23. Sep. 2020Organ mit Organisationstalent

Kryptogene Pneumopathie imitiert akute Infektionen

Trockener Husten, Dyspnoe, Fieber: Das schreit fast nach COVID-19 oder wenigstens der Grippe. Aber manchmal lässt sich gar keine rechte Ursache für die Symptome finden, das Ganze heißt dann kryptogen organisierende Pneumopathie.

Ältere Frau hustet drinnen
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Der Begriff der organisierenden Pneumopathie (OP) beruht auf einem histopathologischen Muster, das Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde. Pathognomonisch ist im Verlauf die Bildung intraalveolärer polypoider, zwiebelschaliger Strukturen aus Granulationsgewebe mit inflam­matorischen Zellen, den sogenannten Masson-Körpern. Die Alveolarwände zeigen nur leichte Anzeichen einer Entzündung, die Lungenarchitektur bleibt zumindest im Akut- und Subakutstadium erhalten.

Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet zunächst unter grippeähnlichen Symptomen (s. Tabelle). Häufig beginnen diese subakut über Wochen. Klinisch kann bei drei Viertel der Patienten ein Knisterrasseln bestehen, ein Viertel hat aber einen unauffälligen pulmonalen Befund, berichten Dr. Dagmar Lin und Professor Dr. Thomas Geiser von der Universitätsklinik für Pneumologie am Inselspital Bern.
In den meisten Fällen findet sich trotz intensiver Abklärung keine Ursache – man spricht dann von der kryptogenen organisierenden Pneumopathie (COP). Die genaue Inzidenz der COP kennt man nicht, laut einer isländischen Studie liegt sie bei 1/100 000. Am häufigsten erkranken Menschen zwischem dem 50. und 60. Lebensjahr, bevorzugt Frauen und eher Nicht-/ Ex-Raucher.

Sekundäre Formen können nach Infektionen, medikamentenbedingt (z.B. Amiodaron, Methotrexat, Bleo­mycin), im Zusammenhang mit Bindegewebserkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Leukämien, Lymphomen oder einem Lungenkarzinom sowie nach thorakaler Bestrahlung insbesondere beim Mammakarzinom auftreten.

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