28. Juli 2015

248 Mio leben mit chronischer Hepatitis B

Eine Studie von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) gibt Auskunft über die weltweite Prävalenz von chronischen Hepatitis B Virus-Infektionen. Insgesamt dürften 248 Millionen Menschen betroffen sein. Damit stellt die Hepatitis B trotz vorhandener Impfstoffe und Therapiemöglichkeiten ein großes, globales Gesundheitsproblem dar.

© Dr. Erskine Palmer, USCDCP
Hepatitis B-Infektionen zählen weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Im Fall eines chronischen Verlaufs bedeutet Hepatitis B eine bedeutende Ursache schwerwiegender Erkrankungen wie Zirrhose oder Leberkrebs.

Im Rahmen einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geförderten, internationalen Studie quantifizierten Forscher vom Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, in welchen Ländern die chronische Hepatitis B-Infektion wie häufig auftritt und wie viele Menschen in der Allgemeinbevölkerung betroffen sind. Die dabei festgestellten, erheblichen Unterschiede präsentieren die Forscher um die Epidemiologin Jördis J. Ott am 28. Juli im Fachmagazin The Lancet.

248 Millionen Betroffene

Ott und ihr Team bestimmten, basierend auf allen verfügbaren Studien, die Prävalenz chronischer Hepatitis B für 141 Länder zwischen den Jahren 1965 und 2013. Die Analyse ergab immense Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten.

Der Epidemiologin zufolge liegt der Anteil chronisch Infizierter in einigen Ländern bei nur 0,01 Prozent der Allgemeinbevölkerung, in anderen Ländern sind teilweise mehr als 20 Prozent der Bevölkerung infiziert. Besonders in Teilen Afrikas sowie in einkommensschwächeren Ländern in anderen Regionen sind viele Menschen von chronischer Hepatitis B betroffen.

Hepatitis B stellt großes, globales Gesundheitsproblem dar

Auch wenn mittlerweile Impfstoffe und Therapiemöglichkeiten zur Prävention bzw. Bekämpfung der Hepatitis B entwickelt wurden, stellt die hohe Infektionsrate ein immenses, globales Gesundheitsproblem dar.

Auf der Suche nach Hinweisen, wie sich das Auftreten von Hepatitis B-Infektionen zwischen den Untersuchungszeiträumen 1957-1989 und 1990-2013 veränderte, stellten die Forschern in den meisten Ländern und auch im weltweiten Mittel einen leichten Rückgang fest. Doch auch wenn eine Assoziation zwischen einem generellen Rückgang der infektionsraten mit der im Jahr 1992 ausgesprochenen universellen Impfempfehlung durch die Weltgesundheitsorganisation auf der Hand liegt, müssen die genauen Ursachen für die Änderungen in weiteren Studien allerdings erforscht werden.

Besonders in Ländern, die generell mit einer Vielzahl von Infektionskrankheiten konfrontiert sind und in denen Infektionsschutzmaßnahmen fehlen, stellen chronische Hepatitis B Virus-Infektionen trotz vorhandener Impfstoffe und Behandlungsmöglichkeiten ein großes globales Gesundheitsproblem dar.

Mehr in Prävention investieren

Ott zufolge müssen dringend konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um die weltweite Krankheitslast durch Hepatitis B einzudämmen. Die Forscherin empfiehlt, gefährdete Neugeborene direkt nach der Geburt zu impfen um zu verhindern, dass die Erkrankung chronisch wird. Darüber hinaus müssten verfügbare Therapiemöglichkeiten breiter zugänglich gemacht und grundlegende Präventionsmaßnahmen wie die Sicherheit von Blutprodukten weltweit eingeführt werden.

Aparna Schweitzer, Johannes Horn, Rafael T Mikolajczyk, Gérard Krause, Jördis J Ott
Estimations of worldwide prevalence of chronic hepatitis B virus infection: a systematic review of data published between 1965 and 2013
The Lancet, Published online July 28, 2015, doi: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)61412-X

Quelle: HZI