hypercholesterinämie

Der zwischen Herbst 2014 und Sommer 2015 erarbeitete 14. Österreichische Patientenbericht Hypercholesterinämie bildet den Status quo zur Versorgungslage von Menschen mit stark erhöhten Cholesterinwerten ab.

Foto: Welldone/APA-Fotoservice/Pichler
Der am 23. August vorgestellte “14. Österreichische Patientenbericht Hypercholesterinämie” stellt die Bedürfnisse, Erfahrungswerte und den Wissensstand der Betroffenen mit stark erhöhten Cholesterinwerten dar. Bei einem Expertentreffen auf der Schafalm in Alpbach wurden die Resultate des Berichts sowie mögliche Initiativen und Maßnahmen zur Förderung der Patienteninteressen diskutiert.

 

Im Rahmen der vom Gesundheitsdiensleister PERI Group von 22. bis 27. August auf der Schafalm in Alpbach veranstalteten, sogenannten “Gipfelgespräche” wurden die ersten Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zum Thema “erhöhte Cholesterinwerte” präsentiert. In Österreich sind mit rund 40.000 Personen jede Menge Patienten von familiärer HChol betroffen, wobei lediglich bei einem geringen Prozentsatz dieser kausale Risikofaktor für “Volkskrankheiten” wie Herzinfarkte und Schlaganfälle auch wirklich diagnostiziert ist.

Die Befragung ergab, dass der weitverbreiteten Hypercholesterinämie (HChol) in der österreichischen Bevölkerung nur eine geringe Bekanntheit und Aufmerksamkeit zukommt. Vor allem die familiäre Hypercholesterinämie ist weitgehend unbekannt.

17 medizinische und institutionelle Kooperationspartner realisierten die bundesweite Patientenbefragung. Die Auswertung der 520 Fragebögen zeigt auf, dass sich Betroffene grundsätzlich recht gut versorgt fühlen, im selbstverantwortlichen Umgang mit der HChol gibt es jedoch massive Defizite.

Wissensdefizite bei Betroffenen

Rund 85 Prozent der Befragten zeigten sich mit der medizinischen Betreuung grundsätzlich zufrieden. Allerdings kannten nur wenige Patienten das Problem der familiären Hypercholesterinämie. Darüber hinaus ist nur der Hälfte der Betroffenen der LDL-Cholesterin-Wert bekannt. Die Expertenrunde war sich einig, dass  der Schwerpunkt in der Prävention liegen sollte. Es sollte selbstverständlich sein, einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Martin Schaffenrath, stv. Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, erklärte, dass gerade bei der durch den Lebensstil verursachten HChol eine entsprechende Aufklärung zentral sei und bereits im Kindergarten beginnen müsste.

Finanzielle Komponente für Großteil der Patienten entscheidend

Die befragten HChol-Betroffenen haben tendenziell ein geringeres Netto-Einkommen als der Durchschnitt der Österreicher. Ein Drittel der Teilnehmer war zum Zeitpunkt der Umfrage berufstätig, doch lediglich jeder Vierte hat seinem Arbeitgeber die Stoffwechselstörung gemeldet. Den Kostenersatz für Medikamente bewerteten 50 Prozent der Befragten als “sehr wichtig”, weitere 30 Prozent als “wichtig”.

Hausarzt als zentrale Informationsquelle

Im Rahmen der Patientenbefragung wurde ein zentrales Anliegen häufig formuliert: Flächendeckende Information über Präventionsmaßnahmen, Risikofaktoren und den täglichen Umgang mit der HChol. Knapp 50 Prozent der Befragten gaben in der Erhebung an, dass ihre Diagnose vom Hausarzt gestellt wurde und benannten diesen als ihren wichtigsten Ansprechpartner in der Therapie und als zentrale Informationsquelle.

Den Patientenvertretern Helmut Schulter und Roland Weißsteiner vom Österreichischen Herzverband zufolge komme dem Hausarzt auch für die Diagnose im Bereich der familiären Hypercholesterinämie ein hohes Maß an Bedeutung zu. Schließlich kenne dieser meist die Familie der Betroffenen. Sie fordern, dass Allgemeinmediziner wieder mehr Zeit haben sollten, um sich tatsächlich mit ihren Patienten auseinandersetzen zu können.

Gabriele Hanauer-Mader, Obfrau von FHChol Austria, einer Patienten-Organisation für Betroffene von familiärer Hypercholesterinämie oder verwandten genetisch bedingten Stoffwechselstörungen, sieht eine große Notwendigkeit, die breite Öffentlichkeit auf die familiäre Hypercholesterinämie aufmerksam zu machen.

Flächendeckendes HChol-Register

Hans Dieplinger von der Medizinischen Universität Innsbruck fordert ein flächendeckendes Register nach holländischem Vorbild, in dem in einem ersten Schritt zumindest die familiäre Hypercholesterinämie vermerkt sein soll. Damit könne diese Gruppe identifiziert und schnellstmöglich einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden.

Das Projekt wurde durch folgende Kooperationspartner unterstützt:
Allgemeine Unfallversicherungsanstalt; AM PLUS – Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit; Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz; FHChol Austria – Patientenorganisation für Familiäre Hypercholesterinämie; Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger; Österreichische Adipositas Gesellschaft; Österreichische Apothekerkammer; Österreichische Ärztekammer; Österreichische Diabetesgesellschaft; Österreichische Gesellschaft für Endokrinologie und Stoffwechsel; Österreichische Kardiologische Gesellschaft; Österreichischer Herzfonds; Österreichischer Herzverband; Pensionsversicherungsanstalt; Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft; Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau; Wiener Gebietskrankenkasse. Der Österreichische Patientenbericht Hypercholesterinämie wurde mit der Unterstützung des Unternehmens AMGEN GmbH umgesetzt.