21. Dez. 2022

Studie zu Immunantwort bei Kindern und Erwachsenen; weiter strengere Corona-Regeln in Wien

+++ Unterschiedliche Immunantwort bei Kindern und Erwachsenen bleibt lange bestehen – Vier von zehn Menschen halten sich an Corona-Impfempfehlung – Wien weiterhin mit strengeren Corona-Regeln – WTO findet keine Einigung für Corona-Patentlockerungen – Berliner Forscher zogen Studie zur Herkunft von Omikron zurück – Corona-Prognose: Stagnation und Unregelmäßigkeiten über die Feiertage erwartet +++

Coronavirus Warnung
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Unterschiedliche Immunantwort bei Kindern und Erwachsenen bleibt lange bestehen

Welche Art der Immunantwort Kinder und Erwachsene nach einer milden oder asymptomatischen Infektion mit SARS-CoV-2 ausbilden, haben Forscher:innen der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm in einer gemeinsamen Studie untersucht. Es zeigte sich, dass bei Kindern selbst nach zwölf Monaten noch eine Immunantwort nachweisbar war, diese aber über die Zeit deutlich an Stärke verloren hat. Während bei Erwachsenen die Immunantwort vor allem von Gedächtnis-B- und -T-Zellen getragen wird, übernehmen bei Kindern spezifische Serum-Antikörper, die von Plasmazellen produziert werden, eine zentrale Funktion.

„Wir fanden heraus, dass im Beobachtungszeitraum von einem Jahr spezifische Antikörper abnahmen, aber die neutralisierende Antikörperaktivität und -breite in beiden Altersgruppen zunahmen. Bestimmte Gedächtniszellen bleiben stabil und reifen mit der Zeit. Obwohl die Immunität gegen SARS-CoV-2 quantitativ abnimmt, hat sich die Qualität durch eine Reifung kontinuierlich gebessert, bei Kindern sogar deutlicher als bei Erwachsenen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Marta Rizzi, Forschungsgruppenleiterin an der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Freiburg und Professorin für klinische und experimentelle Immunologie an der Medizinischen Universität Wien. Rizzi hat die Studie gemeinsam mit Dr. Aleš Janda vom Universitätsklinikum Ulm geleitet.

„Unsere Daten tragen zur Erkenntnis der Entwicklung des Immunsystems in verschiedenen Lebensphasen bei. Sehr wahrscheinlich kann man durch die gefundenen Unterschiede auch Rückschlüsse auf andere virale Infektionen ziehen. Die Covid-19-Pandemie hat uns dabei geholfen, das Immunsystem in unterschiedlichen Altersgruppen besser zu verstehen“, ergänzt Janda, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Ulm.

Die in Nature Communications erschienene Studie (https://www.nature.com/articles/s41467-022-35055-1) ist Teil der Covid-19-Haushaltsstudie Baden-Württemberg, einer gemeinsamen Initiative der Universitätskinderkliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm (www.corona-kinderstudie.de). Die Forschenden analysierten die Dynamik der Immunantwort in 28 Familien bis zu 12 Monate nach einer leichten oder asymptomatischen Infektion. (Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg)

Vier von zehn Menschen halten sich an Corona-Impfempfehlung

Nur noch vier von zehn Menschen in Österreich halten sich an die Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (NIG) zur Corona-Impfung. Damit ist die Zahl der gültig geimpften Personen seit Ende Juni um zwei Millionen gesunken, wie von der APA ausgewertete Zahlen des Gesundheitsministeriums zeigen. Besonders stark ist der Rückgang bei den ehemals gut durchgeimpften älteren Altersgruppen.

Seit Ende Juni veröffentlicht das Gesundheitsministerium online, wie viele Menschen den Experten-Empfehlungen bei der Corona-Impfung folgen. Damals waren das 5,6 Millionen ­– also 62 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Allerdings ist die Zahl seither konstant gesunken: Ende November waren nur noch 4,8 Millionen gemäß NIG-Empfehlung geimpft, nun sind es weniger als 3,7 Millionen (40%).

Um einen möglichst guten Schutz während der kalten Jahreszeit zu gewährleisten, empfiehlt das Impfgremium den Abschluss der Grundimmunisierung (drei Impfdosen) sowie eine vierte Auffrischungsimpfung. Diese ist für alle Personen ab zwölf Jahren möglich, besonders empfohlen wird sie ab 60 sowie bei erhöhtem Risiko.

Wirklich durchgeführt haben die Auffrischungsimpfung bisher allerdings erst rund 1,5 Millionen Menschen. Damit fallen viele Österreicher:innen aus dem empfohlenen Impfschema heraus. Besonders stark ist der Rückgang bei den älteren Altersgruppen: So ist die Durchimpfung der über 85-Jährigen seit Juni von 84 auf 54 Prozent gesunken (minus 30%), in den Altersgruppen zwischen 45 und 84 Jahren beträgt der Rückgang zumindest ein Viertel.

Wie viele Menschen sich an die Empfehlungen des NIG halten, veröffentlicht das Gesundheitsministerium seit letztem Donnerstag (15.12.) nicht mehr. Damit ist künftig nur noch bekannt, wie viele Personen die erste Impfserie abgeschlossen haben (1. und 2. Impfung) und wie viele darüber hinaus die 3. Impfung ("Grundimmunisierung") sowie eine "Auffrischungsimpfung" (4. Dosis oder mehr) erhalten haben. Begründet wurde die Änderung im November u.a. mit dem hohen Detailgrad der NIG-Empfehlungen. Anstatt diesen abzubilden, konzentriere man sich auf die Impfintervalle. (APA)

Wien weiterhin mit strengeren Corona-Regeln

Wien behält im Umgang mit der Coronapandemie seine strengeren Regeln bei. Während das Gesundheitsministerium mit letztem Freitag (16.12.) bundesweit die 3G-Regel für Besucher und Mitarbeiter in Spitälern, Alten- und Pflegeheimen bzw. anderen Gesundheitseinrichtungen aufgehoben hat, muss in Wien weiterhin ein maximal 72 Stunden alter negativer PCR-Test vorgelegt werden. Zusätzlich gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Diese bleibt außerdem auch in Öffis und Apotheken weiter gültig.

Die Spitäler in ganz Österreich seien derzeit stark belastet, wird der im Vergleich zu den übrigen Bundesländern vorsichtigere Kurs im Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) begründet. Neben einer RSV-Welle, die vor allem die Kinderstationen treffe, und der stärksten Influenza-Welle seit zehn Jahren könne man nicht noch zusätzliche Covid-Cluster im Spital riskieren. "Darum müssen wir weiterhin ein Mindestmaß an Schutzmaßnahmen aufrechterhalten, um keine zusätzlichen Belastungen zu verursachen", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

In Spitälern gilt neben PCR-Testpflicht (mit Ausnahmen in besonderen Fällen) und FFP2-Maskenpflicht auch weiterhin eine Obergrenze von drei Besuchen pro Tag pro Patient:in. Für das Personal besteht eine FFP2-Maskenpflicht bei Patienten- und Besucherkontakt, außerdem muss es einmal pro Woche PCR-testen. In Alten- und Pflegewohnhäuser gelten dieselben Regeln, allerdings gibt es keine Obergrenze von Besuchen.

Wie schon in Aussicht gestellt hält man in Wien außerdem an der FFP2-Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln (inklusive geschlossenen Räumen der dazugehörigen Stationen) fest. Auch in der Apotheke muss weiterhin die Maske angelegt werden – nicht zuletzt, weil in diesen als Covid-Teststationen auch Verdachtsfälle abgeklärt werden. Wie die Bundesverordnung auch gelten diese Maßnahmen vorerst bis 28. Februar 2023. (APA)

WTO findet keine Einigung für Corona-Patentlockerungen

Die Mitgliedstaaten der Welthandelsorganisation (WTO) haben sich nicht innerhalb der von ihnen selbst vereinbarten Frist auf eine Patentlockerung für Corona-Tests und -Medikamente einigen können. Nach zähen Verhandlungen beschlossen sie am Freitag (16.12.) in letzter Minute lediglich, die Einigungsfrist zu verlängern. Eigentlich hätte bis Samstag eine Lösung in der Frage gefunden werden sollen, ob nach Corona-Impfungen auch bei Tests und Medikamenten die Patentregeln gelockert werden.

Die 164 WTO-Staaten hatten im Juni beschlossen, die Patentrechte für Corona-Impfungen zu lockern. Damit sollten die weltweite Produktion angekurbelt und der freie Zugang zu Impfungen auch in ärmeren Ländern ermöglicht werden. Zugleich vereinbarten die Mitgliedsländer im Juni, sich innerhalb von sechs Monaten darüber zu verständigen, ob auch für "Diagnostik und Therapie" von Covid-19 die Patentrechte gelockert werden sollten.

Die Diskussionen darüber gestalteten sich äußerst zäh. Selbst die nun in letzter Minute vom zuständigen Unterkomitee vereinbarte Verlängerung der Einigungsfrist wurde erst nach wochenlangen Verhandlungen entschieden. Sie muss nun noch offiziell beschlossen werden. Eine neue Frist wird in der am Freitag bekannt gegebenen Beschlussvorlage des Komitees nicht genannt. (APA/ag)

Berliner Forscher zogen Studie zur Herkunft von Omikron zurück

Das Fachjournal "Science" und ein Team um Jan Felix Drexler von der Charité in Berlin haben eine Studie zur Entstehung der Corona-Variante Omikron zurückgezogen. Der Anfang Dezember veröffentlichten Studie zufolge war Omikron schrittweise über mehrere Monate in verschiedenen Ländern Afrikas entstanden. "Nach neuesten Erkenntnissen sind Teile der in der Studie gemachten Aussagen wegen Verunreinigungen in Untersuchungsproben nicht mehr ohne begründete Zweifel belegbar."

Das teilte die Charité am Dienstag, 20.12., mit. Bereits kurz nach Veröffentlichung hätten andere Wissenschafter Zweifel an den Genomsequenzen erhoben. In einer daraufhin erfolgten Nachanalyse von Restproben seien Verunreinigungen festgestellt worden. "Die weiter bestehende Aussage der Publikation, dass Viren mit Omikron-Sequenzmerkmalen bereits vor dem offiziellen Nachweis in Südafrika existierten, beruht auf übereinstimmenden PCR-Nachweisen aus Laboren aus verschiedenen afrikanischen Ländern", schreibt die Charité. Allerdings könnten die einzelnen Virus-Evolutionsstufen durch die aufgetretenen Verunreinigungen nicht mehr zweifelsfrei rekonstruiert werden.

Für die "Science"-Studie untersuchten Dutzende Forschende nach eigenen Angaben insgesamt 13.000 Proben aus 22 Ländern Afrikas. Da die hohe Zahl an nachzuprüfenden Proben eine zeitnahe Korrektur unmöglich mache, sei die gesamte Publikation jetzt zurückgezogen worden, schreibt die Charité.

Bereits wenige Tage nach Studien-Veröffentlichung hatte sich der ausgewiesene Fachmann für Virusmutationen, Richard Neher (Universität Basel), skeptisch dazu geäußert. "Ich bin nicht überzeugt", schrieb er auf Twitter. Bestimmte Daten der Forscher stützten nicht ihre These der schrittweisen Entwicklung von Omikron.

Omikron besitzt eine ungewöhnlich hohe Zahl von etwa 30 Aminosäure-Änderungen allein im wichtigen Spike-Protein. Die Vielzahl an Erbgutveränderungen brachte andere Experten zu der Annahme, die Variante habe sich womöglich in einem Menschen mit HIV oder einer anderen Form von Immunschwäche entwickelt. Eine weitere Hypothese geht davon aus, Omikron habe sich in Tieren entwickelt und sei dann wieder auf den Menschen übergesprungen. (APA/dpa)

Corona-Prognose: Stagnation und Unregelmäßigkeiten über die Feiertage erwartet

Die Modellrechner des Covid-Prognosekonsortiums erwarten über den Jahreswechsel eine konstante Situation in den Krankenhäusern und bei den Neuinfektionen. Erfahrungsgemäß komme es im Vorfeld von Weihnachtsfeiertagen und Neujahr zu vermehrten Spitalsentlassungen, hieß es in dem Mittwochs-Update (21.12.). Das sei jedoch bereits in die aktuelle Vorschau übernommen worden, weshalb der erwartete Belagsstand auf den Normalstationen in Wellen verläuft, aber insgesamt stagniert.

Außerdem könnten feiertagsbedingte Anomalien bei den Meldungen aus den Spitälern nicht ausgeschlossen werden, deshalb werde die nächste Prognose erst in zwei Wochen, am 4. Jänner, veröffentlicht. Für dieses Datum werden österreichweit auf den Normalstationen 941 bis 1.557 Corona-Infizierte erwartet, mit einem Mittelwert von 1.210 Betten, der exakt dem Stand vom (gestrigen) Dienstag entspricht. Auch der aktuelle Belagsstand mit 73 schwerst Covid-Kranken auf den Intensivstationen dürfte innerhalb der kommenden zwei Wochen in etwa gleich bleiben.

Bei den Neuinfektionen deuten Abwassermonitoring und offiziell gemeldete Fallzahlen ebenfalls auf eine Stagnation hin. Hier ist aber ebenso feiertagsbedingt "zu erwarten, dass die Meldung der Positivtestungen gewissen Unregelmäßigkeiten unterliegt", erläuterten die Experten von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Aktuell werden österreichweit im Schnitt knapp 4.900 positive Tests pro Tag gemeldet. (APA)