10. März 2023Gendermedizin

Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft

Männer und Frauen unterscheiden sich oft hinsichtlich des Risikos für bestimmte Erkrankungen. Wie wichtig das Gendern in der Kardiologie ist, zeigen zwei bekannte Beispiele: Auf der einen Seite schützen Östrogene vor der Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit, auf der anderen Seite kommt es in der Schwangerschaft vermehrt zu Problemen mit erhöhtem Blutdruck.

Geschlechtergleichstellung in der Unternehmenswelt. Figuren von Mann und Frau auf Bleistiftwippe, blauer Hintergrund, Kopierraum
Prostock-Studio/GettyImages

In sechs bis acht Prozent aller Schwangerschaften findet man bei den werdenden Müttern einen erhöhten Blutdruck. Von einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie oder Gestationshypertonie spricht man, wenn die erhöhten Blutdruckwerte (≥ 140/90mmHg) bei zuvor normotensiven Schwangeren auftreten. Im Unterschied dazu werden erhöhte Blutdruckwerte bei Schwangeren, die bereits präkonzeptionell bekannt waren oder im ersten Trimester diagnostiziert werden, als chronische Hypertonie bezeichnet.

Präeklampsie: immer noch viele Todesfälle

Kommt zum erhöhten Blutdruck (unabhängig davon, ob es sich um einen vorbestehenden Bluthochdruck oder eine Gestationshypertonie handelt) noch eine neu aufgetretene Organmanifestation dazu, liegt definitionsgemäß eine Präeklampsie vor, die im Volksmund auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird. Typische Organmanifestationen sind Mitbeteiligungen der Niere (Proteinurie ≥300mg/d), der Lunge (Dyspnoe oder Lungenödem), der Plazenta (auffällige Dopplersonografie in der Arteria umbilicalis oder fetale Wachstumsrestriktion) und ZNS-Symptome (Kopfschmerzen, Flimmersehen oder Schwindel). Bei schweren Verläufen kann auch die Leber mitbeteiligt sein (Transaminasenerhöhung oder Oberbauchbeschwerden). „Die Schwangerschaftsvergiftung ist für einen sehr hohen Prozentsatz der kindlichen Mortalität verantwortlich“, erläutert OÄ Dr. Sabine Enengl, Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum Linz. Der Hauptgrund dafür ist die iatrogene Frühgeburtlichkeit, also eine frühzeitige Entbindung, um eine Gefährdung der Mutter durch Komplikationen der hypertensiven Erkrankung zu vermeiden. Die Präeklampsie ist nach wie vor eine ernstzunehmende Erkrankung, an der weltweit mindestens 70.000 Schwangere pro Jahr versterben. „Auch in Europa steht die Präeklampsie mit ihren Komplikationen immer noch an führender Stelle der mütterlichen Todesursachen“, so Enengl.

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