26. Jän. 2022Covid-19 Update 26.01.2022

Biontech/Pfizer startete Studie zu Omikron-Vakzin; Booster bei abgeschwächtem Immunsystem wirksam

+++ Biontech/Pfizer: klinische Studie zu Omikron-Vakzin hat begonnen Studie: Booster wirkt bei Patienten mit abgeschwächtem Immunsystem – Von Laer rechnet mit Auffrischungsimpfungen einmal im Jahr – Mögliche Erklärung für mildere Verläufe bei Omikron-Variante Vierte Corona-Impfung erhöht Resistenz bei über 60-Jährigen – Warnung vor schweren Verläufen und Spätfolgen bei Kindern – Register für Covid-Patienten eingerichtet +++

Coronavirus Warnung
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Biontech/Pfizer: klinische Studie zu Omikron-Vakzin hat begonnen

Biontech und Pfizer haben ihre erste klinische Studie zur Untersuchung eines speziell auf die Omikron-Variante zugeschnittenen Corona-Impfstoffs begonnen. Dabei sollen die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten geprüft werden, wie die beiden Unternehmen am Dienstag, 25.1., mitteilten. Die Studie soll bis zu 1.420 Testpersonen umfassen, die in drei Gruppen unterteilt werden.

Die erste Gruppe umfasst gut 600 Teilnehmer, die zwischen 90 und 180 Tagen vor Beginn der Studie bereits zwei Impfdosen des bisherigen Vakzins erhalten haben und nun eine oder zwei Dosen des Omikron-Impfstoffs erhalten sollen. Die zweite, fast ebenso große Gruppe besteht aus geboosterten Menschen, die eine weitere Dosis des herkömmlichen Impfstoffs oder eine Dosis des Omikron-Vakzins erhalten. Die dritte Gruppe mit gut 200 Probanden setzt sich aus ungeimpften und bisher nicht an Covid-19 erkrankten Menschen zusammen, die dann drei Dosen des Omikron-Vakzins bekommen.

"Die Studie ist Teil unseres wissenschaftlichen Ansatzes zur Entwicklung eines variantenbasierten Impfstoffs, der vor Omikron einen ähnlichen Schutz bietet, wie wir ihn bei vorherigen Varianten beobachtet haben, der aber gleichzeitig länger anhält", erklärte Biontech-Chef Ugur Sahin. Impfstoffe böten nach wie vor einen hohen Schutz vor schweren Verläufen durch Omikron.

Das Mainzer Pharmaunternehmen und sein US-Partner hatten vor rund zwei Wochen bekannt gegeben, dass sie bereits mit der Produktion eines an die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoffs für eine spätere kommerzielle Nutzung begonnen haben. Biontech hatte erklärt, dass die beiden Unternehmen "bis März für eine Belieferung des Marktes bereit sind, wenn die behördlichen Genehmigungen vorliegen". Pfizer äußerte die Erwartung, bis Ende März oder Anfang April etwa 50 Millionen bis 100 Millionen Dosen des neuen Impfstoffs vorproduziert zu haben.

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat bisher noch nicht erklärt, ob sie einen an Omikron angepassten Impfstoff mit einer anderen Zusammensetzung als bei dem derzeit verwendeten Vakzin für notwendig hält. (APA/dpa)

Studie: Booster wirkt bei Patienten mit abgeschwächtem Immunsystem

Patienten, bei denen das Immunsystem durch immunsuppressive Therapien abgeschwächt ist, haben oft auch nach zweimaliger Impfung ein erhöhtes Risiko für einen schweren Corona-Krankheitsverlauf. Aktuelle Forschungsergebnisse der MedUni Wien zeigen: Für jene, die initial keine Antikörper bilden konnten, ist eine Boosterimpfung sicher und effektiv. Die Studie wurde vor kurzem im Journal "Annals of the Rheumatic Diseases" veröffentlicht (doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221558), hieß es am Mittwoch, 26.1.

Als besonders gefährdet für schwere Krankheitsverläufe galt jene Gruppe von Patienten und Patientinnen, die etwa aufgrund von rheumatoider Arthritis eine Therapie mit dem Wirkstoff Rituximab erhält. Ob diese von einem Booster profitieren können, war bisher nicht klar.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie einer interdisziplinären Forschungsgruppe der MedUni Wien unter Koordination der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III wird diese Frage beantwortet. Erst-Autor Michael Bonelli konnte mit seinem Studienteam zeigen, dass auch Patienten unter Rituximab-Therapie mit einem primären Impfversagen in der Lage sind, nach einer Boosterimpfung eine Immunantwort zu entwickeln. "Da das Risiko für ein reduziertes Impfansprechen und einen schweren Krankheitsverlauf bei dieser Gruppe besonders groß ist, sollten Betroffene an eine Auffrischungsimpfung denken", betonte Bonelli.

"Unsere Studie ist die erste randomisiert verblindet durchgeführte Studie, welche die Effektivität einer Boosterimpfung auch bei Menschen zeigt, die aufgrund von Rituximab nach den Erst- und Zweitimpfungen keine Immunantwort zeigten", sagte Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der MedUni Wien. Die Studie, in der auch die Effektivität und Sicherheit verschiedener Impfstrategien verglichen wurde, wurde in die Covid-19 Impfempfehlungen der World Health Organization (WHO) und der Australian Technical Advisory Group on Immunisation (ATAGI) für PatientInnen mit Immunsuppression aufgenommen. (APA)

Von Laer rechnet mit Auffrischungsimpfungen einmal im Jahr

Die Virologin Dorothee Von Laer von der Medizinischen Universität Innsbruck glaubt nicht daran, dass man sich künftig alle paar Monate gegen das Coronavirus wird impfen müssen. Vielmehr dürfte es wie bei der Grippeimpfung werden: Sie rechnete gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Ausgabe vom Montag, 24.1.) mit "regelmäßigen, an die aktuelle Variante angepassten Auffrischungsimpfungen jeden Herbst, wenn erst mal über 95 Prozent der Menschen immun sind - durch Infektion oder Impfung".

Von Laer prognostizierte einen "Zustand", "wo wir wie bei anderen Infektionskrankheiten mit der Anzahl der Infektionen gut leben können". Weder das Gesundheitssystem noch die kritische Infrastruktur werde dann durch Infektionen gefährdet sein. "Dieser Zustand ist erreicht, wenn praktisch alle Menschen genesen oder geimpft sind und damit eine Grundimmunität, die zumindest vor schweren Verläufen schützt, aufweisen können". Sie hoffte, dass durch die Impfpflicht noch bestehende "Impflücken" geschlossen werden können.

Die Virusvariante Omikron werde wohl die Intensivstationen nicht "übermäßig" belasten, sondern die Normalstationen "wieder bis zu den Kapazitätsgrenzen füllen", meinte die Virologin. Außerdem plädierte sie dafür - wie in Deutschland - den Status "genesen" von sechs auf drei Monate zu verkürzen. "Wer von den bisherigen Varianten genesen ist, ist kaum gegen Omikron geschützt", hielt sie fest. (APA)

Mögliche Erklärung für mildere Verläufe bei Omikron-Variante

Frankfurter Forscher haben eine mögliche Ursache für mildere Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante des Corona-Virus identifiziert. In Zellversuchen habe sich gezeigt, dass Omikron im Vergleich zur Vorgänger-Variante Delta besonders empfindlich gegenüber der sogenannten Interferon-Antwort des Menschen sei, teilte das Uniklinikum in Frankfurt am Montag, 24.1., mit.

Die Frankfurter Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse zusammen mit einem Team von der britischen University of Kent im Fachblatt "Cell Research" (https://www.nature.com/articles/s41422-022-00619-9). "Offenbar kann Omikron im Gegensatz zu Delta nicht verhindern, dass die befallenen Zellen Interferon produzieren und ausschütten", sagte Martin Michaelis von der School of Bioscience der University of Kent laut Mitteilung.

Von Viren befallene Zellen bilden bestimmte Interferone. Das sind, vereinfacht gesagt, Botenstoffe, die unter anderem andere Zellen über den Eindringling informieren. Interferone sind wichtig für die unspezifische Immunantwort - also eine sehr schnelle, wenn auch weniger spezifische Reaktion des Immunsystems gegen einen Erreger. Die unspezifische Immunantwort ist zu unterschieden von der spezifischen Immunantwort, deren Aufbau mehr Zeit braucht. Dabei werden unter anderem passgenaue Antikörper gegen den Erreger gebildet. (APA/dpa)

Vierte Corona-Impfung erhöht Resistenz bei über 60-Jährigen

Eine vierte Corona-Impfung steigert israelischen Angaben zufolge die Resistenz gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung bei über 60-Jährigen deutlich. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, war die Widerstandsfähigkeit gegen einen schweren Krankheitsverlauf bei den über 60-Jährigen nach der zweiten Auffrischungsimpfung drei Mal so hoch wie bei Personen im selben Alter, die nur dreifach immunisiert waren.

Die vierte Dosis verdoppelte zudem die Resistenz gegen eine Infektion verglichen mit Gleichaltrigen mit drei Impfungen. Israel bietet über 60-Jährigen eine vierte Impfung seit Anfang Jänner an. (APA/ag)

Warnung vor schweren Verläufen und Spätfolgen bei Kindern

Der Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, Dieter Furthner, warnt vor schweren Corona-Verläufen sowie vor Spätfolgen auch bei Kindern. "Wir sehen immer wieder Kinder und Jugendliche mit sehr schweren Verläufen, die oft an Erkrankungen und starken Beschwerden im Bereich des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge leiden", berichtete er, zudem habe es in seinem Spital schon mehrere Kinder mit PIMS-Syndrom gegeben.

PIMS "ist eine Autoimmunerkrankung, die nach einer Covid-Infektion auftreten kann und lebensbedrohlich ist. In Österreich sind bereits Kinder daran verstorben", so Furthner in einer Aussendung. Zudem betreue sein Spital auch junge Patientinnen und Patienten, die an Long-Covid-Symptomen leiden und eine weiterführende Behandlung benötigen. Die Annahme, dass Kinder und Jugendliche nur leicht erkranken, könne er nicht bestätigen, auch wenn schwere Verläufe "nicht so häufig vorkommen".

Für Furthner ist die Impfung daher alternativlos. "Dass das Serum kaum gegen Omikron wirkt, ist nicht richtig", räumte er mit Vorurteilen auf. "Wer dreimal geimpft ist, hat auch bei Omikron ein deutlich geringes Risiko für eine Hospitalisierung. Ich gehe auch davon aus, dass wir jetzt nicht bei der letzten Mutation angelangt sind und wir nicht vor der letzten Welle stehen." Man werde sich darauf einstellen müssen, sich so wie bei der Grippe regelmäßig mit einem angepassten Vakzin impfen zu lassen. "Ich selbst habe schon über 1.000 Kinder geimpft, bis jetzt sind bei uns keine schwerwiegenden Folgen der Impfung aufgetreten", beruhigte der Mediziner - selbst dreifacher Vater - Eltern, die Sorge um ihre Kinder haben. (APA)

Register für Covid-Patienten eingerichtet

Per Verordnung hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ein Register für hospitalisierte Covid-Patientinnen und -Patienten eingerichtet. Das von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) geführte Tool soll Grundlage für ein effektives und effizientes Krisenmanagement sein und der Planung, Qualitätssicherung und Qualitätsberichterstattung in der Gesundheitsversorgung dienen.

Auch wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn - beispielsweise bezüglich Behandlungsprozessen und -ergebnissen von stationär betreuten Covid-Patientinnen und -Patienten - soll damit erleichtert bzw. möglich gemacht werden. Gemäß der Verordnung, die mit 30. Juni außer Kraft tritt, haben die Länder, die Landesgesundheitsfonds und die Träger von Krankenanstalten ihre Daten täglich der GÖG zu übermitteln, die sie verwenden und in anonymisierter Form verarbeiten darf. Die Ergebnisse werden dann den politischen Entscheidungsträgern - dem Gesundheitsministerium und den Landeshauptleuten - sowie den Landesgesundheitsfonds und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zur Verfügung gestellt. (APA)