24. Juni 2020

Die Neue und die Alte Normalität

Die erste Gesundenuntersuchung läuft seit gerade mal fünf Minuten, als die Patientin mir mitteilt, dass sie bei Dr. Google gelesen hat, es sei beim Eisenmangel wichtig, das Ferritin zu kontrollieren. Deshalb meint sie, dass wir das auch machen sollten. Leicht säuerlich antworte ich ihr, dass ich das immer schon so halten würde. Und noch dazu würde ich auch immer das CRP mitbestimmen, da im Falle eines erhöhten Entzündungswertes der Ferritinwert nicht stimmt. „Ah, dann passt’s eh.“

E wie Evaluierung

Eine Viertelstunde später, als ich den Impfpass einer anderen jungen Dame durchsehe und auf die Notwendigkeit einer Hepatitis- und Repevax-Auffrischung hinweise, ernte ich ein: „Ich weiß nicht, das mag ich jetzt nicht machen. Das tu ich erst, wenn’s nötig ist.“ Und diese Notwendigkeit scheine nicht ich unter Zuhilfenahme des österreichischen Impfplans, sondern die Dame ganz selbst allein zu bestimmen. Als meine dritte VU dann ihre Histaminintoleranz in den schauerlichsten Farben zu schildern beginnt, weiß ich es: Die Alte Normalität ist wieder zurück. Ich habe ihn wieder, den ganz normalen Praxiswahnsinn. Ist also jetzt alles gut? Mitnichten.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune