15. Apr. 2021

Der Hausarzt macht’s (nimmer lang)

Irgendwo habe ich gelesen, dass nur mehr vier Prozent der MedizinstudentInnen eine Karriere als Hausarzt oder Hausärztin für anstrebenswert halten. Das ist erschreckend und sollte eigentlich sofort dazu führen, dass Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Arbeitsproblem. Allgemeinmediziner oder Zahnarzt, der auf einer Außentreppe sitzt und sein Gesicht mit einer klinischen Studie versteckt
iStock/Cineberg

P wie Primärversorgung und Prävention

Es gibt Länder, in denen die hausärztliche Tätigkeit als die wichtigste medizinische Arbeit gilt. Eine qualitativ hochwertige und flächendeckend verfügbare Primärversorgung ist für die Gesundheit der Bevölkerung das Allerwichtigste. Möglichst optimale und niederschwellig für alle erreichbare Angebote für Diabetes, Blutdruck, Bewegungsapparat bzw. Prävention sind das Um und Auf. Das ist ein interessanter Gedanke, der sich bei uns sicher niemals durchsetzt. Ganz im Gegenteil. Nur ein Spezialist ist hierzulande ein wertvoller Arzt. Außerdem reparieren wir lieber, wenn es ordentlich kaputt ist, statt vorzubeugen. Bis vor Kurzem habe ich jungen KollegInnen noch begeistert erzählt, dass Hausärztin sein der schönste Job überhaupt ist. Und heftig Werbung für meine Zunft gemacht. Mittlerweile denke ich mir im Stillen: „Kinder, sehr g’scheit von euch, macht’s was Ordentliches.“

Letztens war eine Studentin bei mir, die ich schon als Baby behandelt habe. Ich frag’ sie, wie es ihr geht, und sie meint: „Stressig, ich lern’ gerade für den Medizin-Aufnahmetest. Du hast mich inspiriert, ich will auch einmal so eine Praxis haben.“ Ich lächle ein bisschen gequält, ein bisschen natürlich auch stolz und denke mir: „Kind, du weißt nicht, was du da sagst.“

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.
Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune