16. Sep. 2015

Vorarlberger Turnusärzte laden zum Kongress

Der bundesweit erste Turnusärztekongress – kurz TÄK – findet vom 23. bis 24. Oktober 2015 in Feldkirch statt. Sechs Vorarlberger Jungärzte stellten ihn auf die Beine, MT sprach mit Dr. Patrick Clemens und Dr. Magdalena Franz über Motive und Programm.

 Das TÄK-Team freut sich über Kongressteilnehmer aus anderen Bundesländern (v. li.): Dr. Raul Arabagiu (LKH Bregenz), Dr. Patrick Clemens (LKH Feldkirch), Dr. Magdalena Franz (LKH Feldkirch), Dr. Florian Stockinger (LKH Bludenz), Dr. Tobias Stadelmann (LKH Bludenz) und Dr. Stefanie Preiß (KH Dornbirn, nicht auf dem Bild).
Das TÄK-Team freut sich über Kongressteilnehmer aus anderen Bundesländern (v. li.): Dr. Raul Arabagiu (LKH Bregenz), Dr. Patrick Clemens (LKH Feldkirch), Dr. Magdalena Franz (LKH Feldkirch), Dr. Florian Stockinger (LKH Bludenz), Dr. Tobias Stadelmann (LKH Bludenz) und Dr. Stefanie Preiß (KH Dornbirn, nicht auf dem Bild).

Dr. Clemens, Sie sind der Motor des Turnusärztekongresses (TÄK). Wie ist die Idee entstanden?

Dr. Clemens: Auf Kongressen kann man sich sehr gut austauschen und vernetzen. Deshalb haben wir uns gedacht: Warum gibt es das im Berufsleben nicht schon von Anfang an? Im Prinzip hat jeder nach dem Studium die gleichen Fragen: Was sind die wichtigsten Dinge im Nachtdienst? Was erwartet mich in der Ambulanz? Die Idee habe ich als Turnusärztesprecher in der Turnusärzte-Landeskonferenz vorgestellt und es haben sich fünf, sechs Leute bereit erklärt, mitzuarbeiten.

Auch die Vorarlberger KH-Betriebsgesellschaft (KHBG) und die Ärztekammer für Vorarlberg haben die Idee des Kongresses sehr gut aufgenommen und somit konnten wir beide Organisationen gemeinsam als Veranstalter gewinnen. Wir haben von allen Seiten große Unterstützung erfahren, auch von den Sponsoren aus der Industrie.

Wie haben Sie die Inhalte ausgewählt?

Dr. Clemens: Wir haben uns im TÄK-Team zusammengeredet: Was war uns wichtig im Turnus, im Nachtdienst? Die Vortragenden sind Fachärzte aus den Krankenhäusern in Vorarlberg, die viele Nachtdienste machen und Praxiserfahrung haben.

Dr. Franz: Uns war es ganz wichtig, dass es anwendbare Themen sind, die in der Ausbildung eher zu kurz kommen. Nähen und Knüpfen z.B. lernt man als Turnusarzt sonst nur „by doing“. Und Kommunikation mit Schwerkranken und Angehörigen ist ein ganz wichtiger Punkt, weil der Turnusarzt in der Ambulanz, auf der Station der Erstansprechpartner nach der Pflege ist.

Wie ist der Kongress aufgebaut?

Dr. Clemens: Der Kongress hat zwei Komponenten: Am Freitag gibt es Workshops, wie „Interprofessionelles Lernen – Kommunikation mit Schwerkranken und deren Angehörigen“, den wir interdisziplinär mit der Pflege veranstalten. Das Thema Kommunikation ist uns ganz wichtig, weil dieses wesentliche Thema der alltäglichen Arbeit auf der Uni kaum gelehrt wird. Zusätzlich haben wir den chirurgischen Näh- und Knüpfkurs für den Alltag in der unfallchirurgischen Ambulanz und im OP. Zwei weitere Workshops hat Kollegin Franz organisiert.

Dr. Franz: Ja, der eine ist ein EKG-­Workshop mit Megacode-Training und der andere ein „Sonographie-Kurs FAST“.

Dr. Clemens: Am Abend gibt es dann Impulsvorträge zu ökonomischen und ethischen Themen und eine Podiumsdiskussion zur neuen Ausbildungsordnung. Auf den Samstag haben wir unser fachspezifisches Programm gelegt, in welchem wir auf typische Patientenfragen im Nachtdienst eingehen: „Herr Doktor, ich habe Bauchschmerzen“ oder „Frau Doktor, es sticht mich in der Brust“. Wir haben Sessions über Dyspnoe, Thoraxschmerzen, akutes Abdomen, Gerinnung, Schmerztherapie, Schwindel und aus der Onkologie und Palliativmedizin „Nebenwirkungen der Therapien“, „Mangelernährung“ und „der Umgang mit der terminalen Phase“.

Was ist Ihr Ziel für den TÄK?

Dr. Clemens: Das Ziel wäre, dass wir den Kongress jährlich veranstalten und fortführen. Wir erwarten 80 bis 100 Teilnehmer. Wenn die Resonanz sehr gut ist, ist durchaus auch ein größerer Kongress möglich. Ich wäre auch froh, wenn Kollegen aus anderen Bundesländern kommen, um unsere Vernetzung weiter zu stärken und Erfahrungen auszutauschen.

Dr. Franz: Ich würde mir wünschen, dass sich beim TÄK viele Turnusärzte etwas für den täglichen Bedarf herausholen können. Persönlich wünsche ich mir mehr Kontakte zwischen den Häusern, dass der TÄK ein bisschen die Hemmschwelle nimmt, auch in der Nacht einander anzurufen: „Du, ich habe den und den, ich hätte das gemacht, was würdest du machen?“ Dann bin ich auf der sicheren Seite und es geht mir mit Entscheidungen schon besser.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihren Arbeitsbedingungen, der Ausbildungsqualität in Vorarlberg?

Dr. Clemens: Ich bin fast fertig mit dem FA für Radioonkologie und Strahlentherapie und bin sehr zufrieden. Als Turnusarzt in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner in Bregenz habe ich eine sehr gute Ausbildung genossen. In der jetzigen Facharztausbildung haben wir ein Konzept der direkten fachärztlichen Betreuung – wir sind jährlich immer einem speziellen FA zugeordnet, der für uns zuständig ist und den ich immer fragen kann – das klappt sehr gut. Eine gute Ausbildung fordert aber immer auch viel Eigeninitiative: erfahrenen Kollegen nachrennen und lästig sein.

Hier könnten wir etwas an der Struktur verbessern: Fachärzte sollten mehr Zeit und Ressourcen für die Ausbildung haben! Was sicher auch eine Verbesserung wäre: dass wir mehr Urlaubstage für Fortbildung bekommen und vielleicht mehr Zeit für Fortbildung im Alltag. Wichtig ist, dass wir mit allen Beteiligten im System den Weg gemeinsam gehen – es geht um Gesundheit für alle, also auch um gesunde Ärzte, welche so besser die Patienten versorgen können. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.

Dr. Franz: Bei uns ist die Zufriedenheit, wie auch die Umfragen sagen, relativ gut. Wir haben natürlich in letzter Zeit, getrieben durch den Turnus­ärztemangel, der bei uns vor zwei, drei Jahren sehr markant war, viel umsetzen können, wie z.B. das Turnusärzteprofil. Von der Gehaltsreform – wir wollten immer Ausbildungsqualität und nicht unbedingt mehr Geld – haben wir auch sehr profitiert. Trotzdem gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. in der Dokumentationsarbeit.

Wir wollen auch, dass unsere Lehrer mehr Ressourcen haben, wie schon Kollege Clemens gesagt hat. Ein junger Arzt braucht einfach mehr Zeit, wenn er seinen ersten Ultraschall macht – dem sollte Rechnung getragen werden. Und das wollen wir vielleicht mit Logbüchern oder Checklisten durchsetzen, dass unseren Fachärzten die Ausbildung auch zeitlich angerechnet wird.

 

Info:
1. Turnusärztekongress
23.–24. Oktober 2015
LKH Feldkirch
Gebühr inkl. Kongressparty: 50 Euro
Programm auf: www.facebook.com/taekvorarlberg
Anmeldung: taek@vlkh.net

 

Autorin: Mag. Anita Groß

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune