18. Dez. 2020Covid-19 Update 18.12.2020

Impfstart in den USA; neue Virus-Variante wirft Immunfragen auf

++ COVID-19: EU-Entscheidung über Marktzulassung bis zum 23. Dezember - Erste Impfungen in den USA - Neue Virus-Variante in Großbritannien wirft Immun-Fragen auf - FDA stufte Moderna-Vakzin als sicher und wirksam ein - EU-App klärt Corona-Fragen - Bundesheerhunde können COVID-19 riechen ++

Coronavirus Warnung
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EU-Entscheidung über Marktzulassung bis zum 23. Dezember

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat einen gemeinsamen Beginn der Impfungen gegen das Corona-Virus in der gesamten Europäischen Union vorgeschlagen. "Lasst uns so bald wie möglich gemeinsam mit dem Impfen anfangen, zusammen, als 27, mit einem Start am selben Tag", sagte von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament. Ihr Sprecher betonte, dass die EU-Kommission bis zum 23. Dezember über die Marktzulassung des Biontech/Pfizer-Vakzins entscheidet.

Damit könnte der Impfstoff von Biontech/Pfizer innerhalb von zwei Tagen nach der EMA-Entscheidung am 21. Dezember auf den Markt kommen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob das Mittel in den 27 EU-Staaten zugelassen wird, liegt nach dem EMA-Gutachten nämlich bei der Brüsseler Behörde.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass sie am 21. Dezember ihr Gutachten zum Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer abgeben will - acht Tage früher als zuvor geplant. Von der Leyen ließ keinen Zweifel, dass sie mit einem positiven Bescheid rechnet. "Endlich wird binnen einer Woche der erste Impfstoff zugelassen werden, damit Impfungen sofort beginnen können", sagte sie. Weitere Impfstoffe kämen nächstes Jahr hinzu. "Lasst uns zusammen und geeint mit der Ausrottung dieses furchtbaren Virus beginnen", sagte sie. Von der Leyen betonte, die EU-Kommission habe das weltweit breiteste Sortiment künftiger Impfstoffe zusammengestellt und insgesamt mehr als genug Impfstoffe für alle Europäer eingekauft. (APA/dpa)

Erste Impfungen in den USA

Nach einer Notfallzulassung haben am Montagmorgen (Ortszeit) in den Vereinigten Staaten die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Der Fernsehsender CNN übertrug Bilder von der Impfung einer Krankenschwester mit dem Mittel des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer im Osten des New Yorker Stadtteils Queens.

Die Vereinigten Staaten erleben aktuell erneut eine verheerende Welle der Pandemie mit Rekordzahlen bei Infizierten, Erkrankten in Krankenhäusern und Todesopfern. Viele Krankenhäuser berichten von überlasteten Notaufnahmen und fehlenden Pflegekräften für die ständig steigenden Zahlen an Infizierten. Für den Montag wurde erwartet, dass in den USA in der Zählung der Johns-Hopkins-Universität die Marke von 300.000 Toten seit Beginn der Pandemie überschritten würde.

Nun sollen als erstes Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft werden. Es handelt sich um die größte Impfkampagne in der Geschichte des Landes, laut CNN sollten am Montag in allen Bundesstaaten erste Impfungen anlaufen.

Pfizer und Biontech hatten auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung des Corona-Impfstoffs beantragt. Spätestens am 29. Dezember werde das Gutachten des Expertenausschusses vorliegen, erklärte die Direktorin der EMA, Emer Cooke, am Montag in Amsterdam. "Die europäischen Bürger haben uns gesagt, dass sie eine schnelle Zustimmung wollen, aber viel wichtiger, sie wollen eine gründliche Überprüfung von Nutzen und Risiken des Impfstoffes, sodass sie überzeugt sind, es ist sicher, wirksam und von hoher Qualität."

Im Gegensatz zu den USA, Kanada und Großbritannien erteilt die EU keine Notfallzulassung. Die bedingte Marktzulassung stelle sicher, so die EMA-Chefin, dass die COVID-19-Impfstoffe die EU-Standards für alle Impfstoffe und Arzneimittel erfüllten. Bereits Anfang des Monats hatten die britischen Behörden diesem Präparat eine Notfallzulassung erteilt. Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien, Kuwait und Mexiko folgten. Russische und chinesische Impfstoffe sind bereits in mehreren Ländern im Einsatz.

Die US-Regierung hat sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gesichert. Der US-Pharmakonzern Moderna teilte am Freitag mit, die US-Regierung kaufe weitere 100 Millionen Dosen seines Impfstoff-Kandidaten. Diese Dosen würden im zweiten Quartal 2021 geliefert. Der Moderna-Impfstoff muss von der FDA noch zugelassen werden, eine Entscheidung darüber wird Ende der Woche erwartet. (APA/dpa)

Neue Virus-Variante in Großbritannien wirft Immun-Fragen auf

Britische Behörden haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über eine in Großbritannien gefundene neue Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 informiert. Studien dazu liefen, wie eine Sprecherin der WHO am Dienstag in Genf sagte.

"Bisher wissen wir sehr wenig über diese Variante", sagte der Physiker Richard Neher, der am Biozentrum der Universität Basel die Evolution von Viren und Bakterien erforscht. Unklar sei etwa, ob eine der Mutationen mit einer reduzierten Erkennung durch das Immunsystem einhergehe. Die britischen Behörden erforschten dies zurzeit, so die WHO.

Weil die neue Virusvariante in kurzer Zeit bei mehr als 1.000 Menschen im Südosten Englands nachgewiesen wurde, prüfen die britischen Behörden auch, ob sie ansteckender ist als die bekannten Varianten. "Ob sich die Variante tatsächlich schneller ausbreitet, kann man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen", meinte Neher. "Das plötzliche Auftreten könnte auch durch Superspreader-Anlässe zu erklären sein."

Nach Angaben der WHO haben die schon bekannten Varianten des Virus im Hinblick auf Ansteckungswege oder Schwere der Krankheit COVID-19, die es auslösen kann, sich kaum oder gar nicht anders verhalten als das zuerst identifizierte Virus. Es gebe aus Großbritannien bisher auch keine Hinweise, dass dies bei der neuen Variante anders sei. (APA/dpa)

FDA stufte Moderna-Vakzin als sicher und wirksam ein

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat den Corona-Impfstoff des US-Pharmaunternehmens Moderna als sicher und wirksam eingestuft. In einer am Dienstag vorgelegten Analyse bescheinigt die Behörde dem Impfstoff-Kandidaten ein "positives Sicherheitsprofil". Daten von rund 30.350 Teilnehmern klinischer Studien hätten "keine besonderen Sicherheitsbedenken" ergeben, die einer Notfallzulassung entgegenstehen würden.

Der Impfstoff sei zudem "hochwirksam", um ein Ausbrechen der durch das Coronavirus verursachten Lungenerkrankung COVID-19 zu verhindern, schreibt die FDA. Die Arzneimittelbehörde bestätigt eine Wirksamkeit von 94,1 Prozent.

Der Bericht wurde für eine Sitzung der unabhängigen Impfkommission vorgelegt, die sich am Donnerstag mit dem Moderna-Antrag auf eine Notfallzulassung für den Impfstoff befassen wird. Sollte die Impfkommission eine Zulassung empfehlen, dürfte die FDA diese sehr schnell erteilen.

Am vergangenen Freitag hatte die Arzneimittelbehörde nach einer identischen Prozedur bereits eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer ausgestellt. Am Montag begann dann eine großangelegte Impfkampagne mit dem Wirkstoff.

Die USA sind das Land mit der höchsten Zahl an registrierten Ansteckungen und Todesfällen weltweit und werden derzeit von einer verheerenden neuen Corona-Welle getroffen. Täglich kommen mehr als 200.000 neue Fälle hinzu, an einigen Tagen wurden bereits mehr als 3.000 Todesfälle registriert. Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehr als 16,5 Millionen Infektionen bestätigt. Am Montag wurde die Schwelle von 300.000 Todesfällen überschritten. (APA/AFP)

EU-App klärt Corona-Fragen

Darf ich nach Frankreich reisen? Muss ich in Italien eine Maske tragen? Gibt es in Deutschland eine Corona-App? Bei solchen Fragen soll ab sofort der Griff zum Handy weiterhelfen. Die "Re-open EU"-App der EU-Kommission (https://reopen.europa.eu/de) bietet aktuelle Informationen etwa zur Gesundheitssituation, Sicherheitsvorkehrungen oder Reisebeschränkungen, und zwar für alle EU-Staaten sowie die Schengen-Mitglieder Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.

Nutzer können sich auch über nationale Quarantäne- und Test-Regeln sowie Warn- und Nachverfolgungs-Apps informieren, wie die EU-Kommission am Montag in Brüssel mitteilte. Die App kann für Android- und Apple-Geräte heruntergeladen werden und bietet Informationen in den 24 offiziellen Sprachen der EU an.

Bereits im Juni hatte die EU-Kommission die "Re-open EU"-Website gestartet. Der EU-Kommission zufolge ist die Seite bereits mehr als acht Millionen Mal besucht worden. (APA/dpa)

Bundesheerhunde können COVID-19 riechen

Mit ihrer feinen Nase erkennen Hunde des österreichischen Bundesheeres, ob eine Person mit SARS-CoV-2 infiziert ist, hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Montag vor Journalisten berichtet. Sie riechen bei einem benutzten Mund-Nasen-Schutz, wenn der Träger an COVID-19 erkrankt ist.

Bei einer Vorführung im Rahmen einer Pressekonferenz demonstrierte ein Belgischer Schäferhund des Militärs mehrmals hintereinander, dass er eine Schutzmaske von einem COVID-Patienten sicher von Masken Coronavirus-freier Menschen unterscheiden kann. "Die Suche geht sehr schnell und ist für den ausgebildeten Hund keine große Herausforderung", Otto Koppitsch vom Militärhundezentrum Kaisersteinbruch im Burgenland. Beim Training habe er 250 Proben locker in zehn Minuten gescannt, und typischerweise würde solch ein Hund eine halbe Stunde am Stück arbeiten.

Das Training funktioniert komplett mit virenfreiem Material, und auch bei der Kontrolle von frischen Proben sei eine Virenübertragung praktisch nicht möglich, so der deutsche Physiker und Zoologe Wolf Kafka: "Ich glaube, dass Österreich mit dieser Entwicklung international eine Spitzenposition einnimmt", sagte er.

Die Hunde wurden seit Juni 2020 von Militärhundeführern nach einer von Kafka entwickelten Methode (SOKKS) ausgebildet, die auch bei der Suche nach Sprengstoff, Drogen etc. zur Anwendung kommt: Material wird dafür auf ein Trägermaterial in einem kleinen Röhrchen aufgetragen und dem Hund wurde beigebracht, durch Hinlegen oder Hinsetzen anzuzeigen, wenn er solch einen Geruch in die Nase bekommt. In diesem Fall stammte es von COVID-Patienten aus der Universitätsklinik in Graz und dem Militärhospital in Graz, und zwar von frisch COVID-19-belasteten bis hin zu intubierten Patienten, so Kafka.

Ein positives "Aha-Erlebnis" sei es gewesen, als der Hund eine COVID-19-belastete Maske am Gang des Militärhospitals sofort eindeutig angezeigt hat, die frisch aus dem Patientenzimmer gekommen ist, berichtete Koppitsch: "Da wussten wir, dass die Hundenase wirklich in der Lage ist, COVID-Material zu identifizieren und anzuzeigen." Damit das Ganze auch im Einsatz funktionieren kann, bräuchte der Hund aber mehr Routine und Übung. Was genau der Hund in der Probe erschnüffelt, wisse man nicht, sagte Kafka. Es könnten sowohl Bestandteile des Virus sein, wie Stoffwechselprodukte, die Coronakranke vermehrt haben, wie zum Beispiel Botenstoffe aus der Immunantwort.

Bis zum Jahreswechsel soll laut Koppitsch erprobt und beurteilt werden, ob die Hunde einsetzbar sind. Sie würden keinesfalls flächendeckend arbeiten können, sondern wenn, dann nur an besonderen Schwerpunkten verwendet werden, wie etwa um ankommende Flugzeuginsassen aus Risikogebieten am internationalen Flughafen in Wien-Schwechat zu kontrollieren. (APA)