2. Dez. 2014

Neurobiologie der Angsterkrankungen

Angst, AugeAktuell sind gerade auch im deutschsprachigen Raum zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu den neurobiologischen Grundlagen von Angsterkrankungen im Gange. Diese decken den gesamten Rahmen von Grundlagenuntersuchungen im Tiermodell über mechanistische Untersuchungen an Gesunden bis hin zu ersten klinischen Untersuchungen bei Patienten ab. Sie stimmen optimistisch, dass sich als Ergebnis dieser Forschung die Behandlung von Patienten mit Angsterkrankungen und möglicherweise auch die Prävention von Angsterkrankungen in Zukunft entscheidend verbessern werden.

Mehr als 60 Millionen Menschen sind in Europa innerhalb eines Jahres an einer Angsterkrankung erkrankt (Wittchen et al., 2011). Angsterkrankungen sind damit die häufigsten psychischen Erkrankungen in Europa. Sie sind jedoch nicht nur häufig, sondern verursachen neben dem Leid der Betroffenen auch erhebliche Kosten und stehen hier hinter Depressionen, Demenzen und Psychosen an vierte Stelle (Olsen et al., 2012). Angsterkrankungen treten zudem typischerweise erstmals im Kindes-, Jugend – und jungen Erwachsenenalter auf und sind Risikofaktoren für andere psychische Erkrankungen wie Depressionen, aber auch Abhängigkeitserkrankungen. Aus diesem Grund war, ist und sollte die Therapie und perspektivisch auch die Prävention von Angsterkrankungen ein wichtiges Ziel der Psychiatrie sein.
Die Therapie der Angsterkrankungen besteht seit der Erstbeschreibung der Angstneurose durch Sigmund Freud 1895 und der Definition der Panikstörung durch Kleinman 1964 aus psycho- und pharmakotherapeutischen Ansätzen. Aktuelle Leitlinien, z.B. die S3-Leitlinien der AWMF unter Mitarbeit der DGPPN und anderer wissenschaftlicher Fachgesellschaften, empfehlen als Therapien der Wahl Kognitive Verhaltenstherapie und serotonerge Antidepressiva, wenn nötig in Kombination (AWMF). Auch mit den Therapien der Wahl remittieren jedoch bis zu 30 Prozent der Patienten nicht und/oder erkranken später im Leben erneut.
Die Entwicklung neuer Therapien ist daher der Fokus zahlreicher Forschungsbemühungen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei auch einem besseren Verständnis der neurobiologischen Grundlagen der Angsterkrankungen zu. So hat Freud bereits in seiner Erstbeschreibung der Angstneurose 1895 neben psychosozialen Entstehungsfaktoren wie frühen Lebensereignissen die Bedeutung von genetischen Faktoren bei der Entstehung von Angsterkrankungen hervorgehoben und große Erwartungen an bildgebende Untersuchungen, aus seiner Sicht als Neuropathologe primär neuropathologische Untersuchungen, geknüpft.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy