1. Feb. 2022ASH 2021

Neuartige siRNA-Therapie bei Hämophilie

Zwei Studien der Late-Breaking-Abstracts-Sitzung beschäftigten sich mit neuen Therapiestrategien bei Patienten mit Hämophilie. Weltweit haben etwa 70 Prozent der Hämophiliepatienten keinen Zugang zu mehrmals in der Woche intravenös zu applizierenden Faktor-Substitutionstherapien. Seit 2015 wird das „small interference RNA“ (siRNA) Fitusiran in klinischen Studien untersucht. Fitusiran bindet und degradiert selektiv die mRNA von Antithrombin, was zu einer verminderten Translation von Antithrombin und folglich zu einer erhöhten Thrombinkonzentration und gesteigerten Gerinnung führt.

Chemiker füllt Fläschchen im Experiment im Labor
HRAUN/GettyImages

In der Phase-III-Studie ATLAS-A/B erhielten ≥12-jährige Patienten mit schwerer Hämophilie A oder B ohne Inhibitoren, die bisher keine Prophylaxe erhalten hatten, 2:1-randomisiert Fitusiran (n=80) oder Faktor-Konzentration zur Behandlung von Blutungsepisoden nach Bedarf (n=40). Primärer Endpunkt war die annualisierte Blutungsrate (ABR).

Die Patienten waren durchschnittlich 33,8 Jahre alt. Bei 77,5 Prozent der Patienten handelte es um eine Hämophilie von Typ A und bei 22,5 Prozent um eine Typ B-Hämophilie. Es wurde von den Patienten innerhalb der letzten sechs Monate vor Studieneinschluss durchschnittlich 12,7 Blutungsepisoden berichtet, dabei 1,4 Gelenkblutungen in Target Joints. Mit der siRNA-Therapie wurde die Anzahl an annualisierten Blutungen von 21,8 auf 0,0 und die Anzahl der Gelenkeinblutungen von 15,9 auf 0,0 gesenkt. Bezogen auf die Hämophilie-Subgruppen kam es bei Hämophilie-A-Patienten zu einer Reduzierung der medianen ABR von 21,8 auf 0,0 und bei Hämophilie-B-Patienten von 25,1 auf 2,7. Keine Blutungen wurden bei 50,6 Prozent der Patienten unter Fitusiran versus 5,0 Prozent im Kontrollarm und ≤3 Blutungen bei 83,5 versus 15,0 Prozent der Patienten beobachtet. Die Lebensqualität wurde im experimentellen Studienarm signifikant und klinisch relevant gegenüber der Kontrollmedikation verbessert.

Therapieassoziierte Nebenwirkungen traten bei 78,5 Prozent der Patienten unter Fitusiran versus 45,0 Prozent unter der on-demand Substitutionstherapie auf. Schwere therapieassoziierte Nebenwirkungen wurden bei 6,3 versus 12,5 Prozent der Patienten berichtet. Bei zwei Patienten wurde die Behandlung mit Fitusiran aufgrund von therapieassoziierten Nebenwirkungen abgebrochen. Es wurden keine letalen Nebenwirkungen beobachtet und es traten keine therapieassoziierten schweren Thrombosen auf.

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