7. Okt. 2019

Anti-HCV-Therapie schützt das Herz

Wird ein Patient mit chronischer Hepatitis C antiviral behandelt, profitiert nicht nur die Leber. Auch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sinkt. Die kardiovaskuläre Ereignisrate geht um bis zu 43 % zurück. (Medical Tribune 39/19)

Ob eine HCV-Infektion Herz-Kreislauf-Erkrankungen negativ beeinflusst, wird in der Literatur kontrovers diskutiert, berichtet Prof. Dr. Adeel A. Butt vom VA Pittsburgh Healthcare System. Zusammen mit Kollegen ging er der Frage nach, inwiefern medikamentöse Therapien – insbesondere direkt antiviral agierende Agenzien (DAA) – das Ereignisrisiko beeinflussen. Dazu werteten sie die Daten von US-Veteranen mit chronischer HCV-Infektion aus. 4.436 Patienten waren ausschließlich mit pegyliertem Interferon/Ribavirin und 12.667 mit DAA behandelt worden. Das Vergleichskollektiv bildeten chronisch HCV-Infizierte ohne pharmakologische Therapie. Kardiovaskulär vorbelastete Personen schloss man im Vorfeld von der Analyse aus. Myokardinfarkt, instabile Angina, Herzinsuffizienz, periphere Gefäßerkrankung, Schlaganfall sowie Koronarinterventionen und Bypass kamen in der Gruppe der medikamentös behandelten Veteranen signifikant seltener vor als im Kontrollkollektiv (7,2 % vs. 13,8 %).

Keine Aussage zur Kausalität

Die Behandlung mit pegyliertem Interferon/Ribavirin führte zu einer Risikoabnahme um 22 %. Nach einer Therapie mit direkten antiviralen Wirkstoffen sank die Ereigniswahrscheinlichkeit sogar um 43 %. Ein anhaltendes virologisches Therapieansprechen war zusätzlich von Vorteil. Die direkt antiviral wirksamen Medikamente schützen nicht nur vor den hepatischen Komplikationen der HCV-Infektion, so das Fazit der Wissenschaftler. Sie könnten auch das Herz-Kreislauf-Risiko der Betroffenen senken. Aufgrund des retrospektiven Studiencharakters sei allerdings keine Aussage zu einem potenziell kausalen Zusammenhang möglich.

Butt AA et al., Gastroenterology 2019; 156: 987–996.e8

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune