24. Aug. 2022

Inkubationszeit wurde kürzer; EMA prüft neuen Impfstoff Skycovion

+++ Inkubationszeit von Corona hat sich verkürzt – Studie: Antivirale Behandlung fördert Bildung neuer SARS-CoV-2-Varianten EMA prüft neuen Impfstoff Skycovion – WHO-Impfrat empfiehlt Viertimpfung in höherem Alter – Biontech/Pfizer und Moderna beantragen US-Zulassung für Omikron-Vakzin – FDA: Pfizer muss Paxlovid-Behandlung nach Rückfällen testen – Rückgang bei Belag auf Covid-Normalstationen erwartet – Corona-Virus da, um zu bleiben – Deutschland bringt schärfere Corona-Regeln auf den Weg +++

Coronavirus Warnung
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Inkubationszeit von Corona hat sich verkürzt

SARS-CoV-2 wurde mit der Entwicklung seiner Varianten offenbar immer "schneller" beim Auslösen von Covid-19. Chinesische Biostatistiker haben jetzt 142 Studien zur Frage der Inkubationszeit analysiert. Das Ergebnis, das sie in ihrer Arbeit online in der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA) publiziert haben: Zwischen den Alpha-Varianten und Omikron sank die Inkubationszeit von durchschnittlich fünf auf 3,42 Tage.

Vier bis fünf, später fünf bis sechs Tage – so lauteten Expertenaussagen zu Beginn der Covid-19-Pandemie bezüglich des "Ausbrütens" einer SARS-CoV-2-Infektion bis zum ersten Auftreten von Symptomen. Wichtig ist das vor allem, weil in dieser Zeit bei den Betroffenen bereits Infektiosität vorliegt und weil man danach auch notwendige Quarantänezeiten berechnen kann. Deshalb wurden weltweit seit 2020 zahlreiche wissenschaftliche Studien zu diesem Thema durchgeführt.

Yu Wu von der Abteilung für Epidemiologie und Biostatistik der Universität Peking und seine Co-Autoren haben systematisch 142 Studien bis März 2022 zum Thema der Inkubationszeit von SARS-CoV-2 durchforstet und nach den jeweils vorherrschenden Virusvarianten klassifiziert. Die Daten stammten von 8.112 Covid-19-Patienten. Die Ergebnisse wurden jetzt in "JAMA Network Open" publiziert (doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.28008).

Der Trend ist eindeutig, so die Wissenschafter: "Die Resultate deuten darauf hin, dass sich SARS-CoV-2 über die Covid-19-Pandemie hinweg ständig weiterentwickelt und mutiert hat. Es kam zu Varianten mit unterschiedlich leichterer Übertragung und unterschiedlich starker Krankheitsauslösung."

So betrug die mittlere Inkubationszeit bei SARS-CoV-2 der Alpha-Variante (2020) noch bei fünf Tagen. Die Beta-Varianten lösten im Mittel schon nach viereinhalb Tagen die ersten Symptome aus. Für die SARS-CoV-2/Delta im Herbst bzw. im Winter 2021 wurde eine mittlere Inkubationszeit von 4,41 Tagen registriert. Omikron wirkt am "schnellsten": Im Mittel dauert es nur noch 3,42 Tage ab der Infektion bis zu den Beschwerden.

Über alle Varianten der Covid-19-Erreger hinweg betrug die Inkubationszeit 6,57 Tage. Die Bandbreite war mit 1,80 bis 18,87 Tage enorm breit. Ältere Menschen (über 60) erkrankten im Mittel bereits 7,42 Tage nach der Infektion, bei Personen unter 18 Jahren betrug die Inkubationszeit im Mittel hingegen 8,82 Tage. (APA)

Studie: Antivirale Behandlung fördert Bildung neuer SARS-CoV-2-Varianten

So gut manche medikamentöse Therapien zur Verhütung von schweren Verläufen von Covid-19 wirken, sie bergen offenbar auch die Gefahr einer Resistenzentwicklung in sich. Das haben jetzt deutsche Wissenschafter bewiesen. In "Cell Reports Medicine" veröffentlichten sie Ergebnisse aus einer Studie an Corona-Patienten unter einer Behandlung mit Remdesivir.

Das Forschungsteam des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und des Leibniz-Instituts für Virologie (LIV) ging der Frage nach, ob Patienten mit langanhaltenden Infektionen zur Entstehung neuer SARS-CoV-2-Varianten beitragen. Die Experten unter der Leitung von Nicole Fischer (UKE/Virologie) und Adam Grundhoff (LIV/Virusgenomik) untersuchten, ob Covid-19-Erkrankte mit länger nicht in den Griff zu bekommenden Infektionen grundsätzlich eine erhöhte Virusevolution aufweisen oder ob bestimmte Behandlungsformen die Entstehung neuer Mutationen fördern.

Dabei ging es insbesondere um antivirale Therapien, beispielsweise mit Remdesivir oder Rekonvaleszenzplasma. "Unsere Arbeit zeigt, dass es nicht die lange Infektionsdauer an sich ist, welche die Bildung neuer Varianten nach sich zieht, sondern dass es dazu vielmehr eines 'evolutionären Flaschenhalses' bedarf, wie er beispielsweise durch eine antivirale Behandlung entstehen kann", sagte Nicole Fischer.

In der Studie wurde die genomische Vielfalt in Längsschnittproben von 14 Patienten mit längerer viraler Belastung (30 bis 146 Tage) während einer schweren Covid-19-Erkrankung untersucht. Darunter waren auch immungeschwächte und immunkompetente Kranke mit oder ohne antivirale Behandlung, um in der Studie (https://doi.org/10.1016/j.xcrm.2022.100735) das Auftreten von Mutationen mit und ohne Selektionsdruck zu bewerten.

Das Ergebnis: Patienten mit langanhaltender SARS-CoV-2-Infektion und antiviraler Remdesivir-Behandlung zeigten einen deutlichen Anstieg der viralen Diversität mit neu auftretenden Mutationen. Im Gegensatz dazu konnte bei Patienten, die ausschließlich eine entzündungshemmende Behandlung erhielten, nur sporadisch das Auftreten neuer Varianten beobachtet werden.

"Insgesamt war das Virus in den allermeisten untersuchten Personen erstaunlich stabil. Allerdings konnten wir in einer Patientin, die mit Remdesivir behandelt wurde, beobachten, dass es unmittelbar nach Behandlungsbeginn zur Bildung einer hohen Anzahl von Mutationen kam darunter auch mindestens eine Mutation, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erhöhte Resistenz gegenüber Remdesivir vermittelt", erläuterte Grundhoff.

In den vergangenen Monaten gab es immer wieder vereinzelt wissenschaftliche Studien, die auf die Möglichkeit der Bildung von Resistenzen gegen die Covid-19-Therapeutika hinwiesen. Monoklonale Antikörper verloren immer wieder wegen neuer Virusvarianten ihre Wirksamkeit, weil sie eben ganz spezifisch gegen eine oder wenige Varianten gerichtet sind. Weniger dramatisch war das bisher bei Substanzen wie Paxlovid, das eine Wirksamkeit von um die 90 Prozent aufweist. Dagegen haben noch keine neuen Virusvarianten in der Behandlung merkbare Resistenz ausgebildet. (APA)

EMA prüft neuen Impfstoff Skycovion

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat das Prüfverfahren eines neuen Impfstoffes gegen Covid-19 gestartet. Skycovion wurde von dem südkoreanischen Unternehmen SK Bioscience entwickelt. Ein Zulassungsantrag sei gestellt worden, teilte die EMA am Donnerstag, 18.8., in Amsterdam mit. Das Unternehmen habe Daten zur Wirksamkeit gegen das Coronavirus sowie zu Sicherheit und Qualität vorgelegt.

Die Experten der EMA prüfen nun die Daten und werden dann über eine Empfehlung für die bedingte Marktzulassung entscheiden. Nach einer positiven Empfehlung der EMA muss die EU-Kommission noch zustimmen – das aber gilt als Formsache.

Der Impfstoff enthält nach Angaben der EMA kleinste Teilchen des Spike-Proteins des Virus. Nach der Impfung soll der Körper diese Proteine als Fremdkörper erkennen und Antikörper und T-Zellen bilden. Bei einer Infektion mit dem Coronavirus soll das Immunsystem die Spike-Proteine wiedererkennen und das Virus bekämpfen. Unklar ist, inwieweit dieser Impfstoff auch vor der Omikron-Variante des Coronavirus schützt.

Zurzeit sind in der EU sechs Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen. Zwei dieser Präparate wurden zudem an Varianten des Virus angepasst. Die EMA-Experten prüfen aber noch die Daten dieser angepassten Präparate. Wann die Entscheidung vorliegt, ist noch unklar. (APA/dpa)

WHO-Impfrat für Viertimpfung in höherem Alter

Der unabhängige Impfrat der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt erstmals die Verabreichung einer vierten Corona-Schutzimpfung für ältere Menschen. Der Vorsitzende des Rates (Sage), Alejandro Cravioto, betonte am Donnerstag, 18.8., in Genf, dass dies keine Empfehlung für eine regelmäßige Auffrischung alle vier bis sechs Monate bedeute. Der Impfrat ließ in seiner Empfehlung die genaue Altersgruppe offen.

Jedes Land müsse selbst entscheiden, ab welchem Alter es die Auffrischung anbieten wolle. Sie sollten im Idealfall vier bis sechs Monate nach der letzten Impfung verabreicht werden. Zusätzlich empfiehlt der Impfrat die Auffrischung für Gesundheitspersonal jeden Alters sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Krankheiten, die das Risiko einer schweren Erkrankung nach einer Corona-Infektion erhöhen.

In Österreich ist der vierte Stich der Corona-Schutzimpfung für Menschen ab 60 Jahren vier bis sechs Monate nach der dreiteiligen Grundimmunisierung empfohlen. Das Nationale Impfgremium (NIG) senkte in der Vorwoche in der Anwendungsempfehlung die Altersgrenze von zuletzt 65 Jahren. Zusätzlich sollen sich Risikopersonen ab zwölf Jahren ebenfalls eine Auffrischung holen. Gesunden Personen von zwölf bis 59 Jahren ist eine Auffrischungsimpfung weiterhin "nicht allgemein empfohlen". Auf persönlichen Wunsch soll aber auch diesen Personen eine Auffrischungsimpfung nicht vorenthalten werden. (APA/dpa)

Biontech/Pfizer und Moderna beantragen US-Zulassung für Omikron-Vakzin

Das deutsche Pharmaunternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für einen an die derzeit kursierenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Corona-Impfstoff beantragt. In den kommenden Tagen solle auch ein Antrag für die Europäische Arzneimittelbehörde EMA abgeschlossen werden, teilten die beiden Unternehmen am Montag, 22.8., mit.

Bei entsprechenden Zulassungen könne schon im September mit der Auslieferung begonnen werden, hieß es weiter. Allerdings gibt es zu der angepassten Variante noch keine klinische Studie. Zuvor hatten die Firmen bereits Anträge für einen auf den Subtyp BA.1 angepassten Impfstoff eingereicht.

Am Dienstag, 23.8., hat auch der Pharmakonzern Moderna die US-Arzneimittelbehörde FDA um eine Notfallzulassung für einen Auffrischungsimpfstoff gegen die Omikron-Variante gebeten. Das Mittel soll insbesondere einen Schutz gegen die Typen BA.4 und BA.5 bieten. (APA/dpa/Reuters)

FDA: Pfizer muss Paxlovid-Behandlung nach Rückfällen testen

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat das Pharma-Unternehmen Pfizer aufgefordert, die Auswirkungen eines zusätzlichen Kurses seines Covid-19-Medikaments Paxlovid bei Menschen zu testen, die nach der Behandlung mit dem Virostatikum einen Rückfall erleben. In einem Schreiben vom 5. August teilte die FDA Pfizer mit, bis zum 30. September 2023 müssten die ersten Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zu einer zweiten Behandlung mit dem Medikament vorliegen.

Es hatte in den USA mehrere Berichte über wiederkehrende Virusinfektionen oder Symptome nach einer Behandlung mit Paxlovid gegeben. Dies betraf auch US-Präsident Joe Biden und den Direktor des US-Instituts für ansteckende Krankheiten, Anthony Fauci. Laut Pfizer sind solche Rückfälle jedoch selten. (APA/Reuters)

Rückgang bei Belag auf Covid-Normalstationen erwartet

Am Mittwoch, 24.8., sind österreichweit 1.113 Personen wegen einer Corona-Infektion in Krankenhausbehandlung gemeldet gewesen, das ist ein Rückgang von knapp über 13 Prozent innerhalb einer Woche. Davon wurden 74 auf Intensivstationen betreut, was einen Anstieg von 7,2 Prozent ausmacht im Wochenvergleich. Insgesamt ein Trend, der zusammen mit der "Stagnation des Infektionsgeschehens" in den kommenden Wochen anhalten wird, so die neue Prognose.

Aus den aktuellen Zahlen aus den Ministerien vom Mittwoch geht indes hervor, dass innerhalb von 24 Stunden 5.951 weitere Corona-Infektionen dazugekommen sind, fünfzehn Todesfälle wurden seither registriert. Diese Zahl liegt ebenso über dem Sieben-Tages-Schnitt (10,9) wie die Neuinfektionen (5.429), insgesamt wurden innerhalb einer Woche 76 Todesfälle registriert. Insgesamt hat die Covid-19-Pandemie seit Ausbruch 19.372 Tote in Österreich gefordert, das AGES-Dashboard zählt jedoch 20.593 (Stichtag: 23. August), Grund dafür sind die mangelnden Nachmeldungen aus den Bundesländern an die Ministerien, die seit Ende April angepasst werden sollen.

Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 107.086 PCR- und Antigen-Schnelltests eingemeldet, davon waren 63.792 aussagekräftige PCR-Tests mit einer Positivrate von 9,3 Prozent. Dieser 24-Stunden-Wert liegt über dem Schnitt der vergangenen Woche von 7,6 Prozent. Die Positivraten sind in den Bundesländern aufgrund der Testzahlen sehr unterschiedlich, Wien kam etwa mit rd. 45.000 Tests in den vergangenen 24 Stunden auf 3,65 Prozent Anteil an positiven Ergebnissen, am anderen Ende findet sich Oberösterreich mit einer Positivrate von 51,33 Prozent bei rund 1.700 Tests.

8.653 Impfungen sind am Dienstag durchgeführt worden, davon waren mit 7.067 der Großteil Auffrischungsimpfungen (4., 5. und jede weitere Impfdosis). Nur noch 59 Prozent der Österreicher sind gemäß Empfehlung des Nationalen Impfgremiums (NIG) gültig geimpft.
Wie zuletzt geht das Covid-Prognosekonsortium im Auftrag des Gesundheitsministeriums weiter von einer "Stagnation des Infektionsgeschehens" aus, in einzelnen Bundesländern können jedoch Anstiege der Corona-Zahlen erfolgen, hieß es am Mittwoch. Die Prognose für den Bettenbelag bei Normalstationen ist rückläufig, bis zum 7. September wird ein Mittelwert von 1.054 erwartet. Ein leichter Anstieg wird bei den Intensivbetten gesehen, wo bis dahin mit 79 Patienten gerechnet wird.
Ausgangswert bei den Normalstationen sind mit Stichtag 23. August 1.098 Patienten, bei den Intensivbetten sind es 72. Die dominante Coronavirus-Variante bleibt BA.4/5 mit einer laut AGES geschätzten Prävalenz von über 98 Prozent. Das Prognosekonsortium verweist darauf, dass der durch Impfungen und Infektionen erworbene Immunschutz in der Bevölkerung kontinuierlich zurückgeht. Mittelfristig wird dadurch eine Beschleunigung der Infektionsdynamik erwartet. Wegen des Testrückgangs und den "zunehmenden Verzerrungen" zur tatsächlichen Zahl der Fälle verzichten die Prognose-Experten seit August auf eine zahlenmäßige Prognose der Neuinfektionen für die kommende Woche. (APA)

Corona-Virus da, um zu bleiben

SARS-CoV-2 geht sprichwörtlich nicht mehr "weg". Die wichtigste Gegenmaßnahme ist die vollständige Grundimmunisierung plus empfohlene "Booster". Die Covid-19-Vakzine sind die bestuntersuchten Arzneimittel der Medizingeschichte. Dies erklärten österreichische Experten Samstagabend (20.8.) bei einem Gespräch des Praevenire Gesundheitsforums in Alpbach in Tirol.

"Die Pandemie ist ganz sicher gekommen, um zu bleiben. Es wird immer wieder Wellen geben", sagte Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation der Donau-Universität Krems. Bleibe es bei Omikron als "relativ weniger krank machende Variante" – exklusive vulnerable Personen –, werde es zu einer immer stärkeren Immunität kommen. Käme aber wieder eine gefährlichere Mutation "ums Eck'", sehe die Situation dann womöglich gleich wieder anders aus.

Ähnlich äußerte sich auch Florian Thalhammer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin: "Das Virus bleibt da." Für den Wissenschafter stellen die Covid-19-Vakzine einen enormen Fortschritt dar: "Ich glaube, die Impfstoffe, die es heute gibt, sind die bestuntersuchten Medikamente." Wo hätte man schon Arzneimittel mit "einer Milliarde Probanden". Bei dem seit 1962 auf dem Markt befindlichen Antibiotikum Ciprofloxacin käme man jetzt, nach 60 Jahren, auf potenzielle Nebenwirkungen mit einer Häufigkeit von eins zu drei Millionen Anwendungen. Da seien die Beobachtungsmöglichkeiten bei Milliarden Anwendungen in Sachen Covid-19-Vakzine binnen kürzester Zeit viel, viel besser in der Lage, auch extrem seltene potenzielle Nebenwirkungen zu bemerken.

Woran es laut Thalhammer hingegen krankt: "Wir haben zu wenig Eigenverantwortung. Dagegen sollte man 'immunisieren'." Die österreichischen Empfehlungen seien glasklar. Der Infektiologe: "Wir sprechen von einer Grundimmunisierung mit drei Teilimpfungen. Eine Infektion ist ein immunologisches Ereignis, zählt aber nicht zur Impfung. Der 'vierte Stich' ist für alle Altersgruppen ab dem fünften Lebensjahr ganz klar empfohlen." Die Wirksamkeit sei mit 95 Prozent extrem hoch. "Neben der Grippeimpfung ist die Covid-Impfung 'Kaiser'." Die Influenza-Vakzine schützten nur zu 50 bis 60 Prozent.

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe verschiedener Covid-19-Vakzine: mRNA-Impfstoffe (Pfizer/BioNTech, Moderna), Vektor-Impfstoffe (AstraZeneca), Protein-basierte (Novavax) – zuletzt wurde auch ein Ganzvirus-Totimpfstoff (Valneva) in der EU zugelassen. Es gibt also bereits große Auswahl. Das ist aber nicht das Ende. Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin der AGES-Medizinmarktaufsicht: "Es werden weiter Impfstoffe entwickelt und zugelassen. Es ist ein Segen, dass wir diese Impfstoffe haben. Jeder sollte sich den 'vierten Stich' holen."

Wichtig ist eine objektive Beratung vor allem durch die Hausärzte. Die Frage des Impfens gegen Covid-19 sollte aber auch nicht die gesamte Arzt-Patienten-Beziehung stören, erklärte Erwin Rebhandl, Begründer einer Primärversorgungseinheit in Oberösterreich: "Wir sagen: 'Es ist nicht unsere Entscheidung, ob Du dich impfen lässt. Es ist Deine Entscheidung.' Meine Erfahrung ist, dass die wirklichen Impfskeptiker mit keinem Impfstoff glücklich zu machen sind. Die lehnen die Impfung ab. Mit ihnen einigen wir uns darauf, dass wir zu diskutieren aufhören." Trotzdem, so Thalhammer: "Wer sich nicht (gegen Covid-19, Anm.) impfen lässt, wird auf der Intensivstation enden und über die Pathologie nach Hause gehen. Das muss man, glaub' ich, klar aussprechen."

Der Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse, Andreas Huss, verwies auf die Tatsache, dass die soziale Krankenversicherung in Österreich gerade in der Pandemie neue Verantwortung für die Impfungen übernommen hätte. Da sei man auch über die geltende Gesetzeslage hinaus gegangen: "Impfen ist die wesentlichste Präventionsleistung im Gesundheitssystem. Die soziale Krankenversicherung fühlt sich dafür verantwortlich. Uns ist es ziemlich egal, was der Gesetzgeber dazu sagt." Ehemals wurde beim damaligen Hauptverband der Sozialversicherungsträger immer wieder strikt darauf hingewiesen, dass Impfungen primär Angelegenheit des Bundes (Prävention, Gesundheitsministerium) seien. Die Krankenkassen wären für die Krankenversorgung zuständig. Das änderte sich schließlich langsam mit der Abwicklung der Gratis-Kinderimpfungen.

In Österreich ist vor allem bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch erheblicher Aufholbedarf gegeben, was die Covid-19-Impfung betrifft. In der Zielgruppe der Zwölf- bis 14-Jähringen sind weniger als 30 Prozent geimpft (Stand 17.8.2022), bei den 15- bis 24-Jährigen knapp 50 Prozent. (APA)

Deutschland bringt schärfere Corona-Regeln auf den Weg

Die deutsche Regierung hat wieder schärfere staatliche Eingriffsmöglichkeiten für eine erwartete Corona-Welle im Herbst und Winter auf den Weg gebracht. Die am Mittwoch, 24.8., vom Kabinett gebilligten Pläne sehen unter anderem eine bundesweite FFP2-Maskenpflicht in Flugzeugen und Fernzügen vor.

Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sowie Personal sollen auch medizinische Masken tragen können. In Kliniken und Pflegeheimen soll bundesweit Maskenpflicht gelten, dort soll man vor dem Zutritt auch einen negativen Corona-Test nachweisen müssen.

Die Länder sollen zudem vom 1. Oktober bis 7. April abgestuft nach Infektionslage weitere Schutzvorgaben anordnen können. Dazu zählen Maskenpflichten in Bussen und Bahnen des Nahverkehrs sowie in weiteren öffentlich zugänglichen Innenräumen. Eine zwingende Ausnahme von einer Maskenpflicht soll es geben, wenn man beim Besuch von Kultur-, Freizeit- oder Sportveranstaltungen und in der Gastronomie einen negativen Test vorzeigt. Zudem können Ausnahmen von der Maskenpflicht mit Nachweisen als vollständig geimpft und genesen erlaubt werden.

Die geplanten Regeln gehen auf ein Konzept des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach und des deutschen Justizministers Marco Buschmann von Anfang August zurück. Lauterbach sagte: "Mit diesem Instrumentarium können wir die absehbare Corona-Welle im Herbst bewältigen." Die Länder bekämen alle Möglichkeiten, angepasst zu reagieren. Es bleibe das Ziel der Corona-Politik, hohe Todeszahlen, viele Arbeitsausfälle und schwere Langzeitfolgen zu vermeiden. Der vom Kabinett gebilligte Entwurf geht nun in den Deutschen Bundestag und könnte dort am 8. September beschlossen werden. Zustimmen muss dann auch noch der Bundesrat.
Neu vorgesehen sind Sonderzahlungen von 1.000 Euro pro Monat dafür, dass Pflegeheime künftig Beauftragte benennen müssen, die sich um Impfungen, Hygiene und Arzneitherapien für Infizierte etwa mit dem Medikament Paxlovid kümmern. Die Einrichtungen sollen für den Aufwand 250 Euro pro Monat bekommen; für Beschäftigte, die die Aufgaben allein oder im Team übernehmen, soll es insgesamt 750 Euro geben.

Die Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz waren im Frühjahr stark zurückgefahren worden. Allgemeine Maskenpflichten beim Einkauf oder für Veranstaltungen und Zutrittsregeln wie 2G und 3G fielen weg. (APA/dpa)