8. Sep. 2021Covid-19 Update 08.09.2021

Guter Impfschutz von Schwangeren durch Biontech-Vakzin; genetischer Risikofaktor für schwere Covid-Verläufe entdeckt

+++ Biontech-Impfung schützt Schwangere gut vor Infektion – Studie: Genetische Prädisposition führt zu schweren Krankheitsverläufen – Anteil der Impfdurchbrüche liegt bei 4,05 Prozent – GFATM: verheerende Auswirkung von Covid-19 auf Kampf gegen Aids – Corona-Impfstoffe decken bald weltweiten Bedarf – EMA überprüft Biontech-Auffrischungsimpfung +++

Coronavirus Warnung
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Biontech-Impfung schützt Schwangere gut vor Infektion

Der Biontech-Impfstoff schützt auch Schwangere gut vor einer Corona-Infektion und vor einer Einweisung ins Krankenhaus. Die Wirksamkeit sei in etwa vergleichbar mit der in der Allgemeinbevölkerung, berichten Forschende aus Israel und den USA im Fachmagazin "Nature Medicine" (https://www.nature.com/articles/s41591-021-01490-8). Sie hatten Daten von mehr als 21.000 geimpften und nicht-geimpften Schwangeren aus Israel ausgewertet.

Das Team um Noa Dagan vom Clalit Research Institute in Tel Aviv hatte das Infektionsrisiko bei 10.861 geimpften Schwangeren ab 16 Jahren mit dem von gleich vielen ungeimpften Schwangeren verglichen, die sich in zahlreichen Faktoren ähnelten, etwa Alter, Schwangerschaftsstadium, Herkunft und Wohnort. In der Nachbeobachtungszeit traten 131 Infektionen in der Gruppe der geimpften und 235 in der Gruppe der ungeimpften Schwangeren auf.

Mit Blick auf eine Ansteckung habe die Impfung nach der zweiten Dosis eine Wirksamkeit von 96 Prozent, schreiben die Wissenschafter. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit der Geimpften, sich mit dem Erreger anzustecken, um 96 Prozent geringer ist als bei den Ungeimpften. Eine symptomatische Infektion verhinderte die Impfung mit einer Wirksamkeit von 97 Prozent, eine Einweisung ins Krankenhaus mit 89 Prozent. Unter den Teilnehmern gab es nur einen schweren Krankheitsverlauf in der ungeimpften Gruppe und keine Todesfälle. Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen der Impfung haben die Forscher nicht untersucht.

Die Daten wurden zu der Zeit erhoben, als in Israel die Alpha-Variante von Sars-CoV-2 zirkulierte. Derzeit kursiert in Israel – wie in vielen anderen Ländern der Welt – vor allem die Delta-Variante, die besonders ansteckend ist und vor der die Impfstoffe etwas weniger gut schützen. Da der aktuellen Studie zufolge die Wirksamkeit der Impfung bei Schwangeren mit der in der Allgemeinbevölkerung vergleichbar sei, ließen sich Erkenntnisse zur Effektivität der Impfung gegen andere Varianten vermutlich auf Schwangere übertragen, schreiben die Forscher. (APA/dpa)

Studie: Genetische Prädisposition führt zu schweren Krankheitsverläufen

Ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung des Schweizer Kantonsspitals Baden (KSB) hat eine genetische Prädisposition entdeckt, die mit einem schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zusammenhängt. Die Forscher fanden heraus, dass das sogenannte Humane Leukozytenantigen-System (HLA-System) eine Rolle spielt, wie eine Erkrankung verläuft. Die Ergebnisse der multizentrischen Studie erschienen im Fachmagazin "EClinicalMedicine" (https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(21)00379-5/fulltext).

Eine Coronavirus-Infektion trifft nicht alle Patienten gleich schwer. Die genetische Veranlagung scheint dabei eine Rolle zu spielen. Das internationale Team unter Leitung der Charité Berlin fokussierte sich auf das Humane Leukozytenantigen-System (HLA-System). Dabei handle es sich um eine Gruppe menschlicher Gene, die für die Funktion des Immunsystems zentral seien, teilte das KSB am Montag (6.9.) mit.

Die Studie schloss 435 Patienten über 18 Jahren aus Deutschland, Spanien, der Schweiz und den USA ein, von denen manche mild, andere schwer erkrankt waren. Die Wissenschafter fanden Hinweise darauf, dass der HLA-Subtyp namens HLA-C*04:01 mit einem schweren klinischen Verlauf von Covid-19 einhergeht. Träger dieser Genvariante hatten demnach ein doppelt so hohes Risiko, maschinell beatmet werden zu müssen.

Laut dem KSB bietet diese Erkenntnis die Möglichkeit, Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu identifizieren. (APA/sda)

Anteil der Impfdurchbrüche liegt bei 4,05 Prozent

Von den 252.976 seit Anfang Februar in Österreich laborbestätigten Corona-Fällen bei den Über-Zwölfjährigen – das entspricht der impfbaren Bevölkerung – waren 6.793 Betroffene vollständig geimpft. Damit liegt der Anteil der sogenannten Impfdurchbrüche (vollständig Geimpfte mit symptomatischer Infektion) mittlerweile bei 4,05 Prozent (Stichtag: 7.9.). Bei 215 Personen oder nur 0,13 Prozent führte ein Impfdurchbruch zu einer stationären Aufnahme im Spital.

In Prozentanteilen gerechnet sind der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zufolge die Impfdurchbrüche mit 4,43 Prozent in der Altersgruppe der Über-60-Jährigen am Höchsten. Das ist insofern wenig verwunderlich, als die Impfquote bei den Senioren am höchsten ist. Der Anteil von bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen mit Krankenhausaufnahme lag bei vollständig immunisierten Über-60-Jährigen bei 0,51 Prozent.

Bei den 18- bis 59-Jährigen machten die Impfdurchbrüche 3,22 Prozent aus, zu Krankenhausaufenthalten führte das in 0,02 Prozent der Fälle. In absoluten Zahlen waren das 30 Betroffene. Fast keine Impfdurchbrüche zeigen sich bisher bei den Zwölf- bis 17-Jährigen, wo allerdings auch die Impfbereitschaft am geringsten ist. 49 vollständig geimpfte Jugendliche infizierten sich neuerlich, in keinem Fall war aber eine Überstellung in ein Krankenhaus erforderlich.

Was die Impfeffektivität betrifft, lag diese laut AGES im Zeitraum Anfang Februar bis Anfang September in der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen bei 88,43 Prozent und bei den Über-60-Jährigen bei 89,97 Prozent. Das bedeutet, dass eine Infektion bei den vollständig Geimpften im Vergleich zu den nicht vollständig Geimpften für den Beobachtungszeitraum um fast 90 Prozent reduziert war, betonten Experten. Nach Berechnungen der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) wurden in den Monaten Februar bis August 2021 österreichweit 9.484 Krankenhausaufenthalte, 2.524 Aufenthalte in Intensivstationen und 2.849 Todesfälle vermieden. (APA)

GFATM: verheerende Auswirkung von Covid-19 auf Kampf gegen Aids

Die Corona-Pandemie wirkt sich katastrophal auf den Kampf gegen andere schwere Krankheiten aus. Das berichtete der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) Mittwoch, 8.9., in Genf. Betroffen seien vor allem Tuberkulose- und Aids-Patienten – bei beiden Krankheiten sei die Zahl der Behandlungen und Tests infolge der Pandemie deutlich gesunken. "Die Covid-19-Pandemie hatte verheerende Auswirkungen auf den Kampf gegen Aids, Tuberkulose und Malaria im Jahr 2020."

Die 2002 gegründete und zuvor von der G8 gebilligte internationale Organisation mobilisiert und investiert eigenen Angaben zufolge jährlich mehr als 4 Milliarden US-Dollar zur Unterstützung von Programmen, die von lokalen Experten in mehr als 100 Ländern durchgeführt werden. Bis August 2021 seien bereits 3,3 Mrd. US-Dollar für Aids-, Tuberkulose- und Malariaprogramme bewilligt worden, im vergangenen Jahr 4,2 Mrd. US-Dollar (3,55 Mrd. Euro). Zusätzlich habe man 980 Mio. US-Dollar genehmigt, um auf Covid-19 zu reagieren.

Dem Bericht zufolge sank im Jahr 2020 die Zahl der gegen arzneimittelresistenten Tuberkulose behandelten Menschen in den Ländern, in die der Fonds investiere, um 19 Prozent. Auch die Zahl der Menschen, die mit Aids-Präventionsprogrammen erreicht worden seien, sei im Vergleich zu 2019 um 11 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der HIV-Tests sei um 22 Prozent zurückgegangen, was den Beginn einer Behandlung in den meisten Ländern verzögert habe. Der Kampf gegen Malaria sei durch Covid-19 nicht ganz so stark betroffen gewesen, hieß es weiter. Allerdings sei die Zahl der getesteten Malariaverdachtsfälle um 4,3 Prozent zurückgegangen.

GFATM wirbt weltweit Gelder ein, verwaltet und investiert sie. Die Zahl der durch Aids, Tuberkulose und Malaria verursachten Todesfälle ging in den Ländern, in die GFATM investiert, eigenen Angaben zufolge um 46 Prozent zurück. (APA/dpa)

Corona-Impfstoffe decken bald weltweiten Bedarf

Die Verfügbarkeit von Corona-Impfstoffen steigt nach Einschätzung von Experten weiter deutlich an. Bis Ende 2021 werden zwölf Milliarden Dosen produziert sein, wie die auf Unternehmens- und Wissenschaftsdaten spezialisierte Firma Airfinity am Dienstag, 7.9., in Genf mitteilte. Rund die Hälfte davon gehe auf das Konto chinesischer Vakzine, die andere Hälfte produzierten westliche Hersteller, hieß es. Aktuell sei fast jeder dritte Mensch auf der Erde vollständig gegen Covid-19 geimpft.

Auch jüngste Daten zeigten, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Infektion und vor allem gegen schwere Verläufe sehr hoch sei. Dies gelte auch für die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus.

Die USA, Kanada, die EU und Großbritannien würden Ende September über so viele Impfdosen verfügen, dass sie ohne weiteren Schaden für eigene Impfkampagnen rund 500 Millionen Dosen an andere Staaten weitergeben könnten, so Airfinity-Chef Rasmus Bech Hansen.

Für 2022 rechnet Pfizer-Vorstandschef Albert Bourla mit einer weiteren Produktionssteigerung auf vier Milliarden Dosen des Impfstoffes von Pfizer/Biontech. Ein großer Teil davon werde bereits in ärmere Länder geliefert. 2022 werde die Versorgung mit Impfstoffen zum Beispiel für Afrika so gut sein, dass sich nicht mehr die Frage stellen werde, ob man sich impfen lassen könne, sondern – analog zu Europa und den USA – ob sich die Menschen impfen lassen wollten, meinte Bourla.

Im Schatten der Impfdiskussion hätten sich auch große Fortschritte bei der Behandlung von Covid-19 etabliert, so Bech Hansen. Habe es zu Beginn nur eine allgemein anerkannte Therapie gegeben, seien es nun acht, hieß es. Diese Entwicklung habe Millionen Leben gerettet. (APA/dpa)

EMA überprüft Biontech-Auffrischungsimpfung

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will in den nächsten Wochen ihre Bewertung einer Auffrischungsimpfung mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer abschließen. Der Antrag für eine dritte Dosis des Vakzins sechs Monate nach der zweiten Dosis bei Personen über 16 Jahren werde beschleunigt geprüft, teilte die EMA am Montag, 6.9., mit. Die EMA überprüfe zudem Daten zu einer dritten Dosis eines der mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna bei stark immungeschwächten Menschen.

Nach Einschätzung der EMA besteht in der Allgemeinbevölkerung gegenwärtig keine dringende Notwendigkeit für Booster-Impfungen. Bei stark immungeschwächten Personen sollten sie aber in Betracht gezogen werden. (APA/Reuters)