10. Jän. 2022Covid-19 Update 10.01.2022

Häufigste Symptome von Delta zu Omikron unverändert; Omikron macht viele Infizierte zu Superspreadern

+++ Häufigste Covid-Symptome bleiben bei Omikron im Vergleich zu Delta unverändert Studie: Booster schützt Ältere vor schwerem Verlauf – Omikron lässt viele Infizierte zu Superspreadern werden – Zulassung für Novartis/Molecular-Medikament bald möglich – EMA will bald über Anti-Corona-Pille von Pfizer entscheiden – Mehr als 300 Mio. Infektionen weltweit seit Pandemie-Beginn – Klimek: "Variante an sich ist nicht mild" +++

Coronavirus Warnung
GettyImages-1201383916

Häufigste Covid-Symptome bleiben bei Omikron im Vergleich zu Delta unverändert

Die häufigsten Symptome einer Covid-19-Erkrankung haben sich Daten aus Großbritannien zufolge von der Delta- zur mittlerweile grassierenden Omikron-Variante nicht verändert. Die Top-Fünf-Krankheitsbilder sind nach wie vor eine rinnende Nase, gefolgt von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Niesen und einer Halsentzündung. Das zeigt die ZOE Covid Study (https://joinzoe.com/learn/omicron-symptoms), in der Wissenschafter von Infizierten via App gemeldete Symptome auswerten.

Berichte über Geruchs- und Geschmacksverlust nahmen demnach deutlich ab. "Interessanterweise haben wir beobachtet, dass Geruchs- und Geschmacksverlust viel seltener auftrat", berichteten die Forscher auf ihrer Internetseite. "Dies lag früher im Jahr 2021 unter den Top Ten der häufigsten Symptome und rangiert nun auf Platz 17, mit nur mehr einem von fünf Betroffenen."

73 Prozent der Infizierten berichten in Großbritannien aktuell über eine rinnende Nase, 68 Prozent über Kopfschmerzen, 64 Prozent über leichte oder schwere Müdigkeit/Erschöpfung und je 60 Prozent über Niesen und/oder Halsschmerzen, erläuterte Claire Stevens vom King's College London. Danach folgen Husten (44%) und Heiserkeit (36%).

Für den Vergleich zwischen Delta und Omikron wurden die Meldungen via App von Infizierten in Großbritannien im Dezember, als Omikron im Land dominant wurde, mit Daten von Anfang Oktober verglichen, als Delta die vorherrschende Variante war. Außerdem sind die Ergebnisse durch die Analyse von Daten einiger weniger weiterer Covid-19-Kranker bestätigt, deren PCR-Tests vermutete oder nachgewiesene Omikron-Infektionen ergaben.

Zwischen Delta und Omikron gibt es demnach bei den Symptomen "keinen klaren Unterschied". Außerdem hätten nur 50 Prozent der Menschen die zu Beginn der Pandemie als klassischen drei Symptome geltenden Krankheitsbilder Fieber, Husten oder Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns, betonten die Forscher.

Auch wenn die Neuinfektionen durch Omikron zunehmen, scheine der Anteil der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle in den meisten Ländern, in denen die Mutation nachgewiesen wurde, zu sinken. "Dasselbe gilt für unsere Analyse in London, obwohl es oft eine Verzögerung zwischen der Erkrankung mit Covid und Komplikationen sowie einem Krankenhausaufenthalt gibt, sodass sich dies in den kommenden Wochen ändern könnte", warnten die Forscher. Einige Länder hätten zudem durchaus einen Anstieg in ihren Spitälern verzeichnet. Jede Region sei mit ihrer Bevölkerung und Impfrate einzigartig.

"Wir müssen noch viel über Omikron lernen und es ist noch nicht klar, welchen Druck es auf die globalen Gesundheitssysteme ausüben wird", hieß es weiter. Auch bei einem sinkenden Anteil der Krankenhauseinweisungen und Sterbefälle würde es bei sehr hohen Fallzahlen unweigerlich eine hohe Zahl von Toten und Spitalsaufenthalten geben. Während sich Omikron und Delta für viele Menschen wie eine Erkältung anfühle, könne das Virus weiterhin tödlich sein oder zu langanhaltenden Symptomen führen, die das tägliche Leben beeinträchtigen, betonen die Wissenschafter. (APA)

Studie: Booster schützt Ältere vor schwerem Verlauf

Booster-Impfungen gegen das Coronavirus bieten Senioren einer aktuellen Analyse zufolge auch bei einer Infektion mit der Omikron-Variante einen hohen Schutz vor einem schweren Verlauf. Drei Monate nach der Drittimpfung liegt der Schutz vor Einlieferung ins Krankenhaus bei rund 90 Prozent, wie die britische Gesundheitsbehörde UKHSA zu Beginn des Wochenendes mitteilte.

Nach nur zwei Impfdosen liege der Schutz vor schweren Verläufen drei Monate nach der Impfung bei rund 70 Prozent, nach sechs Monaten noch bei 50 Prozent. Der Schutz vor einer Corona-Infektion mit milden Symptomen lag auf Omikron bezogen drei Monate nach der Booster-Impfung noch bei rund 30 Prozent.

Für die Studie wertete die britische Behörde die Daten von Senioren ab 65 Jahren aus, bei denen die Booster-Impfung bereits einige Monate zurücklag. Auch in Großbritannien werden für die Booster-Impfungen, die im vergangenen Herbst starteten, in allen Altersgruppen die Impfstoffe von Biontech und Moderna verwendet. (APA/dpa)

Omikron lässt viele Infizierte zu Superspreadern werden

Beim ursprünglichen Wildtyp des Coronavirus Sars-CoV-2 war rund jeder tausendste Infizierte ein sogenannter Superspreader. Bei Delta ist es jeder dreißigste, bei Omikron gar jeder zwanzigste bis zehnte. Darauf deutet eine Schweizer Modellierungsstudie hin (Link zum Fachartikel: https://doi.org/10.4414/smw.2022.w30133). Demnach reichen chirurgische Masken nur noch selten aus, um sich zu schützen. FFP2-Masken hingegen bieten immer noch ausreichend Schutz, außer in Situationen mit hoher Aerosolproduktion wie Singen oder lautem Sprechen. Zu diesen Ergebnissen kamen Wissenschafter um den Aerosol-Experten Michael Riediker, Direktor des Schweizerischen Zentrum für Arbeits- und Umweltgesundheit (SCOEH), im Fachmagazin "Swiss Medical Weekly".

Delta und Omikron sind deutlich ansteckender als alle zuvor aufgetretenen Varianten. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Infizierte mehr Viren ausscheiden und die Viren infektiöser sind, also besser in der Lage, die Zellen zu kapern. Zudem ist die Schutzwirkung einer Impfung bei Omikron deutlich reduziert, sodass vermehrt Impfdurchbrüche auftreten. Gestützt auf die Modellierungsergebnisse berichten die Forschenden, dass schätzungsweise die Hälfte bis zwei Drittel der mit Omikron infizierten Bevölkerung ausreichend viele Viren ausscheidet, um andere Menschen anzustecken.

Weiter ging aus der Studie hervor, dass FFP2-Atemschutzmasken in den meisten Situationen, etwa in Büros, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Restaurants, nach wie vor ausreichenden Schutz vor einer Infektion bieten. Denn korrekt getragen, entfernen sie mindestens 95 Prozent der eingeatmeten Aerosole. "Wenn man sich jedoch längere Zeit in Situationen mit extremer Aerosolbildung aufhält, können selbst FFP2-Atemschutzmasken nicht ausreichen", warnen die Forschenden.

Um die jüngste Welle der Covid-19-Pandemie zu bewältigen, empfehlen sie daher nicht nur das Tragen von gutsitzenden FFP2-Masken in Innenräumen. Sie weisen ebenso darauf hin, dass Lüften dazu beitrage, die Viruskonzentration in der Luft zu verringern und dass Situationen mit lautem Singen und Sprechen vermieden werden sollten. (APA/sda)

Zulassung für Novartis/Molecular-Medikament bald möglich

Das experimentelle Covid-Medikament Ensovibep vom Schweizer Pharmakonzern Novartis und seinem Partner Molecular Partners könnte binnen Wochen auf den Markt kommen. "Man kann jetzt den Notfallzulassungsantrag stellen", sagte Molecular-Chef Patrick Amstutz am Montag, 10.1., zur Nachrichtenagentur Reuters. "Das startet jetzt. Das geht nicht über Nacht, das dauert ein paar Wochen."

Die von Molecular entwickelte Antikörper-Therapie hat in einer Phase-II-Studie das Hauptziel erreicht. In der von Novartis begleiteten Studie führte Ensovibep bei allen Virus-Varianten einschließlich Omikron zu einer Verringerung der Virenlast. Novartis wird eine Option auf den Erwerb der Rechte an der Arznei ausüben und die Verantwortung für die weitere Entwicklung, die Herstellung und den Vertrieb übernehmen. Molecular erhält im Gegenzug eine Zahlung von 150 Millionen Franken plus eine Umsatzbeteiligung in Höhe von 22 Prozent.

Ein Novartis-Sprecher sagte, der Konzern wolle noch im Jänner bei der US-Arzneimittelbehörde FDA die Notfallzulassung von Ensovibep beantragen. Unter dem EUA-Protokoll (Emergency Use Authorization) sei eine Freigabe binnen Wochen statt Monaten möglich. Auch in der Schweiz und anderen Ländern will Novartis die Marktfreigabe beantragen. (APA/Reuters)

EMA will bald über Anti-Corona-Pille von Pfizer entscheiden

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will in Kürze über eine Zulassung der Anti-Corona-Pille Paxlovid von Pfizer entscheiden. Eine Einschätzung solle innerhalb von Wochen getroffen werden, teilt die Behörde mit. Pfizer beantragte bei der EMA eine bedingte Marktzulassung für das Medikament zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Covid-Erkrankungen bei Patienten ab zwölf Jahren mit hohem Risiko für schwere Verläufe. Der Zulassungsantrag wird nun beschleunigt geprüft. (APA/Reuters)

Mehr als 300 Mio. Infektionen weltweit seit Pandemie-Beginn

Weltweit hat die Zahl der Corona-Infektionen seit Pandemie-Beginn die Marke von 300 Millionen überschritten. Insgesamt wurden bis Freitagnachmittag (7.1.) rund um den Globus 300.042.439 Fälle gemeldet, wie eine Berechnung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben ergab. Seit der Entdeckung der hochansteckenden Omikron-Variante im November melden viele Staaten Rekord-Infektionszahlen. Dies führte jedoch bisher nicht zu einem entsprechenden Anstieg der Todesfälle.
In den vergangenen sieben Tagen wurden bis Freitagnachmittag (16.45 Uhr MEZ) weltweit knapp 13,6 Millionen Infektionsfälle registriert, was einem massiven Anstieg von 64 Prozent im Vergleich zur Vorwoche entspricht. Somit steckten sich in den vergangenen sieben Tagen durchschnittlich über 1,9 Millionen Menschen pro Tag mit dem Coronavirus an. Der bisherige Rekord stammt vom Frühjahr 2021, als zwischen dem 23. und 29. April täglich durchschnittlich knapp 817.000 Neuinfektionen gemeldet wurden.
Die Länder mit den weltweit höchsten Infektionsraten pro 100.000 Einwohnern befinden sich alle in Europa: an der Spitze Zypern mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 3468, gefolgt von Irland mit 2840 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, Griechenland (2415), Montenegro (2371), Dänemark (2362) und Frankreich (2137). Als erstes nichteuropäisches Land kommt Australien auf Platz zwölf mit einer Inzidenz von 1261.
Gleichzeitig wurden in den vergangenen sieben Tagen weltweit durchschnittlich 6172 Todesfälle pro Tag verzeichnet, das sind drei Prozent weniger als in der Vorwoche. Der Höchststand war im Jänner 2021 mit durchschnittlich 14.803 Corona-Toten pro Tag erreicht worden. Das scheint die Erkenntnisse aus Studien zu bestätigen, wonach Omikron zwar ansteckender ist als die bisherigen Varianten, aber die Krankheitsverläufe weniger schwer sind.
Die von AFP zusammengetragenen Zahlen basieren auf den täglichen Meldungen der nationalen Gesundheitsbehörden. Ein erheblicher Teil der weniger schweren oder asymptomatischen Fälle bleibt aber trotz intensiverer Testung in vielen Ländern unentdeckt. Darüber hinaus unterscheiden sich die Teststrategien von Land zu Land. (APA/AFP)

Klimek: "Variante an sich ist nicht mild"

Vor einer gewissen Sorglosigkeit angesichts schon jetzt hoher Infektionszahlen durch die neue Omikron-Variante warnte am Montag, 10.1., der "Wissenschafter des Jahres 2021", Peter Klimek. Es werde zwar immer wieder von einer "milden" Variante gesprochen, das stimme aber nicht: "Die Variante an sich ist nicht mild." Sie werde lediglich durch die insgesamt höhere Immunität in der Bevölkerung weniger gefährlich, so der Forscher, der endlich ein vorausschauendes Management einmahnte.
Es mangle in Österreich sicher nicht an Expertengremien, es brauche aber echte "nachhaltige, professionelle Strukturen" und insgesamt deutlich mehr Ressourcen zur Seuchenkontrolle. Aktuell schlagen sich Forscher Nächte um die Ohren, um die vorhandenen Informationen zur Covid-19-Pandemie für die Politik aufzubereiten. Es bräuchte aber auch Strukturen und Expertisen in politischen Institutionen wie den Ministerien, um sich systematisch einen Reim auf das Geschehen machen zu können. In Österreich herrsche vielfach die Einstellung, sich als Politiker nur jene Experten zu holen, die in etwa die eigene Meinung vertreten, sagte Klimek am Montag bei der Übergabe der Auszeichnung "Wissenschafter des Jahres". Diese "Beliebigkeit" gelte es zu überwinden. Dazu brauche es auch ein anderes Selbstverständnis in der Wissenschaft, die ihre gewisse "Eminenzhörigkeit" ein Stück weit ablegen sollte.
Leider breche nun die "Omikronwelle über uns hinein", betonte Klimek. Vielerorts gehe man aber schon abgestumpft an die Interpretation der täglichen Zahlen heran, die oft erst bei neuen Rekorden richtig aufregen. Er habe gelesen, dass eine Pandemie nicht mit einem Knall, sondern mit einem Wimmern ende, sagte Klimek: "Vielleicht ist das jetzt schon das Wimmern." Hohe Zahlen dürfen "uns einfach nicht wurscht sein". Es gelte, die Pandemie als nachhaltige Herausforderung des Gesundheitssystems zu managen, so der Komplexitätsforscher und Physiker.
Ob das mit der nun ausgerufenen Orientierung bei der Maßnahmensetzung bis zum neuerlichen Lockdown anhand der Belegungszahlen der Normalstationen gelingt, bezweifelt Klimek sehr. Hier gebe es viele Frage zur Umsetzung. Zudem komme das Gesundheitssystem von zwei Seiten unter Druck, nämlich durch den Anstieg der Covid-19-Patienten und durch andere Erkrankungen und zusätzlich durch Ausfälle beim Spitalspersonal durch die Fluchtvariate Omikron. Klimek: "Es würde mich überraschen, wenn wir da jetzt in wenigen Tagen eine schlagkräftige Lösung schaffen." Er kenne etwa kein Meldesystem, wo sich die Krankenstände im Gesundheitsbereich ablesen ließen.
Die Orientierung an Kapazitätsgrenzen sei "wieder der falsche Ansatz". Warte man lange zu und schrammt dann knapp an der Grenze entlang, werden auch die Schäden in allen Bereichen wieder groß - von den Erkrankten, über das Gesundheitspersonal bis zur Wirtschaft. Das "immer an der Kapazitätsgrenze Entlangfahren“ sehe er zunehmend kritisch.
Der beste Weg, die Welle abzuflachen seien die Booster-Impfungen, die die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Erkrankung drastisch reduzieren. Klar sei, dass bei Omikron die Quarantänemaßnahmen und deren Länge verändert werden müssten. Jetzt etwa dreifach Geimpfte als Kontaktpersonen auszunehmen, sei als "ein Zuckerl fürs Impfen" verständlich. Quarantäne aber stark an den Immunisierungsstatus zu koppeln, werde international zunehmend kritisch gesehen. Es wäre daher vielleicht "überlegenswerter, Quarantäne an die Symptomatik und nicht an den Immunisierungsstatus" zu knüpfen.
Letztlich müsste jetzt alles daran gesetzt werden, die älteren Menschen in Österreich zur Boosterimpfung zu bewegen. Relativ glimpflich verlaufe die Omikronwelle nämlich dort, wo um die 90 Prozent der Über-60-Jährigen die Auffrischungsimpfung erhalten haben. In Österreich seien das aktuell aber nur rund 70 Prozent. Zum Schließen dieser "Impflücke" blieben nur noch wenige Wochen Zeit, so Klimek. (APA)