22. Mai 2015

Sanft entschlafen

Gerade ist eine meiner ältesten Patientinnen verstorben. Ich hatte sie seit zwölf Jahren betreut, praktisch so lange, wie ich als niedergelassene Ärztin arbeite. Es war ein guter Tod, schnell, schmerzlos. Keine Atemnot. Die letzten Monate war sie schon sehr schwach gewesen und hatte viel Schmerzmittel gebraucht. Bis gestern hat sie aber noch am Tisch zu Mittag gegessen. Heute ist sie eingeschlafen. Ich war dann noch eine Zeit lang mit der Tochter bei ihr, wir haben geschwiegen, vielleicht gebetet? Traurig, natürlich, aber trotzdem friedlich, und es fühlt sich richtig an. Es ist immer zu früh, wenn man einen geliebten Menschen verliert, sei er nur 30, 50 oder 90. Die Zeit, die man mit ihm verbracht hat, scheint immer zu kurz. Die Leere ist immer unendlich. Trotzdem gibt es ihn noch, den guten Tod. Es ist ein Tod, der akzeptiert als unausweichlicher Bestandteil des Lebens einfach sein darf. Der gute Tod ist selten geworden.

E wie Entscheidungen

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.
Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune