14. Juli 2015

Fall der Woche: Wieder ein Harnwegsinfekt

Illustration: Kim NovakSie machen gerade Ihre übliche Visite im Seniorenheim. Bereits beim Betreten des Zimmers von Frau W., einer 88-jährigen Dame, vernehmen Sie den Uringeruch. Sie sehen in Ihrer Kartei nach und bemerken, dass Ihre Patientin bereits vor 6 Wochen an einem HWI litt und ca. alle 2 Monate davor. Es läuft immer gleich ab: Erst ist sie etwas verwirrt und lustlos, Fieber hat sie laut Pflege meist keines, aber sehr müde sei sie in der Phase. Frau W. ist aufgrund ihrer zahlreichen Arthrosen und Gelenkschmerzen an den Rollstuhl gebunden, sodass Aufstehen und Hinsetzen nur noch mit Hilfe gemeistert werden kann. Die Infekte lassen sich mit Antibiose meist rasch in den Griff bekommen, daher schreiben Sie auch dieses Mal wieder eines auf. Allerdings machen Sie sich auf dem Heimweg weiter Gedanken: Gibt es nicht eine Möglichkeit, die Häufigkeit der rezidivierenden HWIs bei den älteren Damen und Herren etwas zu reduzieren?

„Prinzipiell liegt höchstwahrscheinlich eine Blasenentleerungsstörung vor“

Foto: PrivatDr. Robert Missmann
Arzt f. Allgemeinmedizin, Seckau
Prinzipiell sollte man eine symptomatische Bakteriurie (im Gegensatz zur im Alter sehr häufigen asymptomatischen Bakteriurie) antibiotisch behandeln, Trimethoprim, Cefuroxim oder Betalaktam-Antibiotika sind probate Mittel. Frau W. hat zwar kein Fieber, als symptomatisch würde ich die Verwirrung ansehen, ein Abgleiten in ein Delir mit seiner hohen Mortalität und psychischen Belastung möchte ich gerne verhindern.
Da die Infekte doch häufiger ablaufen, sollte man zunächst darauf achten, ob der Zucker zufriedenstellend eingestellt ist, auch ist es sinnvoll, die Schwester noch einmal eingehend zu befragen, ob Blut im Harn aufgetreten sei (Tumor?).

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