20. Feb. 2019Digitalisierung

e-Rezept: Abbau des Papier-Kilimandscharo

Das elektronische Rezept soll ab kommendem Jahr schrittweise das Papierrezept ablösen. Ausstellung, Einlösung und Abrechnung von Kassenrezepten erfolgt dann über das e-Card-System. (Medical Tribune 8/19)

60 Millionen Papierrezepte: so hoch wie der Kilimandscharo.

Der Kilimandscharo, das höchste Bergmassiv Afrikas, erreicht eine Höhe von 5.895 Metern. Würde man die rund 60 Millionen Arzneimittelverordnungen, die jährlich in Österreich ausgestellt werden, übereinanderstapeln, so würde der entstehende Papierberg ähnliche Ausmaße annehmen. Doch damit soll nun Schluss sein. Der Hauptverband, die Österreichische Ärztekammer und die Österreichische Apothekerkammer haben sich auf die Einführung des elektronischen Rezeptes ab kommendem Jahr geeinigt.

„Damit wollen wir die Höhe des Rezepte-Kilimandscharo deutlich reduzieren“, bekräftigt Dr. Alexander Biach, Vorsitzender des Verbandsvorstands der österreichischen Sozialversicherungsträger. Mit dem e-Rezept – einer Anwendung im e-Card-System – soll künftig die bislang papiergebundene Ausstellung, Einlösung und Abrechnung von Kassenrezepten weitgehend durch elektronische Abläufe ersetzt werden. Außerdem werden die eingehobenen Rezeptgebühren tagesaktuell dem Rezeptgebühren-Konto (REGO) der Versicherten angerechnet.

Rezept am Handy

So funktioniert es: Der Arzt erstellt das e-Rezept auf seinem Computer und damit ist es im e-Card-System gespeichert. Auf Wunsch erhalten die Patienten das Rezept mitsamt einem QR-Code elektronisch auf ihr Handy oder auf Papier ausgedruckt. In der Apotheke wird dieser Code gescannt oder die e-Card des Patienten gesteckt und somit das e-Rezept aus dem e-Card-System abgerufen. Danach speichert der Apotheker die Einlösung des Rezeptes im e-Card-System und rechnet die e-Rezepte elektronisch mit der Sozialversicherung ab. Ausgenommen davon sind lediglich Arzneimittel zur Substitutionstherapie. Die Patienten können über das Portal der Sozialversicherung www.meinesv.at bzw. über eine App ihre e-Rezepte elektronisch abrufen und haben damit eine komplette Übersicht über ihre noch nicht eingelösten e-Rezepte.

Ein weiterer Vorteil: Ärzte können ihren Patienten ein Rezept – etwa für eine Dauermedikation – ausstellen, ohne dass diese in die Ordination kommen müssen; sie schicken das e-Rezept einfach an das Mobiltelefon des Patienten. Die Einführung des elektronischen Rezeptes startet ab April 2020 im Rahmen einer Pilotphase in zwei Bezirken in Kärnten. Dann erfolgt das schrittweise Rollout in weiteren Regionen. Die flächendeckende Einführung des e-Rezeptes in ganz Österreich soll bis 31. Mai 2022 abgeschlossen sein. „Nach den guten Erfahrungen mit der e-Medikation ist eine schnelle und reibungslose Umsetzung zu erwarten“, ist Dr. Dietmar Bayer, Referent für Telemedizin und medizinische Informatik der Österreichischen Ärztekammer, überzeugt.

MK

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune