18. Sep. 2019

Pflege: Österreicher wollen Rechtsanspruch auf Unterstützung

Die Österreicher wünschen sich laut einer Umfrage einen Rechtsanspruch auf ausreichende Unterstützungsleistungen durch Pflegedienste. 86 Prozent der im Volkshilfe-“Sozialbarometer” Befragten sprachen sich dafür aus, gab die Volkshilfe am Dienstag bekannt. Volkshilfe-Präsident Ewald Sacher forderte von der Politik die Erstellung eines Gesamtkonzepts und pochte dabei auf Einbindung der NGOs.

Sacher begrüßte es, dass das Thema Pflege nun auch wieder im Wahlkampf angekommen ist. „Es fehlt uns aber ein überzeugendes Gesamtkonzept“, ein solches habe bisher kaum eine der wahlwerbenden Parteien präsentiert, sagte er auf einer Pressekonferenz in Wien. Vielmehr handle es sich bei den bisher gebrachten Vorschlägen um Einzelvorschläge und „Momentaufnahmen“.
Diese Einschätzung gelte auch für die ÖVP-Idee eines „Pflege-daheim-Bonus“, bei dem in Pflegestufe 3 ein Anspruch auf 1.500 Euro pro Jahr bestehen soll, sofern ein Angehöriger zuhause betreut wird. Dies sei ebenso ein Vorschlag, über den man diskutieren könne, wenn man „vorher zehn andere Dinge löst“, sagte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger. Denn: „Geld pflegt nicht.“

Volkshilfe fordert Gesamtkonzept

Vielmehr gehe es um ein Gesamtkonzept und auch um den von der Mehrheit der Österreicher gewünschten Rechtsanspruch auf Unterstützungsleistung – zu sozial gestaffelten Preisen. Fenninger verwies auch darauf, dass 56 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut SORA Befragten (1.015 face-to-face-Interviews) die Unterstützungsangebote für an Demenz erkrankte Personen und deren Angehörige als nicht ausreichend bezeichneten. Notwendig sei daher u.a. „endlich ein flächendeckender Ausbau von Betreuungseinrichtungen“.
Auch die Harmonisierung der je nach Bundesland unterschiedlichen finanziellen Unterstützungsleistungen ist den Befragten ein Anliegen: 85 Prozent wollen eine Angleichung. Dass 56 Prozent der Befragten das Berufsbild für attraktiv halten, sei zwar einerseits „ein guter Wert”, so Fenninger. Da aber gleichzeitig 42 Prozent das Berufsbild für nicht attraktiv halten, erkenne man, „dass das Image aufgewertet gehört“.

Wesentlich bei der Erstellung eines Gesamtkonzeptes ist für Sacher, dass zuerst der Bedarf erhoben wird: „Wir müssen erkennen, was brauchen und wollen die Menschen wirklich in der Pflege“. Danach stehe die Frage der Organisation und erst an dritter Stelle die Frage nach der Finanzierung.
Sacher verwies auch auf den Forderungskatalog der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG): Wesentlichste Punkte seien u.a. eine „Offensive für mehr Pflegekräfte“ und eine bessere Berücksichtigung der Demenzerkrankungen bei Pflegegeldeinstufungen. Auch müsse es zu verstärkter Entlastung von pflegenden Angehörigen kommen – und zwar durch mehr Beratung sowie dem Ausbau der mobilen Dienste, der teilstationären Angebote, der Kurzzeitpflegezentren und leistbarer mehrstündiger Betreuungsangebote. Auch fordert die Volkshilfe einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und Pflegeteilzeit. Und schlussendlich brauche es auch eine Harmonisierung der Leistungsangebote über die neun Bundesländer hinweg.

Quelle

APAMED vom 17.09.2019