15. Juni 2022

Impfung schützt Schwangere und deren Babys; hohes Covid-Risiko bei chronischer Lebererkrankung

+++ Studie bestätigt Schutz von Schwangeren und deren Babys durch Corona-Impfung – Studie findet hohes Covid-Risiko bei Patienten mit chronischer Lebererkrankung – Deutlich höhere öffentliche Gesundheitsausgaben durch Corona – Fast 6.900 Neuinfektionen österreichweit, BA.4/BA.5 bald dominant – Corona-Zertifikate der EU sollen weiter genutzt werden – Biontech will globale Strategie für Vakzin-Anpassung – Sanofi-Booster erzeugt starke Immunantwort gegen Omikron – Corona-Folgen: Jugendpsychiater ängstigen "die vielen Suizidversuche" – Wo fehlende Infrastruktur Abstandsregeln keine Chance gibt – Fallbericht: Vermutliche Übertragung von Katze auf Mensch +++

Coronavirus Warnung
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Studie bestätigt Schutz von Schwangeren und deren Babys durch Corona-Impfung

Schwangere sollten sich auf jeden Fall gegen Covid-19 impfen lassen. Sie haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Auch Schwangerschaftskomplikationen und Frühgeburten können die Folge sein. Es gibt jetzt laut norwegischen Wissenschaftern noch ein zusätzliches Argument für die Immunisierung gegen SARS-CoV-2: Auch die Babys werden durch die Impfung offenbar zum Teil vor einer Infektion geschützt.

Ellen Carlsen vom Zentrum für Fertilität des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit und ihre Co-Autorinnen haben vor Kurzem im Journal des amerikanischen Ärzteverbandes (JAMA Internal Medicine) eine entsprechende Studie mit Daten aus dem landesweiten Gesundheitsregister veröffentlicht (https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2793109). Darin sind auch Informationen über alle Neugeborenen enthalten. Ausgewertet wurden die Daten der Babys (Geburtsdatum zwischen 1. September 2021 und 28. Februar 2022) und ihrer Mütter, was Impfstatus und Infektionsraten bei den Kindern innerhalb ihrer ersten vier Monate betraf.

Verglichen wurden die Informationen über insgesamt 21.643 Babys. Die Mütter von 45 Prozent der Kinder (9.739) hatten zwei oder bereits drei Covid-19-Impfungen (mRNA-Impfstoffe) erhalten. Ausgewertet wurde auch nach zwei Zeiträumen: zwischen 1. September und 31. Dezember 2021 mit dem Vorherrschen der Delta-Variante von SARS-CoV-2 in Norwegen und nach dem 1. Jänner dieses Jahres mit Omikron.

Für viele Impfungen ist seit Jahren belegt, dass Impfungen während der Schwangerschaft über die mütterlichen Antikörper, welche die Kinder "abbekommen", auch einen Schutz für die Babys bringen. Das könnte auch bei Covid-19 der Fall sein. Dafür sprechen folgende Ergebnisse: Insgesamt wurden in den ersten vier Lebensmonaten aller Babys 5,8 SARS-CoV-2-Infektionen pro 10.000 Tagen als Beobachtungszeitraum festgestellt. Im ersten analysierten Zeitraum bis Ende 2021 (Delta-Variante) gab es 1,2 SARS-CoV-2-Infektionen pro 10.000 Tagen (Babys bis zu vier Monate alt) unter den Kindern von geimpften Müttern, hingegen drei Infektionen/10.000 Tagen (Babys bis vier Monate) bei Kindern von ungeimpften Müttern. Das bedeutet eine Reduktion des Ansteckungsrisikos um 71 Prozent.

Geringer war der Effekt während der Omikron-Welle: Hier zeigte sich ein Schutzeffekt bei Babys von geimpften Müttern innerhalb der ersten vier Lebensmonate von 33 Prozent im Vergleich zu den Babys von Müttern ohne SARS-CoV-2-Impfung während der Schwangerschaft.

Das nationale österreichische Impfgremium (NIG) hat für Schwangere eine eindeutige Empfehlung für die SARS-CoV-2-Imfpung formuliert. "Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko, bei einer Erkrankung mit Covid-19 intensivpflichtig zu werden und eine invasive Beatmung (Intubation) zu benötigen sowie an eine ECMO angeschlossen zu werden. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko einer Frühgeburt. Die derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Daten zeigen keine nachteiligen Effekte oder Auffälligkeiten bei der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen bei Schwangeren. Zahlreiche Behörden, Gremien und internationale Fachgesellschaften (z.B. die US-Zentren für Krankheitskontrolle/CDC oder die deutsche Ständige Impfkommission/STIKO) sowie die EMA empfehlen daher die Covid-19-Impfung während der Schwangerschaft", heißt es dort.
Die Impfung solle im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel vorgenommen werden. "Umfangreiche Anwendungsbeobachtungen von mRNA-Impfstoffen bei schwangeren Frauen, die während des zweiten und dritten Trimenons geimpft wurden, haben keine Zunahme unerwünschter Schwangerschaftsausgänge gezeigt", stellten die Experten fest. (APA)

Studie findet hohes Covid-Risiko bei Patienten mit chronischer Lebererkrankung

Menschen mit chronischen Lebererkrankungen können durch eine schwere SARS-CoV-2-Infektion Komplikationen der Leber erleiden. In einer Studie im Fachblatt "Hepatology" (https://doi.org/10.1002/hep.32582) wies ein Team der MedUni Wien/AKH nach, dass es dann auffallend häufig zu einer Erhöhung der Gallestauparameter und in weiterer Folge zu einer Gallengangschädigung, einer sekundär sklerosierenden Cholangitis (SSC), gekommen ist. Diese SSC tritt deutlich häufiger als nach anderen schweren Erkrankungen auf.

Im Rahmen einer Querschnittsstudie analysierte ein Forschungsteam um Lukas Hartl, Thomas Reiberger und Michael Trauner von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III die Leberwerte von 496 aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion hospitalisierten Patienten. 65 von diesen hatten bereits zuvor eine chronische Lebererkrankung, wie etwa eine Fettleber, Leberzirrhose oder Leberkrebs.

Es zeigte sich, dass es zu Beginn von Covid-19 häufig zu einem Anstieg der Transaminasen gekommen war. Diese Enzyme, AST (Aspartat-Aminotransferase) und ALT (Alanin-Aminotransferase), gelten als Marker für einen Schaden an Leberzellen. Später gingen diese Werte wieder zurück, ein Phänomen, das in früheren Studien bereits beschrieben wurde. Dagegen stiegen die Parameter für einen Gallenstau (Cholestase), alkalische Phosphatase (AP) und GGT (Gamma-Glutamyltransferase) im Verlauf der Infektion bei vielen Patienten stark an und sanken auch nicht wieder ab. Bei 23,1 Prozent dieser Patienten kam es sogar zu einem cholestatischen Leberversagen, also einem mit einem Gallenstau assoziierten Leberversagen.

Mittels bildgebender (MRCP) und endoskopischer (ERCP) Verfahren konnte gezeigt werden, dass es auch zu irreversiblen Schädigungen der Gallengänge, einer sogenannten sekundär sklerosierenden Cholangitis (SSC) gekommen war. Dieses Krankheitsbild tritt auch nach anderen kritischen Krankheitszuständen auf, etwa bei Sauerstoffmangel oder nach schweren Infektionen. Der Verlauf ist tendenziell fortschreitend und kann bis zu einer Lebertransplantation führen und sogar tödlich enden. 15 Prozent der analysierten Patienten mit schwerem Verlauf von Covid-19 hatten eine SSC entwickelt. Viele dieser Patienten mussten teilweise monatelang aufgrund der Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch betreut werden.

Die Ursachen sind noch nicht geklärt, jedoch gibt es Hinweise, dass das Coronavirus selbst Leber und Gallengänge schädigen könnte. "Es ist auf alle Fälle sinnvoll, die Leberwerte von Intensivpatienten mit bzw. nach Covid-19 engmaschig zu kontrollieren", sagte Reiberger. Derzeit existiert noch keine effektive medikamentöse Therapie der sklerosierenden Cholangitis, jedoch stellt laut Trauner die Erforschung solcher neuen Therapieansätze einen wichtigen wissenschaftlichen Schwerpunkt der eigenen Abteilung dar. Weitere Studien über den Langzeitverlauf der Cholestaseparameter bei Long-Covid-PatientInnen und die Spätfolgen für die Leber nach Covid-19 bei Patienten ohne Lebervorerkrankung seien geplant, berichtete Hartl. Denn auch bei diesen Patienten gibt es Hinweise, dass eine Covid-19-Erkrankung mit erhöhten Leberwerten einhergeht. (APA)

Deutlich höhere öffentliche Gesundheitsausgaben durch Corona

Schon 2020 hatte die Coronapandemie zu einem Anstieg bei den öffentlichen Gesundheitsausgaben um sechs Prozent geführt, im zweiten Pandemiejahr ist die Steigerung noch einmal deutlicher ausgefallen: 2021 sind Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger laut einer am Dienstag, 14.6., veröffentlichten Schätzung der Statistik Austria für 38,54 Mrd. Euro der laufenden Gesundheitsausgaben aufgekommen, das sind 15,8 Prozent mehr als im Jahr davor.

Für diesen Zuwachs sorgten laut Aussendung vor allem pandemiebedingte Mehrausgaben für Beschaffung und Durchführung von Covid-19-Testungen, Bereitstellung und Verteilung der Corona-Impfungen sowie weitere Ausgaben im Zusammenhang mit der Coronapandemie wie Schutzausrüstung oder Contact Tracing. Insgesamt lag der öffentliche Anteil an den laufenden Gesundheitsausgaben 2021 bei 78,6 Prozent (2020: 76,5).

Die gesamten laufenden Gesundheitsausgaben lagen 2021 laut erster Schätzung bei 49,02 Mrd. Euro bzw. 12,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das ist ein Plus von 5,5 Mrd. Euro bzw. 12,6 Prozent im Vergleich zu 2020.

Privathaushalte, freiwillige Krankenversicherungen, private Organisationen ohne Erwerbszweck und Unternehmen hatten 2021 laufende Gesundheitsausgaben von 10,48 Mrd. Euro, das ist ein Plus von 2,3 Prozent. Die privaten Ausgaben machten damit 21,4 Prozent der nominellen Ausgaben für Gesundheitsleistungen und -güter aus. Allerdings bestehen bei der Datenlage zum aktuellen Zeitpunkt noch Unsicherheiten, vor allem bei den privaten Ausgaben, wie die Statistik Austria in ihrer Aussendung betont. (APA)

Fast 6.900 Neuinfektionen österreichweit, BA.4/BA.5 bald dominant

Österreichweit sind in 24 Stunden bis Mittwochvormittag (15.6.) 6.869 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet worden. Das sind rund doppelt so viel wie vor einer Woche und 2.600 mehr als am Vortag. Außerdem wurden neun weitere Todesfälle registriert. Das Prognosekonsortium veröffentlichte indes seine Vorschau für die kommende Woche und ging dabei erst für Sonntag innerhalb einer 68-prozentigen Schwankungsbreite von maximal 6.500 Fällen aus. Dieser Wert wurde bereits jetzt übertroffen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner stieg von Dienstag auf Mittwoch von 300 auf 340 Fälle. Die Modellrechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) prognostizieren ein Anhalten des seit zwei Wochen verzeichneten Anstiegs, gingen aber vorerst für nächsten Mittwoch von einer Inzidenz von 400 bis 670 Fällen aus. Als Mittelwert wurde 500 angenommen, das wären rund 6.500 Neuinfektionen pro Tag, innerhalb des 68-prozentigen Konfidenzintervalls sind am kommenden Mittwoch aber auch bis zu 8.500 Fälle möglich.

Verantwortlich für den Anstieg ist die Omikron-Subvariante BA.4/BA.5. Laut Daten der AGES wird die effektive Reproduktionszahl der Subvariante in den Kalenderwochen 21 bis 22 auf 1,37 geschätzt. Das entspricht einer Verdoppelungszeit von sieben Tagen, heißt es im aktuellen Prognose-Update. Österreichweit lag der Anteil an BA.4/BA.5-Fällen in der vergangenen Woche (KW 23) bei 30,9 Prozent. Es sei zu erwarten, dass BA.4/BA.5 innerhalb der nächsten Woche dominant wird und sich das Wachstum der neuen Infektionen noch weiter beschleunigt. Ein Anteil von 95 Prozent wird in etwas mehr als einem Monat erwartet.

Zusätzlich wurde in den vergangenen Wochen ein erhöhter Anteil an Reise-assoziierten Fällen beobachtet. "Auch ein Einfluss von kürzlich stattgefundenen Großveranstaltungen kann nicht ausgeschlossen werden", erläutert das Prognosekonsortium. Durch den Fallanstieg wird ebenfalls ein "deutlicher Zuwachs des Normalpflegebelags" erwartet. In zwei Wochen könnten rund 940 Covid-Infizierte auf Normalstationen der Krankenhäuser liegen (Schwankungsbreite 719 bis 1.234 Betroffene).

Inklusive der Intensivstationen lagen am Mittwoch 511 Covid-Patienten in Spitälern, das sind 20 weniger als am Vortag aber 29 mehr als vor einer Woche. 34 Betroffene werden auf Intensivstationen betreut. Diese Zahl sank seit dem Vortag um neun und ist innerhalb einer Woche um acht Patienten zurückgegangen.


Innerhalb von 24 Stunden wurden österreichweit 107.155 PCR-Tests eingemeldet, die Positiv-Rate betrug 6,4 Prozent. Seit Pandemiebeginn gab es 4.305.432 bestätigte Fälle. Eine Infektion hinter sich haben 4.237.609 Personen, innerhalb der vergangenen 24 Stunden galten 3.666 als wieder frei vom Virus. Mit Mittwoch gab es rund 49.000 aktive Fälle.


2.648 Impfungen wurden am Dienstag (14.6.) durchgeführt. Davon waren 120 Erststiche sowie 248 Zwei- und 2.280 Drittimpfungen. Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 6.830.169 Personen in Österreich zumindest eine Impfung erhalten. 5.660.919 Menschen und somit 63 Prozent der Einwohner verfügen über einen gültigen Impfschutz. (APA)

Corona-Zertifikate der EU sollen weiter genutzt werden

Die EU-Regeln zu den digitalen Covid-Zertifikaten sollen wegen der anhaltenden Pandemie weiter gültig bleiben. Vertreter des Europaparlaments und der Regierungen der EU-Staaten einigten sich am Montagabend darauf, die entsprechende Verordnung um ein Jahr bis zum 30. Juni 2023 zu verlängern, wie die derzeitige französische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte.

Die Zertifikate sollen es erlauben, das Reisen in Corona-Zeiten so unkompliziert wie möglich zu machen. Mittels eines QR-Codes lässt sich mit ihnen nachweisen, ob man entweder gegen Covid-19 geimpft wurde, negativ auf Corona getestet wurde oder von Corona genesen ist. Die digitale Version kann auf einem mobilen Gerät gespeichert werden, zudem gibt es meist auch die Möglichkeit, eine Papierfassung zu erstellen.

Die EU-Kommission hatte die Verlängerung der EU-Regeln für die Zertifikate bereits im Februar vorgeschlagen. Sie begründete dies damit, dass das Coronavirus in Europa nach wie vor weit verbreitet ist und die Auswirkungen eines möglichen Anstiegs der Infektionen im zweiten Halbjahr 2022 oder des Auftretens neuer Varianten kaum abzusehen sind. Durch die Verlängerung der Verordnung könnten Reisende auch weiterhin ihr digitales Covid-Zertifikat der EU nutzen, falls Mitgliedstaaten bestimmte Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit beibehielten. (APA/dpa)

Biontech will globale Strategie für Vakzin-Anpassung

Biontech-Chef Ugur Sahin hat angesichts der hohen Infektiosität der Omikron-Untervariante BA.5 des Coronavirus Entwarnung gegeben. "In Afrika hat man bereits gesehen, dass die BA.5-Welle nicht die Dynamik entfaltet hat, wie es sie bei der ursprünglichen Omikron-Variante gab", sagte Sahin dem "Handelsblatt". Er kritisierte jedoch, dass für die Impf-Kampagne im Herbst eine "international abgestimmte Strategie" fehle.

"Wir müssen früh genug wissen, an welche Variante, also zum Beispiel BA.2 oder BA.4/5, wir die Corona-Impfstoffe anpassen und für die bevorstehende Infektionssaison produzieren sollen", sagte Sahin. Dabei könnten die Behörden sich an den eingespielten Mechanismen bei anderen Krankheiten orientieren.

"Es gibt ein etabliertes System, das wir von der Anpassung von Influenza-Impfstoffen kennen", so der Biontech-Chef. Grundsätzlich seien beim Coronavirus, ähnlich wie bei Grippe, immer wieder Auffrischungsimpfungen mit veränderten Vakzinen nötig, sagte Sahin.

Die mRNA-Technologie, die sich bei Corona-Impfstoffen bewährt habe, sieht der Biontech-Chef auch als "eine der idealen Arzneimitteltechnologien für die Onkologie" an. Biontech habe rund 20 Onkologie-Programme in der Entwicklung. "Unser Ziel ist es, in den nächsten drei bis fünf Jahren die ersten Produkte in der Krebstherapie auf den Markt zu bringen." (APA/ag)

Sanofi-Booster erzeugt starke Immunantwort gegen Omikron

Der Covid-19-Booster von Sanofi erzeugt nach Angaben des französischen Pharmakonzerns eine starke Immunantwort gegen verschiedene Varianten des Virus – einschließlich Omikron. Er habe zudem bei Personen, die ihre Grundimmunisierung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer erhielten, eine stärkere Immunantwort als die Biontech-Auffrischungsimpfung erzielt, teilte das Unternehmen, das den Impfstoff zusammen mit GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt, mit.

Der Impfstoff der nächsten Generation sei gut vertragen worden, hieß es. Die vollständigen Studienergebnisse sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden, Sanofi hofft auf eine Zulassung des Boosters noch in diesem Jahr. (APA/ag)

Corona-Folgen: Jugendpsychiater ängstigen "die viele Suizidversuche"

Die Folgen von "social distancing" und Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie zeigen sich jetzt mehr und mehr im Anstieg psychischer Probleme von Jugendlichen. Das sagte der Kinder- und Jugendpsychiater Paulus Hochgatterer laut Kathpress bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" am Freitagabend (10.6.) in Wien. "Was mich ängstigt, sind die vielen Suizidversuche unter Jugendlichen", sagte er.

Hochgatterer bezog sich laut Kathpress auf seine tägliche Arbeit am Uniklinikum in Tulln. Der Mangel an "Resonanz-Erfahrungen" habe gerade unter Kindern und Jugendlichen zu einer Destabilisierung geführt. Zuversichtlich stimme ihn indes die Tatsache, dass die Pandemie nicht nur zu einem Ansteigen an Depressionen geführt habe, sondern auch zu einem großen Engagement gerade unter jungen Menschen.

Der Politologe Vedran Dzihic sah die alte "Großerzählung" vom Fortschritt und Aufstieg außer Kraft gesetzt, heute würden Krisenerfahrungen auf Dauer gestellt und sich zu einer "neuen Normalität" entwickeln. Auch er setze jedoch seine Hoffnungen in die jungen Menschen, die trotz aller Bedrohungen "immer wieder neu anfangen" und "aufstehen und anpacken".

Die Theologin und Werteforscherin Regina Polak ortete darüber hinaus eine tiefe gesellschaftliche Verunsicherung, die sich in teils diffusen Ängsten zeige – es sei zwar gut und wichtig, sich "Mut zur Angst" einzugestehen und einzuräumen, so Polak, aber man dürfe auch auf die sozialpolitischen und friedenspolitischen Errungenschaften hoffen und stolz sein, die Europa groß gemacht hätten, betonte sie. (APA/KAP)

Wo fehlende Infrastruktur Abstandsregeln keine Chance gibt

Abstand zu Mitmenschen kann – wie man spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie weiß – die Ausbreitung von Krankheiten eindämmen. Oft fehlt es aber an einfachsten Dingen wie privaten Toiletten, um Abstandsregeln einzuhalten. Forscher aus der Schweiz und Österreich veröffentlichten nun im Fachjournal "Nature Communications" (http://dx.doi.org/10.1038/s41467-022-30812-8) eine Risikokarte für Afrika über fehlende Infrastruktur und die damit zusammenhängende Gefahr einer schnelleren Ausbreitung ansteckender Krankheiten.

Die Analyse von Forschern der ETH Zürich, des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts und der Universität Innsbruck zeigt, wo es in 34 afrikanischen Länder den Haushalten an einfachster Infrastruktur fehlt, die notwendig wäre, um Abstandsregeln einzuhalten. Familien würden teilweise in nur einem Raum leben und müssten Trinkwasser oder Toiletten häufig mit anderen Haushalten teilen. Auch an privaten Transportmöglichkeiten mangle es in manchen Regionen.

Zwischen den analysierten Ländern gibt es allerdings große Unterschiede beim ermittelten "physical distancing index" (PDI), und auch innerhalb eines Landes kann sich die Lage stark von Region zu Region unterscheiden.

"Unsere Analyse zeigt, dass zur Pandemiebekämpfung nicht nur die Gesundheitssysteme ausgebaut und ein gerechterer Zugang zu Impfstoffen gewährleistet werden muss, sondern unbedingt auch mehr in private Infrastruktur investiert werden sollte", erklärte Isabel Günther, Professorin für Entwicklungsökonomie, in einer Aussendung.

Die fehlende Infrastruktur hat dabei nicht nur ökonomische Ursachen: Denn der Studie zufolge gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem PDI eines Landes und seinem Bruttoinlandsprodukt.

Die Forscher, darunter Johannes Seiler vom Institut für Statistik der Universität Innsbruck, hoffen, mit ihren Ergebnissen Regierungen dabei unterstützen, zielgerichtet in bestimmten Regionen zu investieren und etwa Impfkampagnen durchzuführen oder die fehlende Infrastruktur auszubauen, und damit zur Pandemiebekämpfung und -prävention beizutragen. Solche Risikokarten ließen sich relativ schnell auch für andere Länder bzw. Regionen erstellen. (APA)

Fallbericht: Vermutliche Übertragung von Katze auf Mensch

Das Coronavirus kann einer Studie zufolge vermutlich von Katzen auf Menschen übertragen werden. Wissenschafter beschreiben im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" (https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/28/7/21-2605_article) einen Fall in Thailand, bei dem eine Tierärztin sich im August 2021 mit dem Virus infiziert hatte. Sie hatte in der südthailändischen Stadt Songkhla eine positiv getestete Katze behandelt und war von dieser angeniest worden.

Das Tier habe das Virus vermutlich von seinen beiden Haltern bekommen, schreibt die Gruppe um Sarunyou Chusri von der Prince of Songkla University in Songkhla. Genomsequenzierungen ergaben demnach, dass die bei der Katze, bei der Tierärztin und bei den Haltern gefundenen Viren sehr eng verwandt waren.

Wissenschafter betonen aber in einem Bericht der "New York Times" (https://www.nytimes.com/2022/06/10/health/cat-human-covid-transmission.html), dass sich das Virus deutlich häufiger vom Menschen auf Katzen überträgt als in umgekehrter Richtung. Allerdings unterstreiche der Fall die Notwendigkeit, bei einer Infektion auch Tiere im Haushalt zu isolieren, sagte der Infektionsmediziner Scott Weese von der kanadischen University of Guelph dem Blatt: "Ich denke, es ist wichtig für uns zu erkennen, dass das Virus immer noch zwischen Arten wechseln kann." (APA/dpa)