3. März 2021Covid-19 Update 03.03.2021

Zwei Szenarien für Verlauf der Coronapandemie in Ö; neue Software hilft bei Vergabe von Restimpfstoff

++ Covid-19: Zwei Szenarien für Verlauf der Coronapandemie in Österreich – Aktuelle Daten zu PIMS-Fällen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Psychische Gesundheit von Schülern massiv verschlechtert – Neue Software hilft bei Vergabe von Rest-Impfstoff – Ärztekammer besorgt über viel zu wenig Impfstoff – ÖGK verlängert telefonische Krankmeldung bis 31. Mai ++

Coronavirus Warnung
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Zwei Szenarien für Verlauf der Coronapandemie in Österreich

Die kanadische Entwicklungsbiologin Malgorzata Gasperowicz hat bei einer Online-Veranstaltung zu Covid-19 in Alberta und in Österreich letzten Donnerstag (25.2.) zwei Szenarien für den Verlauf der Coronapandemie in Österreich in den nächsten Wochen vorgestellt:

Szenario1: Die neue Virusvariante B.1.1.7 (rote Kurve) wird dominant. Die alte Variante (schwarze Kurve) geht weiter zurück. Die Gesamtinfektionen gehen durch die wesentlich höhere Übertragbarkeit von B.1.1.7 rasch von abnehmend auf exponentiell ansteigend über.

Darstellung des möglichen Verlaufs für britische Virusvariante B.1.1.7 in Österreich

Szenario 2: Durch eine NoCovid- bzw. ZeroCovid-Strategie könnte die Ausbreitung der ursprünglichen Variante aktuell in einem Zeitraum von 8–9 Wochen auf null reduziert werden. Bei niedrigen Fallzahlen wäre auch die B.1.1.7-Variante leichter zu unterdrücken.

Darstellung für ZeroCovid und NoCovid Maßnahmen in Österreich

Dr. Malgorzata Gasperowicz ist Entwicklungsbiologin in Calgary, Alberta, Kanada. Veranstalter Johannes Lutz, Wien, befasst sich schon seit Februar 2020 mit dem Thema und kontaktierte die Entwicklungsbiologin Anfang Jänner 2021, als die ersten Fälle von B.1.1.7 in Österreich bekannt wurden.

Aktuelle Daten zu PIMS-Fällen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Seit Beginn der PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome)-Erfassung durch das DGPI (Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie) am 27.5.2020 wurden bis zum 28.2.2021 215 Kinder und Jugendliche gemeldet, die die vom DGPI gewählte Falldefinition der WHO erfüllen. Eine retrospektive Erfassung war dabei möglich.

Fälle wurden als PIMS gewertet, wenn neben (1) Fieber, (2) erhöhte systemische Inflammationsparameter (CRP oder PCT), (3) mindestens zwei Organbeteiligungen und (4) Evidenz einer aktuellen (positiver SARS-CoV-2 PCR- oder Antigen-Nachweis) oder stattgehabten (positive SARS-CoV-2-Serologie) SARS-CoV-2-Infektion oder eines SARS-CoV-2-Kontaktes nachzuweisen waren, sowie (5) andere infektiologische Ursachen ausgeschlossen werden konnten.

Ende Dezember 2020 zeigt sich ein PIMS-Erkrankungs-Gipfel, der parallel zum Peak der Covid-19-Hospitalisierungen bei Kindern und Jugendlichen aufgetreten ist. Vier PIMS-Fälle wurden aus Österreich gemeldet. Im Gegensatz zu den Covid-19-Fällen sind Kinder mit PIMS älter und eher männlichen Geschlechts. PIMS-Fälle sind seltener mit Grunderkrankungen assoziiert als Covid-19-Fälle.

PIMS-Fälle können sich als drei verschiedene klinische Syndrome präsentieren:

  1. reine PIMS-Fälle nach der obigen Falldefinition und Bewertung, mit max. einem Kawasaki-Kriterium (als SARS-CoV-2 non-Kawasaki-PIMS [non-KS-PIMS] bezeichnet),
  2. Kawasaki-Syndrom Fälle mit Erfüllen von mind. 2 der 5 Kawasaki-Kriterien (als SARS-CoV-2 Kawasaki-Syndrom [KS] gewertet) und
  3. PIMS-Fälle, die auch mind. 2 der 5 Kawasaki-Kriterien erfüllen (als SARS-CoV-2 PIMS + Kawasaki-Syndrom [KS-PIMS] bezeichnet).

Als interne Kontrolle wurden im PIMS-Survey auch Fälle eines non-SARS-CoV-2 assoziierten Kawasaki-Syndroms [non-SARS-KS] erfasst.

In den meisten PIMS-Fällen war die Aufnahmediagnose eine andere als PIMS. Häufigste Organbeteiligungen waren Haut/Schleimhaut, Herz-Kreislauf und Gastrointestinaltrakt.

Während SARS-CoV-2-Direktnachweise mittels PCR bei diesen Patienten die Ausnahme darstellen, konnten bei einem relevanten Anteil der Patienten Antikörper nachgewiesen werden.

Die Mehrheit der PIMS-Fälle wurden intensivmedizinisch behandelt, fast alle Patienten erhielten immunmodulatorische Therapien, ein hoher Prozentsatz auch eine systemische Antibiotikatherapie. Das Outcome der Patienten war günstig, Folgeschäden (v.a. bezogen auf Herz und Kreislauf) wurden in <10% der Fälle bei Entlassung beobachtet. Tödliche Verläufe wurden bisher nicht berichtet. (DGPI)

Psychische Gesundheit von Schülern massiv verschlechtert

Die psychische Gesundheit von Schülern hat sich durch die Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Laut einer Studie der Donau-Uni Krems und der Medizin-Uni Wien mit rund 3.000 Befragten zeigen 56 Prozent der über 14-Jährigen eine depressive Symptomatik, die Hälfte zeigt Angstsymptome. Die Häufigkeit dieser Beschwerden hat sich, wie auch jene von Schlafstörungen, demnach verfünf- bis verzehnfacht. Bereits 16 Prozent haben suizidale Gedanken, auch das ist ein deutlicher Anstieg.

"Die Ergebnisse sind besorgniserregend", wird Studienleiter Christoph Pieh von der Donau-Universität Krems in einer Aussendung zitiert. "Ganz besonders alarmierend ist die Tatsache, dass rund 16 Prozent entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage suizidale Gedanken angeben", betont Studienautor Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Medizinischen Universität Wien. "Das ist im Vergleich zu den letzten verfügbaren Daten aus Österreich ein deutlicher Anstieg."

Die von 3. bis 28. Februar durchgeführte Studie, die am "Social Science Research Network" (SSRN) veröffentlicht wurde, belegt auch einen deutlichen Anstieg der Handynutzung: Mittlerweile verbringe rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler täglich fünf Stunden oder mehr am Smartphone, das ist doppelt so viel wie 2018. "Das ist umso bedenklicher, als dass mit steigender täglicher Handynutzung auch die Häufigkeit psychischer Beschwerden deutlich zunimmt", betont Pieh. Auch wenn die Mobiltelefone u.a. dazu genutzt werden, um soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, scheine dies den persönlichen Kontakt nicht ersetzen zu können. Gleichzeitig zeigt die Studie eine deutliche Abnahme der körperlichen Bewegung.

Pieh ortet dringenden Handlungsbedarf und appelliert, bei zukünftigen Entscheidungen die psychosozialen Folgen der Pandemie stärker zu berücksichtigen. Neben einer raschen und an die Schwere der Beschwerden angepassten psychischen Betreuung solle auch körperliche Bewegung gefördert werden. Eine wichtige Rolle spielen hier die Schulen, und zwar weit über den Unterricht hinaus: Die Öffnung der Schulen ermögliche sozialen Kontakt und persönlichen Austausch und biete den Schülern gleichzeitig eine regelmäßige Tagesstruktur, so Pieh.

Plener plädiert angesichts der Häufung psychischer Auffälligkeiten für einen Fokus auf die Einhaltung eines Tag-Nacht-Rhythmus mit ausreichend Schlaf, körperliche Betätigung und eine Wiederaufnahme der sozialen Kontakte. Gerade in schweren Fällen und vor allem dann, wenn Gedanken auftauchen, nicht mehr weiterleben zu wollen, sei jedoch professionelle Hilfe wichtig und auch möglich. (APA)

Neue Software hilft bei Vergabe von Rest-Impfstoff

Um übrig gebliebenen, bereits aufgetauten Biontech-Impfstoff noch an die Leute bringen zu können, nutzt das Impfzentrum der Stadt Duisburg eine neu entwickelte Software namens "Impfbrücke". Aus einer Liste von Impfwilligen aus der jeweils priorisierten Gruppe werden dabei per Zufallsgenerator Personen ausgewählt und per SMS angeschrieben, wie Stadtsprecherin Anja Kopka am Montag berichtete. Wer das Angebot annehme, könne sich noch am selben Tag impfen lassen.

"Es geht um etwa 15 Dosen am Tag." Die Erfahrungen seien gut. Zuvor hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" über die in Köln entwickelte Software berichtet. "Für jede Impfdosis verschickt das Programm derzeit SMS an drei Personen gleichzeitig", sagte Manuel Hüttel von dem Software-Start-up "Lit labs" der Zeitung. "Wer zuerst zusagt, bekommt den Termin. Hat nach 30 Minuten keiner reagiert, werden drei neue Personen kontaktiert." In Duisburg sei ein Prototyp des Systems im Einsatz. (APA/dpa)

Ärztekammer besorgt über viel zu wenig Impfstoff

Der Umstand, dass in Österreich nach wie vor viel zu wenig Corona-Impfstoff zur Verfügung steht, bereitet der Ärztekammer Sorgen. Nur rasches Impfen helfe, die Pandemie zu beherrschen und Infektionen zu verhindern, meinte Präsident Thomas Szekeres am Mittwoch. Er forderte die Regierung auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, Impfstoff zeitnah zu besorgen und weltweit einzukaufen.

Dabei dürfte der Preis nicht im Vordergrund stehen. "Wenn man bedenkt, wie viel ein Tag Lockdown täglich die Österreicherinnen und Österreicher kostet, dann ist es unerheblich, ob der Impfstoff ein paar Euros mehr oder weniger kostet", meinte der Ärztekammerpräsident.

Es gebe verfügbare Impfstoffe, die millionenfach getestet und daher sicher und wirkungsvoll seien. Auch jener von AstraZeneca wurde in Großbritannien und den USA an Hunderttausenden Menschen, auch über 65-Jährigen, angewandt und habe vor schwerer Erkrankung geschützt. Szekeres: "Hier sollte unser nationales Impfgremium die Daten rasch sichten und entsprechend beurteilen, um gegebenenfalls eine Zulassung auch für Menschen über 65 Jahren zu ermöglichen." (APA)

ÖGK verlängert telefonische Krankmeldung bis 31. Mai

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verlängert nochmals die telefonische Krankmeldung bis 31. Mai 2021. Ursprünglich war die im Zuge der Corona-Pandemie eingeführte Möglichkeit der kontaktlosen Arbeitsunfähigkeitsmeldung bis Ende März befristet. Angesichts des weiter hohen Infektionsgeschehens verlängert die ÖGK diese Option bis Ende Mai, um sowohl Versicherte als auch Vertragsärzte bestmöglich zu schützen.

Gleich zu Beginn der Pandemie im März des Vorjahres setzte die ÖGK zahlreiche Maßnahmen, um Versicherten ihre gewohnt verlässliche Versorgung trotz Kontaktbeschränkungen sicherzustellen. Dazu zählt neben der telefonischen Krankmeldung auch die kontaktlose Medikamentenverordnung sowie die Möglichkeit für telemedizinische Behandlungen. (Presseaussendung der ÖGK)