18. Dez. 2019

Von der Inneren ins Labor und zurück

Dr. Georg Greiner, PhD, erklärt auf Nachfrage der krebs:hilfe!, warum die Kombi aus Patientenbetreuung und Laborarbeit ideal ist und was die Alternative zur Work-Work-Balance wäre. (krebs:hilfe! 12/19)

Greiner: „Leider ist das Arzt-Sein auf der Station nicht so, wie man es sich gerne vorstellt. 75 Prozent sind Administration.“

Derzeit macht Greiner (29) die Ausbildung zum Facharzt für medizinische und chemische Labordiagnostik an der MedUni bzw. dem CCC Wien. Für seine Arbeit auf dem Gebiet der translationalen Forschung erhielt er den „Hans und Blanca Moser“-Förderungspreis. Ausgezeichnet wurde eine Publikation über das Zytokin CCL-2 als Mediator pathologischer Knochenmarkveränderungen bei der Mastozytose. Erstmals konnten Greiner und Kollegen zeigen, dass Patienten mit fortgeschrittener Mastozytose erhöhte CCL-2-Serumspiegel im Vergleich zu Gesunden hatten. Hohe CCL-2-Spiegel korrelierten zudem mit einem signifikant kürzeren Gesamtüberleben. Eine Blockade des Zytokins könnte eine vielversprechende Therapie der Mastozytose darstellen. Greiner: „Wir haben CCL-2 in der Maus genetisch ausgeknockt, was einen dramatischen Unterschied auf den Verlauf der Erkrankung hatte. Die Mäuse lebten deutlich länger. Entsprechende Wirkstoffe zur Blockade gibt es schon, da laufen zum Beispiel Phase-II-Studien bei Brustkrebs.“

Mittelweg mit viel Patientenkontakt

Eigentlich wollte Greiner entweder Internist werden oder ein „echter Grundlagenforscher“. „Gelandet bin ich in der Mitte. Diagnostik, Klinik, Forschung – die drei Standbeine sind in meiner Arbeit alle vorhanden und es greift alles ineinander, was natürlich optimal ist.“ Ins Labor kam Greiner ursprünglich über seinen Forschungsleiter Assoz.-Prof. PD Dr. Gregor Hörmann, PhD. „Er meinte, das ist sehr nahe an der Hämatoonkologie, womit er recht gehabt hat.“ Daneben dürfte auch der familiäre Background des Jungarztes eine Rolle gespielt haben, denn seine Mutter, Dr. Gabriele Greiner, ist ebenfalls Labormedizinerin.  Aktuell findet man Greiner aber noch eher auf der Inneren als im Labor, weil er dort ein Jahr seiner Facharztausbildung verbringt. „Somit kann ich momentan das Knochenmark beim Patienten entnehmen, im Labor die komplette Analytik machen und eine Diagnose stellen, die dann direkt zur Behandlung am Patienten führt. Diese Kombination ist schon cool.“ Und das ist es auch, was Greiner dazu motiviert, neben der klinischen Arbeit translationale Forschung zu betreiben. „Dadurch, dass meine Routinearbeit sehr eng am Patienten ist und ich sehe, wie es den Patienten geht, will ich einfach versuchen, etwas zu finden, das die Lebensqualität oder Prognose verbessert.“

Wegbegleiter werden

Ob ihm der Patientenkontakt später nicht fehlen wird? „Auf alle Fälle, aber ich kann mich dann ja in die jeweilige Situation reindenken. Wenn ich sehe, welche Diagnose ein Patient hat, dann weiß ich, wie es ihm geht. Und man bekommt den Verlauf mit, weil die Patienten zum Teil leider auch Rezidive haben. – Was auch für uns sehr schlimm ist, weil wir ja über Jahre hinweg Wegbegleiter dieser Patienten sind.“  Die Innere später als Zusatzfach zu machen, ist ein mögliches Zukunftsszenario für Greiner. „Leider ist das Arzt-Sein auf der Station nicht so, wie man es sich gerne vorstellt. 75 Prozent des Alltags sind Administration. Dementsprechend ist die echte Patientenbetreuung gerade für den Assistenzarzt zum Teil etwas nach hinten verlagert.“ Im Labor sei es dagegen schon etwas leichter, die Routinearbeit mit der Forschung unter einen Hut zu bringen.

Nach seiner eigenen Work-Life-Balance gefragt, sagt Greiner: „Das ist eher eine Work-Work-Balance, man muss sicher einen Mittelweg finden, aber gerade auf der Uniklinik ist es natürlich ein großer Mehraufwand, Patientenbetreuung und Forschung unter einen Hut zu bekommen. Weniger Bürokratie und mehr Patientenkontakt wären wünschenswert.“ Nach seinen Zielen gefragt, steht für Greiner neben dem Abschluss der Ausbildung in etwa einem Jahr, die Habilitation an oberster Stelle. „Die sollte ich nächstes Jahr einreichen können. Ansonsten werde ich noch einen Management-MBA machen, um auch die betriebswirtschaftliche Komponente abdecken zu können, die mir hier noch fehlt.“